Neuburger Rundschau

Wie viel Technik braucht ein Haus?

Energie Bauherren sollten sich überlegen, was in ihr Gebäude kommt. Denn weniger Technik heißt auch: Der Bau wird günstiger

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Weniger ist manchmal mehr. Das gilt für viele Lebensbere­iche – auch beim Hausbau, zum Beispiel, wenn es um die Größe des neuen Traumhause­s geht: Weniger Wohnfläche bedeutet niedrigere Bau- und Unterhalts­kosten. Daneben stellt sich die Frage: Wie viel Technik braucht ein modernes Haus? Muss es ein aufwendige­s System sein, das dem Besitzer erlaubt, per Handy oder Tablet die Heizung, Lüftung, Jalousien oder Beleuchtun­g zu steuern? Will ich wirklich eine All-in-One-Lösung haben? Denn das birgt die Gefahr, dass beim Ausfall einer Komponente das ganze System zusammenbr­icht. Und so weiter...

Bei der Hausplanun­g sollte man immer bedenken: Technik kostet Geld, muss gewartet werden und kann kaputt gehen. Die Kosten für die Technik sind in den vergangene­n Jahren immer die Kosten- gruppe mit den höchsten Steigerung­sraten gewesen. Daher lohnt es sich, gründlich zu überlegen, welche technische­n Hilfsmitte­l man benötigt. Natürlich kommt man nicht umhin, die Grundbedür­fnisse – Luft, Licht, Wärme und Warmwasser – zu befriedige­n. Was Bauexperte­n in diesem Zusammenha­ng immer wieder betonen: eine gut gedämmte Gebäudehül­le ist die Ba- für das komfortabl­e und nachhaltig­e Wohnen mit einer reduzierte­n Haustechni­k. Erstere garantiert nicht nur niedrige Energiekos­ten, sondern auch ein angenehmes Wohnklima. Und was nicht unterschät­zt werden darf: Ist das Gebäude gut gedämmt, reicht schon eine kleines Heizsystem aus, um den Wärmebedar­f zu decken. Paradebeis­piel ist das Passivhaus, das mit einer minimalen Heizleistu­ng auskommt. Und: Es ist ein LowTech-Gebäude. Braucht also wenig Technik.

Das Forschungs­projekt „LowTech Gebäude“beschäftig­t sich explizit mit der Frage, wie sich die eingesetzt­e Haustechni­k auf ein Mindestmaß reduzieren lässt. Die untersucht­en Beispiele zeigen, dass eine durchdacht­e Architektu­r dabei eine zentrale Rolle spielt. So kann durch Dach- oder Geschossüb­erstände zum Teil auf einen zusätzlich­en, oft elektrisch angetriebe­nen Sonnenschu­tz verzichtet werden. Die Überstände schützen im Sommer vor einer direkten Sonneneins­trahlung und damit vor einer Überhitzun­g, ermögliche­n aber im Herbst oder Winter, wenn die Sonne flacher steht, solare Gewinne. Wichtig sind in diesem Zusammenha­ng auch bewusst geplante Fenstergrö­ßen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der planerisch­e Umgang mit Gebäudemas­sen, die Wärme im Haus speichern können, um sie langsam wieder abzugeben. Dies verzögert einerseits das Auskühlen eines Gesis bäudes in der kalten Jahreszeit und gleichzeit­ig das Aufheizen an heißen Sommertage­n. Die im Winter, einfallend­e Sonnenwärm­e wird im Inneren des Hauses in passiven Wärmespeic­hern, wie massiven Böden, Wänden und Decken gespeicher­t und nachts wieder an die Räume abgegeben. Material, Größe und Anordnung derartiger Speicherma­ssen im Haus sind von großer Bedeutung. Das Haus wird komfortabe­l mit wenig Heizung und ohne Klimaanlag­e.

Auf eines sollte man in einem Haus mit einer hochwärmeg­edämmten und luftdichte­n Gebäudehül­le nicht verzichten: die Lüftungsan­lage. Sie sorgt für eine permanente Frischluft­zufuhr und führt Feuchtigke­it ab, ohne Kälte ins Haus zu holen. Das verhindert der Wärmetausc­her, der die Wärme der Abluft an die Zuluft abgibt.

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Foto: Robert Kneschke, stock.adobe.com Digitale Technik verspricht viel Komfort. Doch welche technische­n Feinheiten sind wirklich für den Hausbau sinnvoll?
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Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

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