Neuburger Rundschau

Bäume spüren den Frühling nahen

Natur Pflanzen haben zwar keinen Kalender, aber sie haben ein paar eingebaute Tricks

- VON MARIA BERENTZEN

Im Frühling werden die Tage länger und die Temperatur­en steigen. Dann treiben viele Bäume ihre Blätter aus und blühen. Woher wissen sie, dass es Frühling wird? Damit kennt sich die Biologin Susanne Renner aus. Die Professori­n hat sich viel mit Bäumen beschäftig­t. „Bäume reagieren auf ganz unterschie­dliche Reize“, sagt sie. Worauf ein Baum anspringt, hängt davon ab, zu welcher Art er gehört. Im Frühling gibt es mehr Tageslicht als im Winter. Die Tage werden dann länger. Einige Baumarten reagieren darauf, zum Beispiel Buchen. „Sie treiben erst dann aus, wenn der Tag 13 Stunden lang ist“, sagt Susanne Renner. Je nach Region in Deutschlan­d ist das etwa am 23. April der Fall. „Es kann noch so lange schon im März warm sein, eine Buche wird vorher nicht austreiben“, erklärt die Expertin. Andere Pflanzen reagieren dagegen sehr stark auf warmes Wetter, zum Beispiel Heckenkirs­chen. „Einige warme Tage reichen schon aus, damit sie bereits Ende Februar ihre Blätter herausschi­eben“, sagt Frau Renner. Auch Flieder zählt zu diesen Arten. Wenn eine bestimmte Anzahl warmer Tage aufeinande­rfolgt, dann treibt diese Baumart aus. Selbst wenn die Tage noch recht kurz sind. Dadurch kann es zum Beispiel auch einmal passieren, dass ein Obstbaum schon im Dezember blüht. Wenn es mehrere Tage lang warm ist. Diese Strategie ergibt aber nicht für alle Baumarten einen Sinn. Manche stammen aus Gegenden, in denen der Frühling nicht sehr verlässlic­h ist. Das ist zum Beispiel bei vielen Arten der Fall, die aus dem Osten des Landes USA stammen. „Dort kann es einige Tage lang richtig warm sein. Dann kann die Temperatur aber schlagarti­g fallen und ein Schneestur­m einsetzen“, sagt Frau Renner. Bei einem Baum, der dann schon ausgetrieb­en hätte, würden seine Blätter oder Blüten abfrieren. „Einige Bäume, die aus dieser Gegend stammen, zählen deshalb regelrecht die Länge der kalten Wintertage“, erklärt die Expertin. Erst bei einem bestimmten Wert verlassen sich die Bäume darauf, dass kein Nachtfrost mehr auftritt. Dazu zählen zum Beispiel einige Ahornbäume. „Sie treiben bis zu 14 Tage später aus als verwandte Arten bei uns“, sagt Frau Renner. Manche Bäume kombiniere­n auch mehrere Strategien: Sie nehmen zum Beispiel die Tageslänge wahr, spüren aber auch der Temperatur nach. Sind diese Reize zusammen groß genug, dann zeigen die Bäume ihre Blätter. Aber wie spüren die Pflanzen, ob die Tage länger oder kürzer werden? Sie nutzen dazu bestimmte Sensoren, die auf Licht reagieren, erklärt die Expertin Susanne Renner. Diese funktionie­ren ähnlich wie ein Fühler. „Ein Teil dieser Sensoren kann auch die Temperatur wahrnehmen“, sagt die Expertin. Wenn die Pflanze dann zum Beispiel feststellt, dass es hell und warm genug ist, laufen bestimmte Vorgänge ab. Sie sorgen unter anderem dafür, dass die Pflanze stärker wächst.

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Hier siehst du den Blütenstan­d einer Weide. Die Weidenkätz­chen fühlen sich ganz weich und pelzig an. Sie gelten als Frühlingsb­oten.
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Fotos: Maria Berentzen, dpa Pflanzen wie dieser treibende Ahorn haben bestimmte Sensoren, um die Temperatur ihrer Umgebung wahrnehmen zu können.

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