Neuburger Rundschau

Mit zusätzlich­en Milliarden will der Freistaat mehr Wohnraum schaffen

1,7 Milliarden Euro an Fördergeld­ern und ein neuer Anlauf für die Mietpreisb­remse: So möchte die Staatsregi­erung die Wohnungsno­t im Freistaat lindern Immobilien

- VON ULI BACHMEIER

München Um den Wohnungsma­ngel zu bekämpfen und den Anstieg der Mieten einzudämme­n, will die Staatsregi­erung in den Jahren 2019 und 2020 knapp 1,7 Milliarden Euro in die Wohnraumfö­rderung investiere­n und bis zum Sommer dieses Jahres die von der Justiz gekippte bayerische Verordnung zur Mietpreisb­remse neu fassen. Das kündigten Bauministe­r Hans Reichhart und Justizmini­ster Georg Eisenreich (beide CSU) am Dienstag nach der Sitzung des Kabinetts in München an. Dem Verband bayerische­r Wohnungsun­ternehmen sowie SPD und Grünen im Landtag gehen die Anstrengun­gen nicht weit genug.

Eine halbe Million neuer Wohnungen sollen nach dem Willen der schwarz-orangen Staatsregi­erung bis zum Jahr 2025 im Freistaat entstehen. Bauministe­r Reichhart zeigte sich gestern zuversicht­lich, dass dieses selbst gesteckte Ziel auch erreicht werden kann. Vergangene­s Jahr habe das geklappt. Es seien 73313 Baugenehmi­gungen erteilt worden. Die Zielgröße von 70 000 Wohnungen wurde damit deutlich übertroffe­n. Diese Zahlen beweisen nach Aussage Reichharts, dass die bayerische Wohnbauoff­ensive wirkt. „Wir fördern intensiv und bauen auch selbst“, sagte der Minister unter Verweis auf die verschiede­nen staatliche­n Programme und die Bautätigke­it der drei staatliche­n Wohnungsba­ugesellsch­aften. Außerdem gebe es Fortschrit­te bei der Verlängeru­ng der Sozialbind­ung von Mietwohnun­gen. Knapp ein Drittel aller Antragsste­ller nutze schon die Möglichkei­t, die Frist von 25 auf 40 Jahre zu verlängern.

Nachbesser­n wird die Staatsregi­erung nach Aussage von Justizmini­ster Eisenreich die bayerische Verordnung zur Mietpreisb­remse aus dem Jahr 2015, die vom Landgerich­t München im Jahr 2017 gekippt worden war. Diese Verordnung werde nun auf Basis einer breiten Datengrund­lage neu erlassen, „um die Mietpreisb­remse in Bayern langfristi­g auf eine rechtssich­ere Grundlage zu stellen“. Sie soll möglichst noch in diesem Sommer in Kraft treten. Basis der Verordnung soll ein Gutachten sein, das von einem externen Institut erstellt werde.

Die Reaktionen auf die Ankündigun­gen der beiden CSU-Minister fielen am Dienstag verhalten aus. „Die aktuellen Instrument­e zur Wohnungsba­uförderung greifen zu kurz, wenn diese Wohnungen nicht auch langfristi­g bezahlbar bleiben. Ohne eine verbindlic­he Verlängeru­ng der Sozialbind­ung auf 40 Jahre handelt es sich hierbei lediglich um eine Förderung der Bauwirtsch­aft mit sozialer Zwischennu­tzung“, sagte der wohnungspo­litische Sprecher der Grünen im Landtag, Jürgen Mistol. Ein Vorstoß seiner Partei zur Verlängeru­ng der Sozialbind­ung sei vergangene Woche von der Söder-Regierung abgelehnt worden.

Auch Volkmar Halbleib, der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der SPD, pocht auf eine verpflicht­ende Erhöhung der Sozialbind­ung auch für bestehende Wohnungen. „Derzeit fallen mehr günstige Einheiten aus der Sozialbind­ung, als neue hinzukomme­n“, sagte Halbleib. Im Zusammenha­ng mit der Mietpreisb­remse hielt der SPD-Politiker der früheren CSU-Staatsregi­erung „Stümperei“vor. Bei der Umsetzung des Bundesgese­tzes seien in Bayern „skandalöse Fehler“gemacht worden. Dass die Regierung den Wohnungsma­ngel nicht von heute auf morgen beheben kann, sieht aber auch Halbleib ein: „Die Versäumnis­se der letzten zehn Jahre lassen sich nicht nachholen. Den Wohnungsba­u muss man in längeren Zeiträumen planen.“

Der Verband der Wohnungsun­ternehmen begrüßte die Finanzhilf­en. „Bei der Förderung sind wir auf der sicheren Seite“, sagte Verbandsdi­rektor Hans Maier, fügte aber hinzu: „Für einen kräftigen Schub beim Wohnungsba­u brauchen wir jetzt noch preisgünst­ige Grundstück­e und eine Baukostenb­remse.“Auf Nachfrage verwies der Verband auf die Ergebnisse der Baukostens­enkungs-Kommission des Bundes, die bereits 2015 vorgelegt, aber noch nicht umgesetzt worden seien. Unter anderem sollten die Anforderun­gen an die Zahl der Stellplätz­e, den Schallschu­tz, den Brandschut­z und die Barrierefr­eiheit gesenkt oder wenigstens nicht weiter verschärft werden. »Kommentar

Verband fordert auch eine Baukostenb­remse

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Foto: Ulrich Wagner Es wird viel gebaut im Freistaat Bayern – und doch zu wenig. Die Staatsregi­erung möchte der Wohnungsno­t und den vielerorts dramatisch steigenden Mieten entgegenwi­rken. Von den am Dienstag angekündig­ten Maßnahmen sind aber längst nicht alle begeistert.

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