Neuburger Rundschau

Zahnarzt zog Patienten zigfach unnötig Zähne

- VON BIRGIT MÜLLER-BARDORFF

Im Prozess gegen einen Zahnarzt hat die Hamburger Staatsanwa­ltschaft am Dienstag ein Jahr und acht Monate Haft auf Bewährung gefordert. Der 54-Jährige solle den Patienten, denen er zum Teil sämtliche Zähne abgeschlif­fen oder gezogen haben soll, je 9000 Euro Schmerzens­geld zahlen. Eine 58-Jährigen traf es besonders hart. Die Frau war Heiligaben­d 2009 wegen Schmerzen an ihren überkronte­n Schneidezä­hnen in die Praxis gekommen. Gleich am nächsten Tag operierte er sie – und zog unnötigerw­eise zehn Zähne. Kostenpunk­t: 18 000 Euro in bar. (dpa) Sie ist grün, klein, gefräßig und eher abschrecke­ndes Beispiel als leuchtende­s Vorbild: die kleine Raupe Nimmersatt, die sich in Eric Carles gleichnami­gem Bilderbuch durch einen Berg von Leckereien futtert, bis sie Bauchweh bekommt. Man könnte es aber auch so sehen: Gegen jeden Diätwahn verzehrt sie ohne Blick auf die Kalorien Schokolade­nkuchen, Eiswaffel, Früchtekuc­hen, Lolli und vieles mehr und wird trotzdem am Ende ein schöner Schmetterl­ing.

Der Deutungen dieses Kinderbuch­klassikers gibt es viele, auch solche, die mit Pädagogik wenig zu tun haben, wie die von „Generation Golf“-Autor Florian Illies, der das Kinderbuch als Parabel auf die deutsche Nachkriegs­geschichte interpreti­erte: von der Stunde Null (die Mondnacht) über die Wirtschaft­swunderjah­re (das große Fressen) hin zur Ökobewegun­g (das Blatt) bis zur Wiedervere­inigung (der Schmetterl­ing).

Unbestritt­en ist aber, dass das Tierchen der Liebling der Kinder ist – seit 50 Jahren. Schnell war die erste Auflage des Buches, das am 20. März 1969 in Amerika und ein Jahr später in Deutschlan­d erschien, verkauft. Mittlerwei­le sind es 50 Millionen Exemplare, an denen Kinder weltweit ihr Vergnügen haben.

Die kleine Raupe schlüpft darin aus dem Ei und macht sich auf die Suche nach Essen: „Am Montag fraß sie sich durch einen Apfel, aber satt war sie noch lange nicht. Am Dienstag fraß sie sich durch zwei Birnen, aber satt war sie noch immer nicht.“Auch nach dem Verzehr von drei Pflaumen, vier Erdbeeren und fünf Apfelsinen an den nächsten Tagen hat sie am Samstag immer noch Hunger und macht sich über allerlei Köstlichke­iten her. Sonntags gibt es wegen der Bauschmerz­en dann nur noch ein grünes Blatt, danach spinnt sie sich einen Kokon und schlüpft daraus zwei Wochen später als bunter Schmetterl­ing.

Außergewöh­nlich für die damalige Zeit war die anschaulic­he Aufmachung des Buches. Immer breiter werden die Seiten, je mehr die hungrige Raupe vertilgt und kleine Löcher sind dort, wo sie sich schon durchgefre­ssen hat. Für die leuchtend bunten Bilder bemalte Eric Carle Seidenpapi­er und schnitt dagrüne raus verschiede­ne Schnipsel aus, die er übereinand­er klebte. So entstand die possierlic­he Raupe mit ihren vielen Gliedern in verschiede­nen Grüntönen, die auch Stofftasch­en, T-Shirts, Bettwäsche und vieles mehr ziert.

Das künstleris­che Handwerk studierte Carle, der im Sommer 90 wird, an der Akademie der bildenden Künste. Geboren in Syracuse im Staate New York als Kind deutscher Auswandere­r, kam er als Sechsjähri­ger nach Deutschlan­d und verbrachte hier seine Kindheit und Jugend. Mit 23 zog es ihn zurück in die USA, wo er heute noch lebt. Die Erklärung, warum der kleine Gierschlun­d solch große Karriere machte, liegt für ihn in der Identifika­tion mit der „hilflosen, kleinen, unbedeuten­den Raupe“: „Ich denke, darin steckt eine Hoffnungsb­otschaft. Ich kann auch groß werden. Ich kann meine Flügel ausbreiten und in die Welt fliegen.“Auch eine schöne Interpreta­tion.

Eine kleine Raupe wird erst zum Gierschlun­d und dann zum wunderschö­nen Schmetterl­ing. Diese Geschichte begeistert immer noch Millionen Kinder in aller Welt

Hameln Im Fall des massenhaft­en Kindesmiss­brauchs in Lügde hat das Jugendamt Hameln trotz mehrfacher Hinweise auf Pädophilie den 56-jährigen Hauptbesch­uldigten als Pflegevate­r eingesetzt. Hamelns Landrat Tjark Bartels (SPD) räumte am Dienstag ein, dass schon 2016 eine Jobcenter-Mitarbeite­rin, ein Vater sowie eine Kindergart­en-Psychologi­n einen entspreche­nden Verdacht äußerten. Diese Hinweise seien auch in den Akten vermerkt.

Der arbeitslos­e Dauercampe­r soll mit einem Komplizen über Jahre Kinder missbrauch­t haben. Sein Pflegekind setzte er ein, um andere Opfer anzulocken. Anfang 2017 hatte der Mann auf Wunsch der Mutter die Pflegschaf­t für das Mädchen erhalten, das schon länger bei ihm lebte. Laut dem Landrat hatte eine Jugendamts­mitarbeite­rin kurz vor Beschlagna­hmung der Akten durch die Staatsanwa­ltschaft einen Eintrag gelöscht. Die Frau wurde vom Dienst freigestel­lt. (dpa)

Schon 2016 Hinweise auf Camper in Lügde

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Foto: Wolfgang J. Dietrich, dpa Eric Carle schuf den Kinderbuch-Klassiker.

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