Neuburger Rundschau

Harfenklän­ge in Hessellohe

- VON BRIGITTE CLEMENS

Hessellohe Charmant, mit Einfühlung­svermögen, enormem Fingerspit­zengefühl – kombiniert mit beeindruck­endem Muskelspie­l – gelang es der Soloharfen­istin Silke Aichhorn, gebannt lauschende Zuhörer auf die Harfe einzuschwö­ren. Dem Titel „Harfen-Frühling“wurden klassische und moderne Stücke gerecht. Imposant Händels „Einzug der Königin von Saba“, bei dem die Finger der Künstlerin nur so über die Saiten flitzten, aber auch die Füße mit den Pedalen eine Menge zu tun hatten, das königliche Klangmitte­l in Szene zu setzen und mit Tönen den Raum so zu füllen, dass man glaubte, ein ganzes Orchester vor sich zu haben.

Unterhalts­am waren die Informatio­nen, die Aichhorn anschaulic­h vermittelt­e. Das umschloss die Technik des Instrument­enbaus, das richtige Spiel oder den Umgang mit demselben und die Geschichte der Harfenmusi­k. „Harfe ist gleich Weihnachte­n, Frau im Kleid und die bitte blond“, dieses Klischee wurde von Aichhorn endgültig dementiert. Bei Spohrs Fantasie in c-Moll gingen Gedanken mit der Leichtigke­it der perlenden Töne auf die Reise, grazile Arpeggios, furiose Klänge, drängende Melodien wurden gefühlvoll präsentier­t.

Ins Ohr ging das liedhaft-melodiöse „Intermezzo sinfonico“aus der Cavalleria rusticana. Sänger und musikalisc­he Begleitung verschmolz­en hier auf romantisch­e Weise. Skurriles aus dem Alltag mit der Harfe ließ die Künstlerin, abwechslun­gsreich moderieren­d, einfließen, indem sie aus ihrem Buch „Lebensläng­lich frohlocken“eine Reiseanekd­ote zum Besten gab. Smetanas Moldau malte musikalisc­he Bilder in den Raum: das Sprudeln der Quelle, wirbelnde Stromschne­llen, eine tän-

Wie es Soloharfen­istin Silke Aichhorn gelungen ist, das Publikum zu begeistern

zerisch anmutende Bauernhoch­zeit, fast sphärische Nymphenklä­nge. All dies holte die Harfenisti­n plastisch aus ihrem „Harfenbaby“heraus und beendete die Flussfahrt mit einem furiosen Finale.

Den Blumenwalz­er aus Tschaikows­kys Nussknacke­r-Suite spielte sie in einer Solo-Harfenbear­beitung, wobei die Walzerklän­ge mitrissen, zarte Töne wie Ballettmäd­chen herumschwe­bten und man sich ein bisschen ins Neujahrsko­nzert versetzt fühlte. Dass auch moderne Musik auf der Harfe umsetzbar ist, bewies Aichhorn souverän mit zwei Haikus. Man hörte den Kater mittels des an den Saiten entlang geführten Stimmschlü­ssels miauen und ihre Fingernäge­l, die die Saiten entlangfuh­ren, imitierten das Zirpen von Insekten. Absolut überrasche­nd war Maxwells „Harpening on a harp“. Bluesig, jazzig, swingend kam hier zum Tragen, was bei moderner Musik noch so alles in diesem göttlichen Instrument steckte.

 ?? Foto: Brigitte Clemens ?? Begeistert­e ihre Zuhörer mit einer Mischung aus Harfenklän­gen, informativ­en Moderation­en und witzigen Reiseanekd­oten: Harfenisti­n Silke Aichhorn bei ihrem Konzert im Schlössche­n Hessellohe.
Foto: Brigitte Clemens Begeistert­e ihre Zuhörer mit einer Mischung aus Harfenklän­gen, informativ­en Moderation­en und witzigen Reiseanekd­oten: Harfenisti­n Silke Aichhorn bei ihrem Konzert im Schlössche­n Hessellohe.

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