Wohin mit den Kindern?
Kitas Immer mehr Kindergärten und Krippen im Landkreis sind voll ausgelastet und haben keine freien Plätze mehr. Die Gemeinden suchen oft händeringend neue Räume. Wie sich die Situation in Neuburg und an anderen Orten darstellt
VON NIKLAS GOLLING UND FABIAN KLUGE
Landkreis Neuburg-Schrobenhausen Es ist noch gar nicht lange her, als man für den demografischen Wandel in Deutschland Schlimmes befürchten musste. 2012 beispielsweise lag die Geburtenrate der Bundesrepublik im internationalen Vergleich wieder einmal weit hinten. Sieben Jahre später ist davon nichts mehr zu spüren. Ein wahrer Babyboom hat eingesetzt. Während sich viele darüber freuen, stellt er Städte und Gemeinden vor große Herausforderungen. Die Kitas sind überfüllt, neue Räume müssen her.
Ähnlich stellt sich die Situation in Neuburg dar. Zwar reichten die 1008 Kindergartenplätze in diesem Jahr aus, die 173 Krippenplätze waren allerdings deutlich zu wenig. Die Stadt reagiert und errichtet in der Nähe der Stadtwerke ein neues Kinderhaus. Sechs Gruppen sollen darin Platz finden, 48 neue Krippenplätze entstehen. Doch es droht schon neues Ungemach, wie Oberbürgermeister Bernhard Gmehling betont: „Die Betriebserlaubnis der Amalienschule ist begrenzt. Wir brauchen also unbedingt Ersatz.“
Dazu gibt es bereits erste Überlegungen. „In der Nähe des Seniorenzentrums in der Richard-WagnerStraße könnte eine zusätzliche Kinderkrippe entstehen. Die Fördersätze sind gut“, sagt Gmehling. Der Gesetzgeber befördere zusätzlich die Nachfrage. Er gewährt Eltern 100 Euro Betreuungsgeld pro Monat. Da in Neuburg die Krippenplätze relativ günstig sind, nehmen Eltern die Alternative gerne an. „Aber es gibt – Gott sei Dank – nach wie vor viele Eltern, die ihr Kind in den ersten drei Lebensjahren bei sich behalten wollen“, erklärt der Rathauschef.
Und so sieht die Situation in anderen Orten im Landkreis aus:
● Rennertshofen Im Markt Rennertshofen sind die Probleme in den Kitas noch gut einzudämmen. Da die Kapazität an Plätzen relativ hoch ist, sind die Tagesstätten noch nicht voll ausgelastet. Im Hort sind von 30 Plätzen 25 belegt, während die Krippe noch Raum für vier Kinder bietet. Die zwei Kindergärten beherbergen Platz für 150 Kinder, wobei derzeit 118 betreut werden. Trotzdem ist der Bedarf an Plätzen in den vergangenen Jahren erheblich angestiegen und wird voraussichtlich weiter wachsen.
● Karlshuld Die Gemeinde hat bei ihren Kindertagesstätten hingegen deutlich größere Sorgen. Der Kin-
dergarten bietet Platz für 150, die Krippe für 72 und der Hort für 50 Kinder. Alle Bereiche sind laut Geschäftsleiter Roman Mück relativ ausgebucht: „Wir sind fast überall voll. Für den Kindergarten hatten wir in diesem Jahr mehr Anmeldungen als freie Plätze. Ein neues Haus für Kinder befindet sich bereits im Bau und wird voraussichtlich im September fertiggestellt.“Dadurch wird Platz für 36 Krippen- und für 50 Kindergartenkinder geschaffen. Außerdem ziehen die Kinder aus dem Hort in den Neubau, um eine kindgerechtere Betreuung zu bieten. Für die nächsten Jahre sollte diese Kapazitätserweiterung wohl ausreichend sein. „Immer mehr Eltern brauchen einen Platz in der Kita für ihre Schützlinge. Vor allem in Sachen Krippenplätze zeichnet sich ein rasanter Anstieg ab. Die Zahlen werden auch weiterhin steigen“, erklärt Mück.
● Königsmoos In Königsmoos sind derzeit etwa 150 von 200 Kindergartenund 48 von 60 Krippenplätzen belegt. Für das kommende Jahr lau-
fen die Anmeldungen. Um den hohen Bedarf zu decken, hat die Gemeinde im vergangenen Jahr den Kindergartenneubau in Ludwigsmoos eröffnet. Darüber hinaus sei derzeit nichts geplant, erklärt Geschäftsführer Gerhard Ottillinger. „Wir hätten aber zur Not Möglichkeiten.“
● Burgheim Etwas ruhiger sieht die Situation in Burgheim aus. Zwar sind die Krippe und die zwei Kindergärten in Burgheim und Straß voll ausgelastet, dennoch sieht Edelgard Wuka, Sachbearbeiterin für Kindertagesstätten, kein akutes Problem in Sachen Anmeldungen für die Kitas: „In den vergangenen Jahren hatten wir mal mehr, mal weniger Anfragen. Deshalb kann man zur Zeit noch keine Prognose aufstellen, wie sich die Lage in den nächsten Jahren verhält.“Auch deshalb gibt es in der Gemeinde noch keine Planungen für einen Ausbau beziehungsweise Neubau einer Tagesstätte.
● Ehekirchen Bürgermeister Günter Gamisch sieht einen Ausbau der Kitas in der Gemeinde Ehekirchen als
dringend erforderlich. Laut Gamisch stehen sowohl in den Kindergärten Ehekirchen und Walda, als auch in den Krippen nur noch wenige Plätze zur Verfügung. Der Bedarf an Plätzen ist in den vergangenen Jahren tendenziell gestiegen. Wegen der Planung neuer Baugebiete und der hohen Geburtenrate in diesem Jahr wird sich das auch in den kommenden Jahren nicht verändern: „Wir hatten heuer 48 Geburten in unserem Ort. Normalerweise sind es jährlich zwischen 30 und 35. Wir haben bereits geplant, die Kapazität in den Krippen durch einen Anbau zu erhöhen.“Dabei wird Platz für die Betreuung von 60 weiteren Kindern geschaffen. „Das wird dann für eine Zeit lang reichen.“, hofft Gamisch.
● Rohrenfels Die Gemeinde hat derzeit eine Krippengruppe mit zwölf Kindern und eine Kombigruppe mit sechs Krippen- und neun Kindergartenkindern. „Wir sind vollkommen belegt“, erklärt Bürgermeister Wigbert Kramer. Deshalb sei es auch nötig, dass im
September 2020 ein neuer Kindergarten öffnet. Dabei entstehen rund 24 neue Krippenplätze. Kramer schätzt, dass der Bedarf auch in den kommenden Jahren steigen wird: „In die neuen Baugebiete ziehen junge Familien. Da müssen wir mit allem rechnen.“
● Weichering Auch in Weichering sind die Kitas überfüllt. Der Kindergarten, der Platz für 50 Kinder bietet, und die Krippe, die 42 Kinder aufnehmen kann, sind jeweils voll belegt und mussten einige Anfragen ablehnen. Kindergartenleiterin Diana Brohl sieht den Grund dafür vor allem in der vorteilhaften Lage der Tagesstätten: „Zu uns kommen Kinder aus Neuburg, Karlshuld, Schrobenhausen, Hagau oder Zuchering. Da Weichering direkt an der B16 liegt, ist es gerade für Eltern, die zur Arbeit müssen, eine günstige Anlaufstelle für ihren Nachwuchs.“Auch wenn der Weicheringer Kindergarten sowie die Krippe ausgelastet sind, ist ein An- oder Neubau, um Platz für weitere Kinder zu schaffen, momentan nicht in Planung.