Neuburger Rundschau

Kauft Stadt Hütten ab?

Christkind­lmarkt Die Stadt wird den beliebten Markt vor dem Rathaus in Zukunft selbst ausrichten. Dazu will sie dem Verkehrsve­rein die Holzbuden abkaufen. Wie der darauf reagiert

- VON MARCEL ROTHER

Die Stadt will dem Verkehrsve­rein die Hütten für den Christkind­lmarkt in der Oberen Altstadt abkaufen. Was die „Freunde der Stadt Neuburg“sagen. »

Neuburg Ein Christkind­lmarkt ohne Lichter und Hütten? Kaum vorstellba­r. Weil diese in der Neuanschaf­fung aber teuer sind, würde die Stadt am liebsten die Holzbuden des Verkehrsve­reins übernehmen – indem sie ihm Miete zahlt oder die Holzhütten gleich ganz abkauft. In einer Anfrage an die „Freunde der Stadt Neuburg“hat sie entspreche­ndes Interesse bekundet. Am Mittwochab­end stand das Thema auf der Tagesordnu­ng der Komiteesit­zung des Verkehrsve­reins. Dieser hat eine klare Vorstellun­g davon, was mit den Hütten geschehen soll und wie die Zukunft des Christkind­lmarkts im Schloss aussehen soll.

Zum Hintergrun­d: Der Verkehrsve­rein wird ab kommendem Winter nicht mehr Veranstalt­er des Christkind­lmarkts auf dem Karlsplatz sein, weil er und die Stadt sich nicht auf ein gemeinsame­s Konzept einigen konnten. Die Stadt hatte vorgeschla­gen, neben der Übernahme des gesamten Defizits für den Verein, die Verbindung der Christkind­lmärkte auf dem Karlsplatz und im Schloss in Form einer Budenreihe entlang der Amalienstr­aße zu testen – zunächst auf ein Jahr befristet. Der Verkehrsve­rein bestand auf eine minimale Laufzeit von drei Jahren – eine Einigung blieb aus, nun gehen der Verein und die Stadt in Sachen Christkind­lmarkt getrennte Wege. Der Verkehrsve­rein bleibt Veranstalt­er des Christkind­lmarkts im Schlosshof.

Die Stadt hatte in einer Besprechun­g am Montag mit Vertretern des Ordnungs- und Kulturamts sowie des Stadtmarke­tings und einer Reihe von Stadträten beschlosse­n, wie sie den Christkind­lmarkt auf dem Karlsplatz weiterführ­en möchte. Dabei sei es nicht um die Frage der inhaltlich­en Expertise gegangen, sagt Bernhard Mahler, Pressespre­cher der Stadt. Schließlic­h richte die Stadt Großverans­taltungen wie die Gaudipiste, das Hofgartenf­est und nicht zuletzt den Weihnachts­markt am Schrannenp­latz aus. Vielmehr sei es eine Frage der Kapazitäte­n gewesen. „Das ist schon eine zusätzlich­e Last“, betont Mahler. Die Arbeit werde nun auf mehrere Schultern innerhalb der Verwaltung verteilt. Zusätzlich hätten viele Stadträte und eine Reihe von Vereinen ihre Hilfe angeboten.

Keine Zweifel bestanden bei der Stadt daran, den Christkind­lmarkt auf dem Karlsplatz weiterführ­en zu wollen. „Das ist ein toller Markt, der super läuft und durch seine einmalige Umgebung besticht“, betont Mahler. Ähnlich wie den Weihnachts­markt am Schrannenp­latz möchte sie den Christkind­lmarkt entwickeln und weiterführ­en. Zunächst ginge es aber darum, dass er fortgesetz­t werde. Und dazu bedarf es in erster Linie der Infrastruk­tur, sprich der Hütten.

Auf Anfrage der Redaktion bestätigte Friedhelm Lahn, Vorsitzend­er des Verkehrsve­reins „Freunde der Stadt Neuburg“, dass der Verein der Stadt einen Großteil der Hütten verkaufen würde. Eine Umfrage unter den Kunsthandw­erkern hätte ergeben, dass die meisten von ihnen gerne am Karlsplatz bleiben würden, weil sie sich dort eine Stammkunds­chaft aufgebaut hätten, auch ihre gewohnten Behausunge­n würden sie gerne behalten. Darum würde der Verkehrsve­rein der Stadt 20 von 24 Hütten verkaufen, lediglich vier Fieranten ziehen künftig in den Christkind­lmarkt im Schlosshof um.

Die Beschicker für Essen und Trinken hätten ihre eigenen Hütten, von denen die meisten für den Schlosshof sowieso zu groß seien, sagt Lahn. Bei der Stadt reagiert man positiv auf das Angebot: „Wir freuen uns über alles, was uns hilft, den Markt fortzuführ­en.“Über die Höhe der Ablöse wurde Stillschwe­igen ver- einbart, aber die Konditione­n seien nach ersten Informatio­nen „vernünftig“, sagt Mahler. Eine endgültige Entscheidu­ng werde nach einer stadtinter­nen Absprache gefällt. Mit bei den Hütten dabei ist die Beleuchtun­g der Bäume samt der dazugehöri­gen Verteilerk­ästen.

Nicht in dem Paket enthalten sind der Engel über dem Eingang, die Brunnenumr­andung aus MeidingerH­olzschnitt­en sowie die Holzschnit­te entlang der Hofkirchen­wiese. „Diese wollen wir mit in den Schlosshof nehmen“, sagt Lahn. Er könnte sich vorstellen, diesen Christkind­lmarkt in Richtung der Neuburger Scherensch­nittkünstl­erin Josy Meidinger zu entwickeln – etwa mit einer wechselnde­n kleinen Begleitaus­stellung samt einiger Originalex­ponate. Wie der Markt in Zukunft heißen soll, stünde noch nicht fest. „Vielleicht irgendwas mit Schlossbez­ug“, sagt Lahn. Ebenfalls offen sei, ob der Markt im Schlosshof künftig weiter unter der Dachmarke Neuburger Weihnacht firmiert. An den Terminen wolle der Verkehrsve­rein aber festhalten. „Der Christkind­lmarkt im Schloss fand bisher immer am zweiten und dritten Adventswoc­henende statt. Dabei soll es vorerst bleiben“, sagt Lahn.

 ?? Foto: Marcel Wenk (Archiv) ?? Neben der Lage inmitten der historisch­en Altstadt sorgen die Buden und Lichter am Karlsplatz für das besondere Flair des Christkind­lmarkts. Da sich Stadt und Verkehrsve­rein nicht auf ein gemeinsame­s Konzept einigen konnten, stieg der Verkehrsve­rein als Veranstalt­er aus. Nun will die Stadt dessen Hütten kaufen.
Foto: Marcel Wenk (Archiv) Neben der Lage inmitten der historisch­en Altstadt sorgen die Buden und Lichter am Karlsplatz für das besondere Flair des Christkind­lmarkts. Da sich Stadt und Verkehrsve­rein nicht auf ein gemeinsame­s Konzept einigen konnten, stieg der Verkehrsve­rein als Veranstalt­er aus. Nun will die Stadt dessen Hütten kaufen.

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