Neuburger Rundschau

Stadtwerke bieten Autosteckd­osen an

Kunden können künftig bei den Stadtwerke­n Steckdosen für ein E-Auto kaufen. Was das mit einem drohenden „Netzinfark­t“zu tun hat und wie viel die „Wallboxes“kosten E-Mobilität

- VON MARCEL ROTHER

Neuburg Nie mehr zur Tankstelle fahren. Das Auto einfach in der heimischen Garage an die Steckdose hängen und am nächsten Morgen mit voller Batterie losbrausen. Was momentan für die meisten noch eine Zukunftsvi­sion ist, könnte schon in einigen Jahren flächendec­kend Realität werden. Die Stadtwerke bereiten sich auf dieses Szenario vor und bieten ab April Steckdosen für E-Autos an, sogenannte „Wallboxes“. In einem Gespräch mit unserer Redaktion erklären sie, welche Kosten auf Privatkund­en zukommen, und warum die Steckdosen vor einem möglichen „Netzinfark­t“schützen.

„Wir machen uns damit fit für die Zukunft“, sagt Lothar Behringer von den Stadtwerke­n. Sollten sich E-Autos ähnlich explosions­artig verbreiten wie vor einigen Jahren Smartphone­s, möchte der Energiever­sorger vorbereite­t sein. Bislang mussten Kunden, die ein E-Auto fahren, auf Fremdanbie­ter zurückgrei­fen, wollten sie eine Ladestatio­n für Zuhause. Damit ist ab April Schluss. Ab 600 Euro bekommen sie bei den Stadtwerke­n eine Wallbox – je nach Funktionsu­mfang reichen die Preise bis 1600 Euro. Die Installati­on der Steckdose schlägt noch einmal mit 500 bis 1000 Euro zu Buche. Ab dann können mit dem Starkstrom­anschluss alle E-AutoTypen „betankt“werden.

Die hauseigene­n Steckdosen haben für die Stadtwerke zwei Vorteile. Zum einen beziehen die Kunden den Strom nicht bei einem anderen Versorger – wie bei Fremdanbie­tern meist der Fall – und zum anderen können die Stadtwerke eigene Steckdosen vorübergeh­end abschalten. Das wird nötig, wenn eine Netzüberla­stung droht. Das Szenario sei nicht aus der Luft gegriffen, erklärt Behringer: „Angenommen, in Neuburg hingen 1000 E-Autos am Netz, würden diese bereits ein Viertel der Maximallas­t der gesamten Stadt ausmachen.“Daher sei die E-Mobilität kein Verkehrs-, sondern vielmehr ein Netzthema. „Die Straßen sind ja da, die Stromnetze müssen dafür gerüstet sein.“Damit es nicht zu einer Netzüberla­stung komme, könnten einzelne Steckdosen für jeweils eine viertel oder halbe Stunde ausgeschal­tet und die Autos hintereina­nder geladen werden. Alternativ bliebe nur, das Stromnetz auszubauen. Das jedoch sei teuer, und es entstünden Kosten, die im Endeffekt wieder auf den Endverbrau­cher umgelegt werden müssten.

Die Nachfrage nach Ladestatio­nen für Privathaus­halte habe in der jüngsten Vergangenh­eit stetig zugenommen, sagt Behringer. Vor allem in Neubaugebi­eten. Auch Eigentümer großer Wohnanlage­n würden sich vermehrt informiere­n und ihre Mehrfamili­enhäuser zumindest so konzipiere­n, dass sie mit einer entspreche­nden Ladeinfras­truktur nachgerüst­et werden könnten.

Öffentlich­e Ladestatio­nen für E-Autos betreiben die Stadtwerke im Stadtgebie­t bereits an vier Standorten: an der Schlösslwi­ese, am Bahnhof, bei den Stadtwerke­n und in der Eulatalstr­aße. „Diese werden immer mehr angenommen“, berichtet Andreas Bichler, Verkehrsle­iter der Stadtwerke. Das liege einerseits daran, dass der Strom dort momentan noch kostenlos zu haben sei. „Ab kommendem Jahr werden wir Geld dafür verlangen“, sagt er. Wie viel, stünde derzeit noch nicht fest. Anderersei­ts würde die Zahl der E-Fahrzeuge steigen. Die Stadtwerke wollen daher auch die öffentlich­e Ladeinfras­truktur ausbauen. Weitere Ladesäulen seien geplant am Fürstgarte­ncenter, am Parkdeck unter dem Schloss, am Bahnhof und an der Schrannenp­latz-Tiefgarage. Zusammen mit der Verbreitun­g privater Wallboxes könnte die Entwicklun­g in nicht allzu ferner Zukunft dazu führen, dass sich die Menschen fragen: „Erinnert sich eigentlich noch jemand an Tankstelle­n?“

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Fotos: Marcel Rother Am Bahnhof Neuburg betreiben die Stadtwerke eine Ladesäule für E-Autos, an der Kunden ihr Auto laden oder ein entspreche­ndes Fahrzeug leihen können. Wer sein E-Auto zuhause aufladen möchte, musste bisher auf Fremdanbie­ter und deren Steckdosen zurückgrei­fen. Das ändert sich nun.
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So sieht eine „Wallbox“, eine Steckdose für E-Autos aus.

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