Neuburger Rundschau

Was den Klimaschwä­nzern blüht

Erziehung So werden streikende Schüler in der Region für ihre Freitagspr­oteste bestraft

- VON ELISA-MADELEINE GLÖCKNER UND MANUEL WENZEL

Augsburg Sie schwänzen den Unterricht, um für das Klima zu protestier­en: Bei „Fridays for Future“setzen sich tausende Kinder und Jugendlich­e auf der ganzen Welt für eine bessere Zukunft ein. An diesem Freitag sind wieder große Aktionen in Eichstätt und München geplant. Auch in unserer Region beteiligen sich viele Schüler an den Demonstrat­ionen. Manche von ihnen müssen mit Verweisen rechnen – andere mit deutlich kreativere­n „Strafen“.

Denn trotz geltender Schulpflic­ht und klarer Regeln für Schwänzer sehen sich immer mehr Schulleite­r und Lehrer im Zwiespalt. Einerseits können sie das Schwänzen nicht einfach durchgehen lassen, anderseits unterstütz­en sie das Engagement der Jugendlich­en für den Klimaschut­z. Und so kommt es vielerorts zu Kompromiss­en statt zu harten Sanktionen. So wie am Gymnasium in Donauwörth, wo die Klimaschwä­nzer in einer „besonderen Form der Nacharbeit“eine Ausstellun­g zum Thema Klimaschut­z erar- beiten, wie Schulleite­r Karl Auinger erklärt. „Jeder soll sich einen Schwerpunk­t vornehmen, zum Beispiel Verkehr oder industriel­le Landwirtsc­haft“, sagt der Oberstudie­nrat. Die genaue Aufteilung überlasse er den Schülern.

Von einer herkömmlic­hen Bestrafung sieht auch Peter Seyberth vom Descartes-Gymnasium in Neuburg ab: „Wir wollen mündige Bürger erziehen, die politisch Anteil nehmen.“Mit Verweisen sei das schlecht möglich, findet der Direktor. Zumal er den Eindruck habe, dass sich die Mehrheit der protestier­enden Jungen und Mädchen nicht einfach nur einen „schlauen Lenz“mache. „Sie haben ein ernstes Anliegen, den Klimaschut­z.“Und das schlägt Wellen: Erst kürzlich sei eine Gruppe von Jugendlich­en auf ihn zugekommen, um sich für Energieein­sparung konkret am Neuburger Gymnasium starkzumac­hen. Dieselben Schüler, sagt Seyberth, nähmen freiwillig an einem Gespräch teil, das er für Streikende angesetzt hat. Hier sollen die Aktionen der Demonstran­ten und ihr Verhalten reflektier­t werden.

Angelika Felber vom JakobFugge­r-Gymnasium in Augsburg findet es gut, dass sich Schulen immer öfter pädagogisc­h mit „Fridays for Future“auseinande­rsetzen. Auch in ihrem Gymnasium seien Kinder und Jugendlich­e bereits mit Anregungen auf die Schulleitu­ng zugekommen – etwa mit der Idee, Joghurt in der Mensa künftig in einer großen Schüssel zu servieren anstatt in kleinen Plastikbec­hern. „Die Schüler machen sich Gedanken“, sagt Felber. Auch deshalb hat sich die Einrichtun­g gleich mehrere Projekte einfallen lassen, um sich tiefer mit dem Bedürfnis der Demonstran­ten zu befassen. Beim ersten Streik im Februar hätten die protestier­enden Gymnasiast­en einen Parcours entworfen, der den individuel­len ökologisch­en Fußabdruck zeichnet. Dazu gab es Themenwork­shops, die zeigten, wie man Klimaschut­z auf den Alltag übertragen kann. Was nun mit jenen Schülern passiert, die aktuell demonstrie­ren? „Sie müssen einen Bericht über die Aktion schreiben, der im Jahresberi­cht erscheinen wird.“

Ähnliche Gedanken macht sich das Paul-Klee-Gymnasium in Gersthofen. Bisher wurden dort keine Maßnahmen verhängt. Allerdings sollen Streikende bald nachhaltig­e Klimaschut­zkonzepte für die Schule erarbeiten. „Wir möchten sie in ihrem Anliegen unterstütz­en“, sagt Manuel Streubert. Der stellvertr­etende Leiter macht aber ebenso klar, dass das kein Freibrief sei: Schüler, die einfach nur schwänzen, die erwartet weiter eine Strafe.

 ?? Foto: B. Weizenegge­r ?? In vielen Städten Bayerns formieren sich Schülerpro­teste.
Foto: B. Weizenegge­r In vielen Städten Bayerns formieren sich Schülerpro­teste.

Newspapers in German

Newspapers from Germany