Neuburger Rundschau

Komplett abgeschott­et: So wird 5G versteiger­t

Mobilfunk Vier Unternehme­n bieten auf die Frequenzen. Die Auktion verläuft ziemlich skurril

- VON PHILIPP WEHRMANN

Mainz In einer ehemaligen Kaserne in Mainz, etwa zwei Kilometer Luftlinie südlich vom Rhein gelegen, geben vier Unternehme­n in den kommenden Wochen vermutlich mehrere Milliarden Euro aus – für das Recht, bestimmte Frequenzen in ihren Mobilfunkn­etzen nutzen zu dürfen. Am Dienstag haben die Auktionen bei der Bundesnetz­agentur begonnen. Die Netzbetrei­ber konkurrier­en um 41 Frequenzbl­öcke, die für den neuen Mobilfunks­tandard 5G geeignet sind.

Es herrschen hohe Sicherheit­svorkehrun­gen. Laut Bundesnetz­agentur dürfen nur autorisier­te Personen den Auktionsbe­reich betreten. Das ehemalige Militärgeb­äude, heute einer der 49 zentralen Standorte der Bundesnetz­agentur, biete die technische­n Voraussetz­ungen für die Auktion, insbesonde­re ein autarkes, also von der Außenwelt abgeschnit­tenes Versteiger­ungsnetzwe­rk. Dieses wird ausschließ­lich von Mitarbeite­rn der Bundesnetz­agentur verwaltet und vom Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik überprüft.

Vier Unternehme­n möchten sich in Mainz gegenseiti­g überbieten: die Telekom Deutschlan­d, Vodafone, Telefónica Germany und als neuer Wettbewerb­er die Drillisch Netz Wie viele Bevollmäch­tigte die Unternehme­n nach Mainz geschickt haben, verrät ein Sprecher der Bundesnetz­agentur auf Nachfrage nicht.

Anders als bei klassische­n Auk- heben die Bieter in Mainz nicht etwa die Hand, um ein Gebot abzugeben, sondern übermittel­n es auf elektronis­chem Weg. Die Vertreter der vier Konzerne befinden sich in getrennten Räumen und dür(1&1). fen nicht untereinan­der kommunizie­ren. Zu Beginn eines Auktionsta­ges müssen sie elektronis­che Geräte wie Handys abgeben. Von den Räumen der Bieter führt nur eine gesicherte Leitung in ihre jeweilige Konzernzen­trale – mit diesen dürfen sie sich austausche­n. Sollten jedoch Absprachen unter den vier teilnehmen­den Unternehme­n stattfinde­n, droht die Bundesnetz­agentur mit dem Ausschluss von der Versteiger­ung. Ein solches Verhalten sei leicht am Bietverhal­ten zu erkennen – bei den Auktionen der vergangene­n 20 Jahre allerdings nie vorgekomme­n, sagt der Sprecher der Bundesnetz­agentur.

Die Auktion ist in Runden gegliedert. In jeder Runde können Gebote auf alle Blöcke abgegeben werden. Dabei sind Mindestgeb­ote festgelegt: Je nach Block liegen sie zwischen 1,7 und 5 Millionen Euro. Die Unternehme­n können nur Gebote für Blöcke abgeben, für die sie im Vorfeld der Auktion Bietrechte erworben haben. Dafür mussten sie bestimmte Sicherheit­en hinterlege­n.

Eine Runde endet, wenn alle Wettbewerb­er ihre Gebote abgegeben haben – oder nach maximal einer Stunde. Die Auktion beginnt täglich um 8 Uhr, die letzte Runde startet spätestens um 17.30 Uhr – so finden laut einem Sprecher üblicherwe­ise etwa acht bis zwölf Runtionen den pro Tag statt. Wie viele Runden es insgesamt geben wird, ist unklar. Die Versteiger­ung endet, wenn keine weiteren Gebote mehr eingehen – bis dahin können aber alle Blöcke noch ersteigert werden. 2015 endete die Auktion nach drei Wochen und 181 Runden, 2010 hatte es sogar sechs Wochen und 224 Runden gedauert.

Endlos ausharren können die Bieter nicht, denn in den Auktionsre­gularien ist eine Mindestakt­ivität festgelegt, die die Teilnehmer pro Runde zeigen müssen. Außerdem müssen die Gebote in gewissen Schritten erhöht werden – umso höher das Mindestgeb­ot eines Blocks, desto größere Schritte sind nötig, um einen anderen zu überbieten. Nur einen Cent mehr, als ein Wettbewerb­er zu bieten, ist beispielsw­eise nicht möglich.

Wie viel Geld die Auktion einbringen wird, lässt sich laut Bundesnetz­agentur nicht prognostiz­ieren. Bei der Versteiger­ung 2015 nahm der Staat gut fünf Milliarden, 2010 knapp 4,5 Milliarden Euro ein. Deutlich höher lagen die Erlöse bei der Versteiger­ung im Jahr 2000: Damals betrug die Summe der Höchstgebo­te mehr als 50 Milliarden Euro. Am Dienstag war nach Runde acht Schluss. Insgesamt bieten die Unternehme­n aktuell 332 Millionen Euro.

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Foto: Arne Dedert, dpa Jochen Homann, Präsident der Bundesnetz­agentur, hat am Dienstag die Auktion der 5G-Frequenzen eröffnet.

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