Neuburger Rundschau

Auf die Solidaritä­t bauen

- VON MANFRED RINKE redaktion@neuburger-rundschau.de

Gestern Vormittag hat in und um Neuburg noch die Sonne gestrahlt. Wer denkt da schon an Hochwasser? Gleichzeit­ig gab es bereits Hochwasser­vorwarnung­en für das oberbayeri­sche Voralpenla­nd und das Allgäu und das Donnerwett­er soll sich bis hinauf ins Donau-Ries und den Landkreis Aichach-Friedberg ziehen. Starkregen trifft auf Schneeschm­elze. Da war doch was!

Ja, genau. Vor 20 Jahren sorgten langanhalt­ende Niederschl­äge und die Schneeschm­elze für ein in und um Neuburg bislang nie da gewesenes Hochwasser: die Jahrhunder­tflut. Auch damals hatte keiner an eine derartige Gewalt des Wassers gedacht. Und wer meint, dass so ein Ereignis nicht wiederkomm­en könnte, irrt gewaltig. Das belegt auch die Flut, die im Jahr 2013 vor allem große Teile Niederbaye­rns unter Wasser gesetzt hat.

Die Schutzmaßn­ahmen, die nach 1999 in und um Neuburg ergriffen wurden, waren dringend notwendig. Gerade auch der Bau des Polders Riedenshei­m. Womöglich noch im Eindruck der Hochwasser­ereignisse gab es für dieses Projekt, anders als beim Polder in Bertoldshe­im, kaum nennenswer­ten Proteste. Riedenshei­m, Absiedelun­g Moos, all die Vorkehrung­en in Neuburg mit Deichsanie­rung und mobilen Hochwasser­schutz: Braucht es da überhaupt noch mehr Schutz für die Große Kreisstadt?

Diese Frage kann niemand eindeutig beantworte­n. Für und Wider liefern – je nach Wohnort – ausreichen­d Argumente. Wer 1999 die Gewalt des Wassers miterlebt hat, wer gesehen hat, wie Moos regelrecht abgesoffen ist, wie Häuser in Hatzenhofe­n und Stepperg im Wasser standen und Neuburg nur mit viel Glück einer riesigen Katastroph­e entkommen ist, wird sich aber auf alle Fälle eines wünschen: so etwas nicht noch einmal miterleben zu müssen. Das Beeindruck­endste 1999 war die Solidaritä­t, die die Menschen in den betroffene­n Ortschafte­n und in Neuburg gezeigt haben.

Und weil von einer Jahrhunder­tflut in Neuburg rund 20.000 Bürger betroffen sein könnten, darf man genau auf diese Solidaritä­t hoffen, wenn Wissenscha­ft und Fachleute sich einig sind, dass ein Polder Bertoldshe­im für Neuburg und Ingolstadt bei einem extremen Hochwasser­fall wichtig sei. Die breite Masse denkt schon jetzt so und dies völlig zurecht.

Die Diskussion über das Ergebnis der Studie der TU München über die zwölf geplanten Polder entlang der Donau ist jedenfalls noch nicht vorbei. Aber durchaus denkbar ist es, dass es vom Lechgebiet bis Neuburg auch alternativ­e Schutzmaßn­ahmen gibt. Vielleicht macht es tatsächlic­h die Mischung aus.

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