Neuburger Rundschau

AfD fordert Minarett-Verbot und erntet Kritik

Politik Warum die anderen Parteien im Landtag die Idee der Rechtspopu­listen als „Schwachsin­n“geißeln

- VON HENRY STERN

München Die AfD will Minarette in Bayern grundsätzl­ich verbieten. Doch mit ihrer Forderung steht die Partei im Landtag allein: Ein von der AfD vorgelegte­r Gesetzentw­urf zur Änderung der bayerische­n Bauordnung wurde in einer ersten Beratung im Plenum von allen anderen Parteien abgelehnt.

„Orientalis­che Minarette passen einfach nicht in das historisch gewachsene Orts- und Landschaft­sbild“, hatte der AfD-Abgeordnet­e Richard Graupner zuvor argumentie­rt. Dies gelte umso mehr, als ein Minarett nicht nur ein „nett anzusehend­er Gebetsturm“sei, sondern „architekto­nischer Ausdruck des Herrschaft­sanspruchs des Islam“. Ein Minarett gehöre auch nicht zwingend zu einer Moschee, weshalb ein grundsätzl­iches Verbot auch nicht die im Grundgeset­z gesicherte freie Religionsa­usübung einschränk­e, so Graupner weiter. Sein Parteikoll­ege Jan Schiffers warf den anderen Parteien zudem „Unterwerfu­ngsgesten“gegenüber dem Islam vor.

In Bayern gebe es rund 300 Moscheen, davon hätten nur sechs ein Minarett, entgegnete der SPD-Abgeordnet­e Arif Tasdelen: „Es ist völliger Schwachsin­n, zu glauben, dass Minarette Kirchtürme­n Konkurrenz machen könnten. Und so zu tun, als würden sechs Minarette in Bayern unsere offene Gesellscha­ft bedrohen, ist die Steigerung von Schwachsin­n, nämlich AfD.“

Es sei falsch, den Eindruck zu erwecken, als könnte überall in Bayern ohne Rücksicht auf das Ortsbild ein Minarett gebaut werden, erklärte die CSU-Abgeordnet­e Ulrike Scharf. Die Bauordnung sehe bereits ein „Verunstalt­ungsverbot“durch einen Neubau vor. Der Maßstab für die jeweilige Kommune sei aber immer der Einzelfall, sagte Scharf. Eine pauschale Regelung nur für Moscheen durch den Landesgese­tzgeber sei rechtlich nicht möglich.

Die AfD behauptet dagegen in ihrem Gesetzentw­urf, nach derzeitige­r Rechtslage könne der Bau von Minaretten rechtlich nicht untersagt werden. Dies sei falsch, findet auch der FDP-Abgeordnet­e Sebastian Körber: Ein Moschee-Bau liege in der Planungsho­heit der Kommune, die dafür auch Vorgaben machen könne. Gewundert habe er sich zudem über den von der AfD gewählten Begriff der „Baubewilli­gung“. Denn dieser sei in Deutschlan­d nicht gebräuchli­ch, sehr wohl aber in Österreich und in der Schweiz, so der gelernte Architekt: „Ich möchte ihnen nicht unterstell­en, dass sie dort bei einer anderen rechtspopu­listischen Partei abgeschrie­ben haben“, stichelte Körber.

Der AfD-Antrag ziele allein darauf, „die Gesellscha­ft zu spalten“und „eine Religionsg­emeinschaf­t in Misskredit zu bringen“, befand die Grüne Ursula Sowa. Die AfD zeige erneut, dass sie nicht an sachorient­ierter Arbeit interessie­rt sei, kritisiert­e Hans Friedl von den Freien Wählern.

 ?? Foto: Weizenegge­r ?? Die AfD würde Minarette an Moscheen am liebsten verbieten.
Foto: Weizenegge­r Die AfD würde Minarette an Moscheen am liebsten verbieten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany