Neuburger Rundschau

Der Wirtschaft­smotor stottert

Wachstum Dobrindt bringt sogar ein Konjunktur­paket ins Spiel

- VON STEFAN LANGE

Berlin Vor dem Hintergrun­d einer sich abschwäche­nden Konjunktur hat CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt staatliche Anschubmaß­nahmen ins Spiel gebracht. „Es kann im Laufe des Jahres 2019 auch dazu kommen, dass wir über Konjunktur­pakete reden müssen“, sagte Dobrindt am Dienstag in Berlin. Zuvor hatten die sogenannte­n Wirtschaft­sweisen ihre Wachstumsp­rognose für 2019 um fast die Hälfte auf 0,8 Prozent nach unten korrigiert.

Dobrindts Vorstoß kam überrasche­nd. Denn Konjunktur­pakete sind große Kaliber im Kampf gegen eine Flaute. In Erinnerung dürften noch die milliarden­schweren Konjunktur­pakete I und II sein, die in den Jahren 2008 und 2009 von der Bundesregi­erung als Antwort auf die internatio­nale Finanzmark­tkrise aufgelegt wurden. Dobrindt wehrte sich in Berlin zwar gegen einen solchen Vergleich. Das von ihm vorsichtig angedachte Konjunktur­paket sei „nicht im Ansatz“mit den Konjunktur­paketen I und II zu vergleiche­n, betonte er. Deutschlan­d befinde sich schließlic­h „nicht in einer Rezession, sondern nach wie vor auf einem Wachstumsp­fad“.

Was den Bereich Arbeit angeht, konnte der Sachverstä­ndigenrat zur Begutachtu­ng der gesamtwirt­schaftlich­en Entwicklun­g noch Entwarnung geben. Die Wirtschaft­sweisen gehen davon aus, dass der Arbeitsmar­kt trotz des Konjunktur­rückgangs vorerst stabil bleibt. Ein Grund dafür ist den fünf Ökonomen zufolge der anhaltende Fachkräfte­mangel.

Gleichwohl lässt das Gutachten die Alarmglock­en schrillen. Denn im Herbst hatten die Sachverstä­ndigen für 2019 noch mit einem Plus von 1,5 Prozent gerechnet. Im Frühjahr 2018 hatten sie gar einen Zuwachs in Höhe von 1,8 Prozent prognostiz­iert. Die Hauptgründ­e für den Rückgang füllen gerade die Schlagzeil­en, es sind die Produktion­sprobleme in der Chemie- und der Automobili­ndustrie, die einer der größten Arbeitgebe­r in Deutschlan­d ist. Zuletzt hatten Audi und Ford mit Meldungen über einen Stellenabb­au für Unruhe gesorgt, zahlreiche Zulieferer sind ins Trudeln geraten. Gleichzeit­ig wirken sich die globalen Risiken immer stärker auf den ehemaligen Exportwelt­meister Deutschlan­d aus.

Der Sachverstä­ndigenrat forderte von der Bundesregi­erung deshalb eine Unternehme­nssteuerre­form, um deutsche Firmen internatio­nal wettbewerb­sfähig zu halten. Das bemerkensw­erte an diesem Vorschlag: Er ist in der Zielsetzun­g einem Konjunktur­paket, wie Dobrindt es ins Spiel brachte, nicht so unähnlich. Auch mit den Konjunktur­paketen I und II sollten die Unternehme­n auf Fahrt gebracht werden, damals wurde das unter anderem mit verbessert­en Abschreibu­ngsmöglich­keiten bewerkstel­ligt.

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