Ohne Kies nichts los
Wirtschaft Der Region geht es gut, überall wird gebaut. Dafür wird auch Kies gebraucht. Doch Kiesunternehmer beklagen die zunehmenden Widerstände und bürokratischen Hürden. Wo soll der Grundstoff für Beton also herkommen?
Ingolstadt Die Region 10 boomt. In allen Gemeinden wird kräftig gebaut und für den Beton brauchen die Bauunternehmer Sand und Kies. Diese Rohstoffe kommen aus der heimischen Flur – noch. Denn glaubt man einigen Kiesabbau-Unternehmern, geht ihnen der Stoff in wenigen Jahren aus. Nicht, weil es im Donautal keinen Kies mehr gäbe, sondern weil die Genehmigungsverfahren zu lange dauern und viele Gemeinden auf ihrem Grund den Abbau nicht mehr wollen.
Wer immerzu Rohstoffe aus dem Boden holt, sieht sich mit immer größeren Widerständen konfrontiert. Und mit immer größeren bürokratischen Hürden. Klaus Seitz kann ein Lied davon singen. Er vertritt den Initiativkreis Kiesabbau in der Region 10, dem acht mittelständische Unternehmen angehören. Seitz war nur einer, der in der IHKVeranstaltung „Rohstoffe für Bayern – Fundament unserer Wirtschaft“aus der Praxis berichtete. Und ein düsteres Bild von der Zukunft der Abbau- und Bauindustrie zeichnete. Vier Millionen Tonnen Sand und Kies werden jährlich in der Region 10 benötigt. Das seien rund 200.000 Lastwagen-Ladungen, die in der Mehrzahl direkt am Ort der Förderung zu Transportbeton verarbeitet würden, erklärte Seitz. „Der Großteil wird im Durchschnitt in einem Umkreis von 20 Kilometern verbaut.“Bereits bei einer Entfernung ab 50 Kilometern würden die Transportkosten den Wert des Schüttgutes übersteigen. Dennoch würde über Importe von Kies nachgedacht, weil es vor Ort an genügend Vorrangflächen für den Kiesabbau mangele. Damit beschrieb Seitz das Dilemma. Viele wollen bauen, aber nur wenige wol- len den Kiesabbau vor der eigenen Haustür.
Auch Manfred Hoffmann von Hoffmann Mineral sieht sich beim Abbau der Neuburger Kieselerde mit immer höheren Hürden konfrontiert. Hoffmann sieht die Politik in der Pflicht: Beim Fortschreiben des Regionalplans zum Beispiel müssten bereits genügend Vorrangflächen ausgewiesen und kleinliche Vorgaben abgebaut werden. Als Beispiel nannte Seitz, dass Steine aus einem Steinbruch nach einem Reinigungsverfahren mit Wasser nicht mehr in demselben Steinbruch ver- füllt werden dürften. Diese Vorgaben seien einfach zu eng gefasst.
Die bayerische Wirtschaftspolitik hörte in Person von Roland Weigert aufmerksam zu, was die Unternehmer zu sagen hatten. Der frischgebackene bayerische Wirtschaftsstaatssekretär war zu der Veranstal- tung gekommen, um über die Rohstoffpolitik in Bayern zu berichten. Er machte sich viele Notizen. Ziel sei es, eine nachhaltige Rohstoffsicherung zu gewährleisten, so Weigert. Das sei aber nur im Konsens mit allen relevanten Gesellschaftsgruppierungen möglich, sei es Natur- und Umweltschutz, die Kommunen oder der Denkmalschutz. „Die Bürger wollen mitgenommen werden. Akzeptanz muss man durch Vertrauen und transparente Entscheidungen schaffen.“
Peter Kammerer, Hauptgeschäftsführer der IHK München und Oberbayern, forderte eine gemeinsame Strategie und kürzere, digitale Genehmigungsverfahren. Einig waren sich alle, dass die Rohstoffe fürs Bauen direkt aus der Region gefördert werden müssen. Das sei für Mensch und Umwelt am verträglichsten. Manfred Hoffmann regte an, dass man mit dem Abbau direkt an die Grenzen des Auwaldes herangehen könnte. Abbaugebiete könnten, vor allem nach ihrer Abbauzeit, zu Biotopen umgewandelt und damit zu Puffern zwischen den Naturschutzgebieten und der intensiven Landwirtschaft werden. Und klar wurde auch: Von den Rohstoffen hängt die gesamte Wirtschaft ab. Egal, ob es der Kies aus dem Donautal ist oder seltene Erden aus Asien. Ohne die Rohstoffe kein Produkt. Und für die Beschaffungssicherheit müsse die Politik mit sorgen und dafür die richtigen Weichen stellen. Roland Weigert notierte sich das. Und gab den Unternehmern Hoffnung. Mit einem Rohstoffatlas Bayern sollen Datengrundlagen für die weitere Planung geschaffen werden. Und auch die Landesentwicklungsplanung liege in den Händen des bayerischen Wirtschaftsministeriums. Dieser Entwurf habe direkten Einfluss auf die Regionalplanung.