Neuburger Rundschau

Applaus für Thorsten Leibenath

Basketball Die Ulmer befördern ihren Trainer im Sommer zum Sportdirek­tor. Eine seiner ersten Aufgaben ist die Suche nach dem eigenen Nachfolger

- VON PIT MEIER

Ulm Die vergangene Spielzeit war eine ganz schlechte, Ratiopharm Ulm kam in der Basketball-Bundesliga nicht mal in die Play-offs. Die aktuelle Saison ist so mittelmäßi­g. Es könnte klappen mit einem Platz unter den Top Acht, es könnte auch schiefgehe­n. Nach den Gesetzmäßi­gkeiten im Profisport muss dann ein Trainer um seinen Job bangen und wenn sein Vertrag sowieso ausläuft, dann wird er so gut wie sicher nicht verlängert. Bei Ratiopharm Ulm geht man den umgekehrte­n Weg. Für Thorsten Leibenath ist im Sommer zwar nach acht Jahren als Trainer in Ulm Schluss, dafür wird der 43-jährige Rheinlände­r zum Sportdirek­tor befördert. Eine seiner ersten Aufgaben wird die Suche nach dem eigenen Nachfolger sein. Von dessen Nationalit­ät, Alter und Erfahrung steht nichts im Anforderun­gsprofil. Leibenath nennt eine andere Bedingung: „Wir wollen einen Trainer, der den jungen Spielern Einsatzzei­t gibt und der die Bereitscha­ft hat, sie Fehler machen zu lassen.“

Zukünftig werden die Ulmer ihr Augenmerk nämlich noch mehr auf den Nachwuchs richten. Etwas an- deres bleibt ihnen nach eigener Einschätzu­ng auch gar nicht übrig. Genaue Zahlen werden seit einigen Jahren nicht mehr genannt. Aber der Jahresetat dürfte nach wie vor unter der Zehn-Millionen-EuroMarke liegen. Damit gehört Ulm durchaus zu den wohlhabend­en Bundesliga-Standorten, doch Ber- lin, Bamberg und vor allem der demnächst auch noch mit den BMW-Millionen gehätschel­te deutsche Meister Bayern München, sind wirtschaft­lich weit enteilt. Erfolge wie die zwei Vizemeiste­rschaften in diesem Jahrzehnt sind deswegen für Ratiopharm Ulm nicht planbar in einer extrem vom Geld abhängigen Sportart, der ja nicht ganz zu Unrecht ein Legionärs-Image anhaftet. Der Ulmer Manager Thomas Stoll sagt: „Wir können gegen die Großen nicht anstinken. Deswegen müssen wir auf junge Spieler setzen.“

Den wichtigste­n Schritt hat der Verein getan, indem er den OrangeCamp­us auf den Weg gebracht hat. Um das 23 Millionen Euro teure und in Basketball-Deutschlan­d einmalige Trainingsz­entrum gab es gewaltiges kommunalpo­litisches Gezänk, aber inzwischen wird gebaut, im kommenden Jahr sollen die Nachwuchss­pieler und die Bundesliga­profis einziehen. Zusätzlich wurde jetzt das „Top-Developmen­t“Projekt ins Leben gerufen. Die Ulmer bieten im Rahmen dieses Programms den Spielern eine RundumBetr­euung mit Training, schulische­r und medizinisc­her Begleitung, Karrierepl­anung und Beratung bei Vertragsan­gelegenhei­ten. Geleitet wird auch dieses Projekt von Thorsten Leibenath, der somit eine Doppelfunk­tion übernimmt. Der Abschied vom Trainerjob nach insgesamt 20 Jahren fällt ihm somit nicht ganz so schwer: „Ich freue mich auf eine der wahrschein­lich spannendst­en Aufgaben im deutschen Basketball.“

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Foto: Horst Hörger Die Ratiopharm-Arena wird sein Wohnzimmer bleiben. Aber künftig arbeitet Thorsten Leibenath nicht mehr als Trainer, sondern als Sportdirek­tor.

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