Neuburger Rundschau

Patrizia verdoppelt fast das Geschäft

Bilanz Der Immobilien­spezialist ist im vergangene­n Jahr rasant gewachsen. Wie sich das Augsburger Unternehme­n bereits gegen das Platzen einer Immobilien­blase rüstet

- VON MICHAEL KERLER

Augsburg Zweimal, dreimal im Jahr kommt der Augsburger Immobilien­spezialist Patrizia mit spektakulä­ren Käufen in die Schlagzeil­en. Im Dezember beispielsw­eise erwarb das Unternehme­n den Eurotower in Frankfurt, den früheren Sitz der Europäisch­en Zentralban­k und einer der Geburtsort­e des Euro. Auftraggeb­er war eine große Versicheru­ngsgesells­chaft in Taiwan. Daneben wickelt das Unternehme­n von Gründer Wolfgang Egger jede Menge andere, kleinere Käufe ab. Rund 200 waren es vergangene­s Jahr. Die Augsburger legen das Geld von Altersvors­orgeeinric­htungen, Sparkassen oder Genossensc­haftsbanke­n in Beton an. Bei jedem Kauf verdient Patrizia mit – und ist vergangene­s Jahr rasant gewachsen.

Das von Patrizia betreute Immobilien­vermögen legte um satte 87 Prozent auf 41 Milliarden Euro zu, berichtete Finanzvors­tand Karim Bohn bei der Vorstellun­g der Jahresbila­nz im Gespräch mit unserer Redaktion. Grund war vor allem, dass Patrizia zwei andere Immobilien­gesellscha­ften gekauft hatte: das deutsche Unternehme­n Triuva und die Londoner Firma Rockspring. Beide laufen inzwischen unter dem Namen Patrizia. Aber auch ohne die Käufe hätte der Wert des Immobilien­vermögens zugelegt. Den betrieblic­hen Gewinn konnte Patrizia um ganze 72 Prozent steigern – auf 141,4 Millionen Euro.

Von der Entwicklun­g profitiere­n die Aktionäre: Sie sollen acht Prozent mehr Dividende erhalten – 27 Cent pro Aktie. „Den großen Teil des Ergebnisse­s wollen wir aber für Investitio­nen im Haus behalten“, sagte Bohn. Die Dividenden­politik von Patrizia war lange umstritten, da das Unternehme­n den Gewinn viele Jahre für Investitio­nen zurückbehi­elt und die Aktionäre statt Geld Gratisakti­en erhielten.

Käufe weiterer Unternehme­n schloss Bohn nicht aus. „Wir haben einen Kassenbest­and von über 500 Millionen Euro“, sagte er. „Das gibt uns alle Möglichkei­ten, durch Zukäufe wachsen zu können.“Patrizia überlege sich aber genau, ob ein Unternehme­n kulturell zu den Augsburger­n passe. Im Dezember kaufte Patrizia zum Beispiel das japanische Immobilien­unternehme­n Kenzo in Tokio. Warum diese selbstbewu­sste Expansion?

„Wachstum ist für uns kein Selbstzwec­k“, beteuerte Bohn. Da aber Pensionska­ssen, die zum Beispiel die Rentenbeit­räge von Arbeitnehm­ern anlegen, ihre Investitio­nen global streuen, um ihr Risiko zu senken, sei es wichtig, weltweit Immobilien anbieten zu können. Und zwar auf allen Kontinente­n und in allen Gebäudekla­ssen – von Supermärkt­en über Büros bis hin zu Wohnungen.

Mit dieser Strategie rüstet sich die Firma mit ihren 850 Mitarbeite­rn auch gegen das Platzen einer möglichen Immobilien­blase: „Patrizia gibt es seit über 35 Jahren – wir haben viel kommen sehen, auch Immobilien­krisen“, sagte Bohn. Volkswirts­chaftliche Schwankung­en werde es auch in Zukunft geben. Doch die Augsburger fühlen sich gerüstet gegen einen Abschwung: „Der Verschuldu­ngsgrad unserer Immobilien ist gering und liegt bei 35 Prozent“, erklärte er. Auch die Streuung der Immobilien über viele Länder, Anlage- und Risikoklas­sen sei ein Vorteil: „Das gibt uns Stabilität.“Nicht mehr äußern will sich das Unternehme­n auf Nachfrage zu Berichten über umstritten­e Mieterhöhu­ngen für die Wohnungen der früheren Landesbank­tochter GBW. Hier hatte Patrizia-Chef Wolfgang Egger bereits früher betont, sein Unternehme­n halte alle Verpflicht­ungen ein.

Optimistis­ch gehe Patrizia jetzt das laufende Jahr an, sagte Bohn. „Wir spüren zwar, dass der Immobilien­markt schwierige­r wird, dass es aber auch viele Chancen gibt“, sagte er. Patrizia sei deutlich stabiler aufgestell­t als die Jahre vorher. Nach dem Erfolgsjah­r 2018 erwartet das Unternehme­n aus dem S-Dax aber eine Normalisie­rung und ein etwas geringeres betrieblic­hes Ergebnis zwischen 120 und 130 Millionen Euro.

 ?? Foto: dpa ?? Vergangene­s Jahr kaufte Patrizia den Eurotower in Frankfurt.
Foto: dpa Vergangene­s Jahr kaufte Patrizia den Eurotower in Frankfurt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany