Neuburger Rundschau

Ingolstädt­er Panther im Pech

Shedden-Team kassiert am Sonntag in der Viertelfin­al-Serie gegen Köln die erste Niederlage. Warum das 3:2-Siegtor der Haie in der Verlängeru­ng irregulär war

- VON DIRK SING

Köln Der ERC Ingolstadt und die Kölner Haien können in der diesjährig­en Play-off-Viertelfin­al-Serie offensicht­lich gar nicht genug bekommen. Wie schon zwei Tage zuvor in der Saturn-Arena, „gönnten“sich die Kontrahent­en auch gestern Abend in der Lanxess-Arena eine Verlängeru­ng – allerdings mit unterschie­dlichem Ausgang! Hatten die Panther vor heimischer Kulisse noch gejubelt und mit 4:3 den zweiten Sieg eingefahre­n, brachte der KEC am Sonntag den ersten Erfolg unter Dach und Fach. Nach 2.56 Minuten in der Overtime gelang Ryan Jones der 3:2-Siegtreffe­r, dessen Entstehung jedoch regelwidri­g war. Beim Zuspiel von Lucas Dumont stand Fabio Pfohl bereits im Abseits. Partie Nummer vier findet am Freitag (19.30 Uhr) wieder in Ingolstadt statt.

Im gestrigen dritten Duell übernahmen die Haie, bei denen der bislang verletzte Nationalst­ürmer Fabio Pfohl sowie der gesperrte Moritz Müller in den Kader zurückkehr­ten (bei Ingolstadt fehlten weiter Fabio Wagner und Joachim Ramoser) vom Eröffnungs­bully weg das Kommando und schnürten die Panther in den ersten 60 Sekunden gleich einmal in deren Hälfte ein. Sprang in dieser Phase noch keine wirkliche Chance heraus, sollte sich dies in der dritten Minute ändern: Sebastian Uvira klaute Darin Olver die Scheibe und versuchte es mit einem Drehschuss (3.). Doch ERCI-Schlussman­n Jochen Reimer ließ sich davon ebenso wenig bezwingen wie von Frederik Tiffels (4./10.).

Je länger dieses erste Drittel dauerte, umso besser fanden die Gäste schließlic­h in dieses Match. Köln tauchte fortan nur noch selten gefährlich vor Reimer auf, da seine Vorderleut­e nun wesentlich besser die neutrale beziehungs­weise eigene Zone kontrollie­rten. Einziges Manko aus Sicht der Panther: Obwohl Haie-Goalie Gustaf Wesslau zahlreiche (ungefährli­che) Scheiben nach vorne abprallen ließ, konnte das Shedden-Team daraus kein Kapital schlagen. Auch bei einigen KonterGele­genheiten fehlte beim entscheide­nden finalen Pass die Genauigkei­t. Erst Brandon Mashinter (18.) sowie Thomas Greilinger in Überzahl, dessen Schuss jedoch gerade noch geblockt wurde (20.), versprühte­n erstmals Gefahr vor dem KEC-Kasten.

Mächtig auf Betriebste­mperatur kam Reimer dann im zweiten Abschnitt. Die Haie erhöhten nochmals die Schlagzahl und kamen nun quasi im Minuten-Takt zu erstklassi­gen Möglichkei­ten. Ob Jason Akeson (22.), Colby Genoway (23.), Ryan Jones (25.), Rok Ticar, Alexander Oblinger oder erneut Genoway (27.) – sie alle lieferten sich mit dem Panther-Torhüter ein Privatduel­l und mussten dabei stets frustriert abdrehen. Dass die Schanzer in dieser Phase große Probleme hatten, einen geregelten Spielaufba­u auf’s Eis zu bringen, lag zweifelsoh­ne auch daran, dass Top-Verteidige­r Maury Edwards nach einem Faustkampf mit Pfohl zum Ende des ersten Drittels – ebenso wie sein Kontrahent – 16 Minuten auf der Strafbank verbringen musste.

Offensiv- beziehungs­weise Entlastung­s-Aktionen der Gäste waren dementspre­chend rar gesät. Und dennoch gingen sie in der 30. Minute wie aus dem Nichts in Führung. Greilinger brachte die Scheibe mit viel Druck in Richtung des Kölner Gehäuses und David Elsner fälschte entscheide­nd ab – 0:1! Der Spielverla­uf war damit etwas auf den Kopf gestellt. Doch die Haie antwortete­n prompt! Nur 74 Sekunden später „vernaschte“der Ex-Ingolstädt­er Alexander Oblinger erst ERCI-Verteidige­r Colton Jobke und hatte dann auch noch das Auge für den freistehen­den Uvira, der zum 1:1 traf (31.). Der KEC war damit wieder zurück in dieser für ihn eminent wichtigen Partie und legte in der 37. Minute sogar nach. Bei einem Zweigegen-Eins-Konter hämmerte Rok Ticar den Puck zum 2:1 ins kurze Eck. Pech für Reimer und die Ingolstädt­er, die kurz zuvor durch „Rückkehrer“Edwards auch noch den Pfosten getroffen hatten (35.).

Richtig kurios wurde es dann im Schlussabs­chnitt: Bei einer Überzahl-Situation in der 44. Minute jubelten die Panther. Nachdem sich die Unparteiis­chen jedoch unsicher waren, ließen die zunächst weiterspie­len. Erst 158 (!) Sekunden später, als das Match endlich unterbroch­en war, zogen sie den Videobewei­s zurate! Und die Bilder unterstric­hen, was die ERCI-Akteure bereits mit bloßem Auge gesehen hatten: Das Spielgerät hatte nach D’Amigos Schuss unter Wesslaus Fanghand die Torlinie deutlich überschrit­ten – 2:2! Nachdem Ticar anschließe­nd freistehen­d am stark reagierend­en Reimer gescheiter­t war (55.), ging es erneut in die Verlängeru­ng!

Dort hatte letztlich der KEC im wahrsten Sinne des Wortes das Glück auf seiner Seite. Nachdem die Linienrich­ter zunächst eine Abseitsste­llung von Pfohl übersehen hatten, „arbeitete“Ryan Jones einen Abpraller irgendwie in den Ingolstädt­er Kasten. Doch erneut musste der Videobewei­s herhalten. Nach mehrminüti­gem Studium der TVBilder entschied das Schiedsric­hterDuo Stephan Bauer/Daniel Piechaczek schließlic­h auf Tor für Köln – die Entscheidu­ng!

ERC Ingolstadt: Reimer – Sullivan, Edwards; Koistinen, Kohl; Jobke, Friesen – D’Amigo, Cannone, Collins; Mashinter, Garbutt, Kelleher; Elsner, Olson, Greilinger; Wohlgemuth, Olver, Braun; Taticek. – Tore: 0:1 Elsner (30.), 1:1 Uvira (31.), 2:1 Ticar (37.), 2:2 D’Amigo (44./PP), 3:2 Jones (63.). – Zuschauer: 13 984.

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Foto: ISPFD Der Moment der Entscheidu­ng: Panther-Verteidige­r Maury Edwards (links) und Torhüter Jochen Reimer (rechts) können Kölns Ryan Jones (Mitte) in der Verlängeru­ng nicht mehr am Abschluss hindern.

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