Levi’s gibt es jetzt an der Börse
Mode Anleger reißen sich um die Aktien. Das Unternehmen hat turbulente Zeiten hinter sich
New York/San Francisco Die BlueJeans-Ikone Levi Strauss (Levi’s) hat in den vergangenen Jahren ein beachtliches Comeback geliefert und nun mit einem Wiedereinstieg an der Börse gekrönt. Am Donnerstag wurden die Aktien unter dem Tickerkürzel „LEVI“an der New York Stock Exchange (NYSE) gelistet – und Anleger rissen sich um die Papiere. Der erste Kurs lag bei über 22 Dollar und damit rund 30 Prozent über dem Ausgabepreis von 17 Dollar. Zu Ehren des Unternehmens lockerte die NYSE sogar ihren Dresscode und hob die „No Jeans“-Vorschrift auf dem Handelsparkett auf.
An der Wall Street ist Levi’s ein alter Bekannter – bereits 1971 war das Unternehmen schon einmal an die Börse gegangen. Mitte der 1980er Jahre wurde es aber wieder privatisiert. Gegründet wurde die Firma von Namensgeber Levi Strauss. Der Goldrausch lockte ihn aus Bayern nach Kalifornien. 1853 startete Strauss in San Francisco ein Textilgeschäft und spezialisierte sich auf robuste Arbeitskleidung. Jahre später gelang ihm mit seinem Geschäftspartner Jacob Davis der historische Geniestreich: die Erfindung der Blue Jeans. Rasch verbreiteten sich die praktischen Hosen. Anfangs waren sie ein Merkmal der Arbeiterklasse. Doch dank Cowboyfilmen, Rebellen-Image und Popkultur wurde die Jeans im 20. Jahrhundert zum Mainstream.
Heute ist die Levi’s-Jeans ein Klassiker, der Hersteller globaler Marktführer. Die Hosen mit dem markanten roten Logo an der rechten Hintertasche gibt es in diversen Stilen und Variationen, hinzu kommen Jacken, Hemden und sonstige Modeartikel. Dennoch tat sich Levi’s in der jüngeren Vergangenheit schwer. Das lag auch am „Athleisure“-Trend – dem lockeren Fitness-Style, der seit einigen Jahren anhält und frühere Modesünden wie Jogginghosen salonfähig machte.
Plötzlich trug jeder „Athleisure“– und Levi’s sah alt aus. Während Sportartikelriesen wie Nike oder Adidas frohlockten, stürzte die Konkurrenz Levi’s in eine Krise. 2015, als der Trend richtig auf dem Vormarsch war, brach der Umsatz um über fünf Prozent ein.
Doch Levi’s berappelte sich rasch. Statt der Verlockung zu erliegen, eine der boomenden „Athleisure“-Firmen zu kaufen und unters Konzerndach zu stellen, besann sich das Unternehmen auf seine Stärken. Neben aufwendigen Werbekampagnen zahlte sich vor allem aus, dass Levi’s nun in großem Stil auf Stretch-Material setzte. Jeans wurden bequemer und eine Alternative zu Leggings und Jogginghosen. Der Plan ging auf: 2018 stiegen die Erlöse um 14 Prozent auf 5,6 Milliarden Dollar. Der Gewinn kletterte leicht auf 285 Millionen Dollar.
Von großer Tradition geprägt sind auch die Besitzverhältnisse des Konzerns. Derzeitige Eigentümer sind Nachfahren von Strauss. Der 1902 verstorbene Unternehmer hatte keine Kinder und hinterließ die Firma seinen vier Neffen und anderen Angehörigen. Deren Nachfahren kontrollieren das Unternehmen bis heute und werden ihren Einfluss durch den Börsengang auch nicht einbüßen: Ihre Aktien haben mehr Stimmrechte als jene gewöhnlicher Investoren. Hannes Breustedt, dpa