Auf die Solidarität bauen
Gestern Vormittag hat in und um Neuburg noch die Sonne gestrahlt. Wer denkt da schon an Hochwasser? Gleichzeitig gab es bereits Hochwasservorwarnungen für das oberbayerische Voralpenland und das Allgäu und das Donnerwetter soll sich bis hinauf ins Donau-Ries und den Landkreis Aichach-Friedberg ziehen. Starkregen trifft auf Schneeschmelze. Da war doch was!
Ja, genau. Vor 20 Jahren sorgten langanhaltende Niederschläge und die Schneeschmelze für ein in und um Neuburg bislang nie da gewesenes Hochwasser: die Jahrhundertflut. Auch damals hatte keiner an eine derartige Gewalt des Wassers gedacht. Und wer meint, dass so ein Ereignis nicht wiederkommen könnte, irrt gewaltig. Das belegt auch die Flut, die im Jahr 2013 vor allem große Teile Niederbayerns unter Wasser gesetzt hat.
Die Schutzmaßnahmen, die nach 1999 in und um Neuburg ergriffen wurden, waren dringend notwendig. Gerade auch der Bau des Polders Riedensheim. Womöglich noch im Eindruck der Hochwasserereignisse gab es für dieses Projekt, anders als beim Polder in Bertoldsheim, kaum nennenswerten Proteste. Riedensheim, Absiedelung Moos, all die Vorkehrungen in Neuburg mit Deichsanierung und mobilen Hochwasserschutz: Braucht es da überhaupt noch mehr Schutz für die Große Kreisstadt?
Diese Frage kann niemand eindeutig beantworten. Für und Wider liefern – je nach Wohnort – ausreichend Argumente. Wer 1999 die Gewalt des Wassers miterlebt hat, wer gesehen hat, wie Moos regelrecht abgesoffen ist, wie Häuser in Hatzenhofen und Stepperg im Wasser standen und Neuburg nur mit viel Glück einer riesigen Katastrophe entkommen ist, wird sich aber auf alle Fälle eines wünschen: so etwas nicht noch einmal miterleben zu müssen. Das Beeindruckendste 1999 war die Solidarität, die die Menschen in den betroffenen Ortschaften und in Neuburg gezeigt haben.
Und weil von einer Jahrhundertflut in Neuburg rund 20.000 Bürger betroffen sein könnten, darf man genau auf diese Solidarität hoffen, wenn Wissenschaft und Fachleute sich einig sind, dass ein Polder Bertoldsheim für Neuburg und Ingolstadt bei einem extremen Hochwasserfall wichtig sei. Die breite Masse denkt schon jetzt so und dies völlig zurecht.
Die Diskussion über das Ergebnis der Studie der TU München über die zwölf geplanten Polder entlang der Donau ist jedenfalls noch nicht vorbei. Aber durchaus denkbar ist es, dass es vom Lechgebiet bis Neuburg auch alternative Schutzmaßnahmen gibt. Vielleicht macht es tatsächlich die Mischung aus.