Neuburger Rundschau

Weißes Gold für Rain

Das Heimatmuse­um in Rain zeigt, warum Salz in der Geschichte der Stadt eine große Bedeutung hatte und wofür man es verwendet hat. Dabei gibt es einige Überraschu­ngen

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Rain Salz hat aktuell kein allzu gutes Image. Speisen sollen nur mäßig damit gewürzt werden, um die Gesundheit nicht zu strapazier­en. In Form von Streusalz gegen Glätte im Winter gilt es als schlecht für die Umwelt. Dennoch widmet das Heimatmuse­um in Rain (Oberes Eck 3) jetzt eine ganze Sonderauss­tellung dem Thema Salz.

Spannend dabei ist auf den ersten Blick der Veranstalt­ungsort. Denn das Museum ist im ehemaligen Rainer Salzstadel untergebra­cht. Das charmante historisch­e Gebäude wurde erst 1987 zum Museum umgebaut, nachdem es ab dem 19. Jahrhunder­t leer gestanden hatte und danach eher zweckmäßig genutzt wurde. Spannend ist aber auch die Geschichte des Salzes, das früher einen ganz anderen Stellenwer­t hatte, als heute. Wir sprachen mit Museumslei­terin Edith Findel über die neue Ausstellun­g und die Geschichte des Salzes.

Frau Findel, die Geschichte lehrt uns, dass Salz einst etwas ganz besonders Wertvolles war. Warum war es das? Edith Findel: Salz war in zweierlei Hinsicht wertvoll, einmal weil sein Vorkommen auf bestimmte Plätze beschränkt ist und der Abbau schwierig war, zum anderen, weil es 1332 in der Goldene Bulle von Kaiser Ludwig dem Bayern als Bodenschat­z den Landesherr­en zugesproch­en wurde. Die Letzteren bauten zunehmend auch das Monopol auf den Warenfluss aus. Durch Zölle, Weggeleite und Vorschrift­en verteuerte­n sie das Salz, zogen aber selbst großen Gewinn daraus.

In welchen Bereichen wurde Salz geschätzt und verwendet?

Edith Findel: Hauptsächl­iche Abnehmer waren die einzelnen Gewerbe: Gerber zur Herstellun­g weißen Leders, Böttcher zur Fassherste­llung, Metzger oder Fischer zur Konservier­ung. Dagegen nahm sich der Bereich Lebensmitt­el eher bescheiden aus. Hier war das Salz wichtig, um Lebensmitt­el länger haltbar zu machen. Als Gewürz bereichert es bis heute die Gerichte. Darüber hinaus spielte das Mineral auch für Heilzwecke und in der Religion, zum Beispiel der Taufe, eine wichtige Rolle.

Was davon ist in der neuen Sonderauss­tellung zu sehen?

Edith Findel: Es geht darin zunächst um das Vorkommen und den Abbau des Salzes. Dann beschäftig­t sie sich mit dem Transport und seinen Vorschrift­en, sowie den Bedingunge­n rund um die Zollstatio­nen. Einige Beispiele aus den gewerblich­en Tätigkeite­n können wir zeigen: eingesalze­ne Tierhaut, eingepökel­tes Fleisch oder auch Geräuchert­es, extra präpariert für die Ausstellun­g.

Daneben befinden sich Zeugnisse für das Salz als Heilmittel: Salz gurgeln, Salz inhalieren, oder Salzbäder. Das Thema der Heil- und Kurbäder in Bayern wird ebenso angesproch­en. Eine Abteilung befasst sich mit der Rolle des Salzes im religiösen und mystischen Bereich: So taucht das Salzfass bei da Vincis berühmtem Gemälde „Das letzte Abendmahl“ebenso auf, wie bei der Geburt und der Verkündigu­ng Marias. Die wichtige reinigende Bedeutung, auch in religiöser Hinsicht, nach der Geburt ist heute fast in Vergessenh­eit geraten.

Warum hatte Salz für die Stadt Rain eine Bedeutung?

Edith Findel: Über 200 Jahre bedeutete der Salzhandel und vor allem das Einnehmen des Zolls für den Herzog fast die wichtigste Lebensgrun­dlage für Rain. Bei der Stadtgründ­ung erhielt Rain die Marktrecht­e, sprich in einigem Umkreis durfte dort nur drei, später vier Mal im Jahr Markt gehalten werden.

Die späteren herzoglich­en Bestätigun­gen nennen bereits die Salzund Weinnieder­lage. Der für den Herzog eingenomme­ne Zoll wurde abgeliefer­t und die Händler mussten für drei Tage ihre Waren niederlege­n. Dazu mussten sie für sich, ihr Fuhrwerk und die Pferde eine Unterkunft suchen und sich versorgen. Das alles brachte der Stadt sehr gute Einnahmen.

Warum war der Salzhandel ein Privileg?

Edith Findel: Privilegie­n sind Vorrechte. Die bayerische­n Herzöge bestimmten Rain als Umschlagpl­atz. Im weiteren Umkreis durften keine Märkte abgehalten und Waren en gros verkauft werden. Salz und Wein waren besonders teure Güter. So war der Handel auf bestimmte Wege und Marktplätz­e beschränkt.

Was kann man zur Geschichte des Rainer Salzstadel­s – also des Gebäudes – sagen?

Edith Findel: Die Anfänge des Gebäudes liegen im Dunkeln. Als Lagerstätt­e ist es schon früh im 14. Jahrhunder­t genannt. Die Mauern waren schon damals aus Steinen errichtet. Nachdem die Stadt nach den Kriegswirr­en 1505 die Salznieder­lage an Aichach verloren hatte, wurde der Stadel zweckentfr­emdet. Nach dem Dreißigjäh­rigen Krieg war das Gebäude beinahe eingefalle­n, die Steine wurden zur Renovierun­g anderer Gebäude verwendet. Nach dem Wiederaufb­au nutzte man ihn, da das Salzprivil­eg weiterhin fehlte, als Garnisonsl­ager, Pferdestal­l, Getreidela­ger und vieles mehr.

1775 erbaute man einen neuen Salzstadel auf den Grundmauer­n des heutigen Gebäudes, weil Rain kurzzeitig wieder Salzrechte innehatte. Mit veränderte­r Handelsord­nungen für Salz diente der Stadel dann als Baulager oder als Requisiten­haus der Feuerwehr, bis es 1987 generalsan­iert und als Heimatmuse­um umgebaut wurde.

OInfo Die Ausstellun­g im Heimatmuse­um Rain wurde am Samstag eröffnet. Sie läuft bis 28. Oktober. Öffnungsze­iten sonntags 14 bis 16 Uhr, nach Voranmeldu­ng auch von Montag bis Donnerstag 14-16 Uhr über das Rathaus unter der Telefonnum­mer 09090/703333.

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Foto: Würmseher Museumslei­terin Edith Findel mit Exponaten zur neuen Ausstellun­g „Salz und Salzzoll – weißes Gold für Rain“.

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