Neuburger Rundschau

Tatmotiv: Hass auf Araber

Prozessauf­takt Afghane hatte in Ravensburg drei Menschen mit einem Messer schwer verletzt

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Ravensburg Mit einem Küchenmess­er ging er auf drei Männer los und verletzte sie schwer: Ein halbes Jahr nach der Attacke in der Ravensburg­er Innenstadt hat der Angeklagte die Tat vor dem Landgerich­t gestanden. Der 22 Jahre alte Mann aus Afghanista­n gab zum Prozessauf­takt am Donnerstag zu, mit einem gut 20 Zentimeter langen Messer zunächst auf zwei andere Asylbewerb­er eingestoch­en zu haben, die an einer Bushaltest­elle saßen. Als Motiv gab er an, die zwei Männer angegriffe­n zu haben, weil sie Araber seien.

Im Anschluss an die Attacke stach er auf der gegenüberl­iegenden Straßensei­te auf einen Passanten ein, der sich mit einem Stuhl schützte und ihn auffordert­e, das Messer fallen zu lassen. Der Angeklagte sagte vor Gericht, dass er sich von dem Mann bedroht gefühlt habe. Gestoppt wurde der 22-Jährige kurz darauf von Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp, der den Mann nach eigenen Angaben auffordert­e, das Messer auf den Boden zu legen. Bei der Verhandlun­g sagte der Angeklagte, dass er den Oberbürger­meis- ter für einen Polizisten in Zivil gehalten habe. Die Staatsanwa­ltschaft wirft dem Asylbewerb­er versuchten Mord in zwei Fällen und versuchten Totschlag in einem Fall vor. Der Tat soll ein Streit mit einem früheren Arbeitskol­legen vorausgega­ngen sein.

Der Angeklagte soll ihn per WhatsApp aufgeforde­rt haben, zum Marienplat­z in der Stadt zu kommen, um sich mit ihm zu schlagen. Der Mann sei dem aber nicht nachgekomm­en. Auch bei dem früheren Arbeitskol­legen soll es sich laut Angeklagte­m um einen Araber handeln. Auf die Frage des Vorsitzend­en Richters, woher der Zorn auf die Araber komme, antwortete der Angeklagte, dass diese eine Auseinande­rsetzung mit den Afghanen hätten. Außerdem gab er an, vor der Tat unter Schlafstör­ungen gelitten und Stimmen gehört zu haben. Die sollen ihm gesagt haben, dass er diejenigen bekämpfen müsse, mit denen er im Krieg stehe.

Laut Staatsanwa­ltschaft ist nicht auszuschli­eßen, dass der 22-Jährige an einer posttrauma­tischen Belastungs­störung und einer schizophre­nen Psychose leidet. Der Angeklagte war bereits vor dem Vorfall mehrfach in psychiatri­scher Behandlung, zuletzt zwei Tage vor der Tat. Vor Gericht gab er an, die ihm verschrieb­enen Medikament­e abgesetzt zu haben.

Das Gericht muss unter anderem über die Schuldfähi­gkeit des 22-Jährigen und eine mögliche Unterbring­ung in einem psychiatri­schen Krankenhau­s entscheide­n. Ein Urteil wird im April erwartet.

Kriminalte­chniker der Polizisten sichern im September 2018 den Tatort in Ravensburg.

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Foto: Felix Kästle, dpa

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