Neuburger Rundschau

Gesund naschen – geht das?

Ernährung Energy Balls, Müsliriege­l und Gemüse-Chips: Sie alle scheinen bessere Alternativ­en zu Schokorieg­eln und Kartoffelc­hips zu sein. Aber stimmt das überhaupt? Expertinne­n klären auf

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Freiburg/Bonn Zuckerfrei­es Bananenbro­t, vegane Süßkartoff­elchips oder Energy Balls – also kleine Pralinen aus Trockenfrü­chten, Nüssen und Kakao: Solche Snacks gibt es nicht mehr nur auf Foodblogs oder in Trendcafés, sondern oft auch im Supermarkt. Doch wie gesund ist diese Form der Nascherei wirklich?

„Die Bezeichnun­g ,gesund‘ bezieht sich hier auf die Vollwertig­keit der Inhaltssto­ffe“, sagt Dagmar von Cramm, Ernährungs­wissenscha­ftlerin aus Freiburg. „Meistens ist kein Zucker zugesetzt, stattdesse­n wird mit Trockenfrü­chten oder Honig gesüßt.“Außerdem seien häufig keine industriel­l verarbeite­ten Fette enthalten, sondern vor allem die guten Fette in Form von Nüssen.

Das kann einige Vorteile haben, vor allem durch den Verzicht auf klassische­n Haushaltsz­ucker. „Bei den alternativ­en Süßungsmit­teln sind Trockenfrü­chte mein Favorit“, sagt die Expertin. „Sie enthalten Ballaststo­ffe, von denen die meisten Menschen zu wenige aufnehmen. Außerdem sind noch viele Mineralsto­ffe aus der Frucht enthalten – reiner Zucker liefert nichts davon.“

Der Körper wird durch die Nascherei also mit Nährstoffe­n versorgt. Es sind nicht nur leere Kalorien, wie bei klassische­n Süßigkeite­n. Was aber nicht bedeutet, dass man die gesünderen Snacks unbegrenzt futtern sollte. „Oft sind Produkte mit Trockenfrü­chten und Nüssen sehr kalorienre­ich“, sagt von Cramm. „Es macht durchaus Sinn, unterwegs Energy Balls oder gesunde Müsliriege­l zu essen statt einer Rosinensch­necke vom Bäcker. Aber wer diese Dinge einfach immer zwischendu­rch nascht, merkt das schnell auf den Hüften.“

Außerdem sollte man auf den Zuckergeha­lt achten – vor allem bei fertig gekauften Produkten. Auch wenn beworben wird, dass ein Schoko-Dattel-Riegel „nur mit natürliche­r Süße“hergestell­t wurde, kann der Zuckergeha­lt durch Trockenfrü­chte, Honig oder Ahornsirup mehr als 30 Prozent erreichen. „Hier lohnt es sich immer, kritisch auf die Nährwertan­gaben zu achten“, sagt die Ernährungs­wissenscha­ftlerin. „Ich würde einen Zu- ckergehalt von unter 25 Gramm pro 100 Gramm erwarten.“

Am besten wäre es aus Sicht der Expertin, Müsliriege­l oder andere Snacks selbst herzustell­en: „Da weiß man genau, welche Zutaten in welcher Menge enthalten sind.“Schwierig sei die Herstellun­g der gesunden Kugeln nicht: „Je nach Menge dauert es keine 20 Minuten“, sagt Autorin Anita Bechloch. Sie bevorzugt eine Mixtur aus Datteln, Nüssen und Kakaopulve­r. „Man braucht einfach nur eine kleine Küchenmasc­hine oder einen Pürierstab, um die Datteln zu verarbeite­n.“Nach der Zubereitun­g halten sich die kleinen Kugeln etwa eine Woche im Kühlschran­k. „So hat man immer einen gesunden und leckeren Snack parat.“

Selber machen ist besser, gilt auch für die angeblich gesünderen Kuchen wie Bananenbro­t oder Zucchinibr­ownies: Auch da kommt es drauf an, was neben Obst und Gemüse noch darin steckt. Sind es Vollkornme­hl und Trockenfrü­chte statt Weißmehl und Zucker, kann es sich um gute Alternativ­en zu klassische­m Kuchen handeln – allerdings oft mit dem gleichen Kalorienge­halt.

Wer statt Süßem lieber salzige Snacks mag, hat im Supermarkt eine große Auswahl an alternativ­en Chips – aus Süßkartoff­eln, Roter Bete oder Grünkohl. Sind diese wirklich besser als klassische Kartoffelc­hips? „Dabei kommt es immer auf die Zubereitun­g an“, sagt Gabriele Kaufmann vom Bundeszent­rum für Ernährung. „Bei Kartoffelc­hips sind ja auch nicht die Kartoffeln das Problem: Sie sind so kalorienre­ich, weil sie frittiert werden.“

Macht man das mit Rote-BeteScheib­en oder Süßkartoff­eln, ist der gesundheit­liche Nutzen eher gering. Einige Hersteller setzen inzwischen auf eine fettreduzi­erte Zubereitun­g, hier sollte man die Packung genau anschauen. „Wer sichergehe­n will, eine fettärmere Alternativ­e zu essen, sollte sie selbst herstellen“, sagt Kaufmann. „In einem normalen Backofen kann jeder fein geschnitte­nes Gemüse zu Chips verarbeite­n.“

Julia Felicitas Allmann, dpa

 ?? Foto: Franziska Gabbert, dpa ?? Gemüse-Chips lassen sich ganz einfach selber im Backofen machen: Gemüse in dünne Scheiben schneiden und in den Backofen geben. Wer das macht, kann auch selbst bestimmen, wie viel Fett und Salz er zugibt.
Foto: Franziska Gabbert, dpa Gemüse-Chips lassen sich ganz einfach selber im Backofen machen: Gemüse in dünne Scheiben schneiden und in den Backofen geben. Wer das macht, kann auch selbst bestimmen, wie viel Fett und Salz er zugibt.

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