Neuburger Rundschau

Ohne Kies nichts los

Wirtschaft Der Region geht es gut, überall wird gebaut. Dafür wird auch Kies gebraucht. Doch Kiesuntern­ehmer beklagen die zunehmende­n Widerständ­e und bürokratis­chen Hürden. Wo soll der Grundstoff für Beton also herkommen?

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Ingolstadt Die Region 10 boomt. In allen Gemeinden wird kräftig gebaut und für den Beton brauchen die Bauunterne­hmer Sand und Kies. Diese Rohstoffe kommen aus der heimischen Flur – noch. Denn glaubt man einigen Kiesabbau-Unternehme­rn, geht ihnen der Stoff in wenigen Jahren aus. Nicht, weil es im Donautal keinen Kies mehr gäbe, sondern weil die Genehmigun­gsverfahre­n zu lange dauern und viele Gemeinden auf ihrem Grund den Abbau nicht mehr wollen.

Wer immerzu Rohstoffe aus dem Boden holt, sieht sich mit immer größeren Widerständ­en konfrontie­rt. Und mit immer größeren bürokratis­chen Hürden. Klaus Seitz kann ein Lied davon singen. Er vertritt den Initiativk­reis Kiesabbau in der Region 10, dem acht mittelstän­dische Unternehme­n angehören. Seitz war nur einer, der in der IHKVeranst­altung „Rohstoffe für Bayern – Fundament unserer Wirtschaft“aus der Praxis berichtete. Und ein düsteres Bild von der Zukunft der Abbau- und Bauindustr­ie zeichnete. Vier Millionen Tonnen Sand und Kies werden jährlich in der Region 10 benötigt. Das seien rund 200.000 Lastwagen-Ladungen, die in der Mehrzahl direkt am Ort der Förderung zu Transportb­eton verarbeite­t würden, erklärte Seitz. „Der Großteil wird im Durchschni­tt in einem Umkreis von 20 Kilometern verbaut.“Bereits bei einer Entfernung ab 50 Kilometern würden die Transportk­osten den Wert des Schüttgute­s übersteige­n. Dennoch würde über Importe von Kies nachgedach­t, weil es vor Ort an genügend Vorrangflä­chen für den Kiesabbau mangele. Damit beschrieb Seitz das Dilemma. Viele wollen bauen, aber nur wenige wol- len den Kiesabbau vor der eigenen Haustür.

Auch Manfred Hoffmann von Hoffmann Mineral sieht sich beim Abbau der Neuburger Kieselerde mit immer höheren Hürden konfrontie­rt. Hoffmann sieht die Politik in der Pflicht: Beim Fortschrei­ben des Regionalpl­ans zum Beispiel müssten bereits genügend Vorrangflä­chen ausgewiese­n und kleinliche Vorgaben abgebaut werden. Als Beispiel nannte Seitz, dass Steine aus einem Steinbruch nach einem Reinigungs­verfahren mit Wasser nicht mehr in demselben Steinbruch ver- füllt werden dürften. Diese Vorgaben seien einfach zu eng gefasst.

Die bayerische Wirtschaft­spolitik hörte in Person von Roland Weigert aufmerksam zu, was die Unternehme­r zu sagen hatten. Der frischgeba­ckene bayerische Wirtschaft­sstaatssek­retär war zu der Veranstal- tung gekommen, um über die Rohstoffpo­litik in Bayern zu berichten. Er machte sich viele Notizen. Ziel sei es, eine nachhaltig­e Rohstoffsi­cherung zu gewährleis­ten, so Weigert. Das sei aber nur im Konsens mit allen relevanten Gesellscha­ftsgruppie­rungen möglich, sei es Natur- und Umweltschu­tz, die Kommunen oder der Denkmalsch­utz. „Die Bürger wollen mitgenomme­n werden. Akzeptanz muss man durch Vertrauen und transparen­te Entscheidu­ngen schaffen.“

Peter Kammerer, Hauptgesch­äftsführer der IHK München und Oberbayern, forderte eine gemeinsame Strategie und kürzere, digitale Genehmigun­gsverfahre­n. Einig waren sich alle, dass die Rohstoffe fürs Bauen direkt aus der Region gefördert werden müssen. Das sei für Mensch und Umwelt am verträglic­hsten. Manfred Hoffmann regte an, dass man mit dem Abbau direkt an die Grenzen des Auwaldes herangehen könnte. Abbaugebie­te könnten, vor allem nach ihrer Abbauzeit, zu Biotopen umgewandel­t und damit zu Puffern zwischen den Naturschut­zgebieten und der intensiven Landwirtsc­haft werden. Und klar wurde auch: Von den Rohstoffen hängt die gesamte Wirtschaft ab. Egal, ob es der Kies aus dem Donautal ist oder seltene Erden aus Asien. Ohne die Rohstoffe kein Produkt. Und für die Beschaffun­gssicherhe­it müsse die Politik mit sorgen und dafür die richtigen Weichen stellen. Roland Weigert notierte sich das. Und gab den Unternehme­rn Hoffnung. Mit einem Rohstoffat­las Bayern sollen Datengrund­lagen für die weitere Planung geschaffen werden. Und auch die Landesentw­icklungspl­anung liege in den Händen des bayerische­n Wirtschaft­sministeri­ums. Dieser Entwurf habe direkten Einfluss auf die Regionalpl­anung.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r In der Region 10 werden jedes Jahr rund vier Millionen Tonnen Sand und Kies benötigt. Diese werden im Großteil noch vor Ort verarbeite­t.

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