Harfenklänge in Hessellohe
Hessellohe Charmant, mit Einfühlungsvermögen, enormem Fingerspitzengefühl – kombiniert mit beeindruckendem Muskelspiel – gelang es der Soloharfenistin Silke Aichhorn, gebannt lauschende Zuhörer auf die Harfe einzuschwören. Dem Titel „Harfen-Frühling“wurden klassische und moderne Stücke gerecht. Imposant Händels „Einzug der Königin von Saba“, bei dem die Finger der Künstlerin nur so über die Saiten flitzten, aber auch die Füße mit den Pedalen eine Menge zu tun hatten, das königliche Klangmittel in Szene zu setzen und mit Tönen den Raum so zu füllen, dass man glaubte, ein ganzes Orchester vor sich zu haben.
Unterhaltsam waren die Informationen, die Aichhorn anschaulich vermittelte. Das umschloss die Technik des Instrumentenbaus, das richtige Spiel oder den Umgang mit demselben und die Geschichte der Harfenmusik. „Harfe ist gleich Weihnachten, Frau im Kleid und die bitte blond“, dieses Klischee wurde von Aichhorn endgültig dementiert. Bei Spohrs Fantasie in c-Moll gingen Gedanken mit der Leichtigkeit der perlenden Töne auf die Reise, grazile Arpeggios, furiose Klänge, drängende Melodien wurden gefühlvoll präsentiert.
Ins Ohr ging das liedhaft-melodiöse „Intermezzo sinfonico“aus der Cavalleria rusticana. Sänger und musikalische Begleitung verschmolzen hier auf romantische Weise. Skurriles aus dem Alltag mit der Harfe ließ die Künstlerin, abwechslungsreich moderierend, einfließen, indem sie aus ihrem Buch „Lebenslänglich frohlocken“eine Reiseanekdote zum Besten gab. Smetanas Moldau malte musikalische Bilder in den Raum: das Sprudeln der Quelle, wirbelnde Stromschnellen, eine tän-
Wie es Soloharfenistin Silke Aichhorn gelungen ist, das Publikum zu begeistern
zerisch anmutende Bauernhochzeit, fast sphärische Nymphenklänge. All dies holte die Harfenistin plastisch aus ihrem „Harfenbaby“heraus und beendete die Flussfahrt mit einem furiosen Finale.
Den Blumenwalzer aus Tschaikowskys Nussknacker-Suite spielte sie in einer Solo-Harfenbearbeitung, wobei die Walzerklänge mitrissen, zarte Töne wie Ballettmädchen herumschwebten und man sich ein bisschen ins Neujahrskonzert versetzt fühlte. Dass auch moderne Musik auf der Harfe umsetzbar ist, bewies Aichhorn souverän mit zwei Haikus. Man hörte den Kater mittels des an den Saiten entlang geführten Stimmschlüssels miauen und ihre Fingernägel, die die Saiten entlangfuhren, imitierten das Zirpen von Insekten. Absolut überraschend war Maxwells „Harpening on a harp“. Bluesig, jazzig, swingend kam hier zum Tragen, was bei moderner Musik noch so alles in diesem göttlichen Instrument steckte.