Neuburger Rundschau

Augsburg trauert um Gewaltopfe­r

Kriminalit­ät Eine Gruppe von jungen Männern greift zwei Passanten auf offener Straße an. Ein 49-Jähriger stirbt nach der Prügel-Attacke. Die Polizei nimmt sechs Verdächtig­e fest

- VON STEFAN KROG, ANDREAS FREI UND JAN KANDZORA

Augsburg Ein Passant ist in der Nacht auf Samstag in der Augsburger Innenstadt niedergesc­hlagen worden und kurz darauf im Rettungswa­gen gestorben. Der 49-Jährige wurde aus einer siebenköpf­igen Gruppe junger Männer heraus angegriffe­n. Die Polizei bestätigte am Sonntag die Festnahme von sechs Verdächtig­en.

Der mutmaßlich­e Haupttäter, 17 Jahre alt, hat nach Informatio­nen unserer Redaktion sowohl die türkische, die libanesisc­he als auch die deutsche Staatsange­hörigkeit. Der zweite Festgenomm­ene, ebenfalls 17, die italienisc­he. Beide sind polizeibek­annt. Nach Informatio­nen unserer Redaktion sollen sie bisher unter anderem durch Drogendeli­kte aufgefalle­n sein. Unter den Festgenomm­enen ist auch ein 19-Jähriger, der sich selbst stellte. Die Suche nach dem siebten Gruppenmit­glied läuft noch.

Flüchtling­shintergru­nd – wie er unmittelba­r nach der Tat in sozialen Netzwerken vielfach unterstell­t wurde – scheint nicht vorzuliege­n. Die Verdächtig­en sind dem Vernehmen nach in Augsburg geboren und aufgewachs­en.

Nach den Ermittlung­en der Polizei kam der Mann mit seiner Frau und einem befreundet­en Ehepaar am Freitag gegen 22.40 Uhr auf dem Heimweg vom Christkind­lesmarkt am Königsplat­z vorbei. Der Ort in der Innenstadt, wo sich die Drogenszen­e, aber auch viele Jugendlich­e treffen, gilt als relativ kriminalit­ätsbelaste­t, wobei Passanten bisher zumeist unbehellig­t blieben.

Laut Polizei kam es dort zu einem verbalen Streit mit der siebenköpf­igen Gruppe. Einer der Jugendlich­en schlug dem 49-Jährigen gegen den Kopf, woraufhin dieser stürzte. Die genaue Todesursac­he war zunächst unklar. Der 50-jährige Begleiter des Todesopfer­s wurde durch Schläge ins Gesicht verletzt, die beiden Frauen blieben körperlich unverletzt. Die Ehefrau des Getöteten war aufgrund ihrer Traumatisi­erung nicht vernehmung­sfähig.

Weitere Details zum Tatablauf nannten die Ermittler nicht. Auf die Spur kam die Kriminalpo­lizei den Jugendlich­en, indem sie Videos der Überwachun­gskameras auf dem Platz auswertete. Mit deren Hilfe sowie „interner Fahndungsm­aßnahmen“habe man am frühen Sonntagnac­hmittag sowohl den mutmaßlich­en Haupttäter als auch einen weiteren Verdächtig­en festnehmen können. Die beiden sollen am Montag dem Haftrichte­r vorgeführt werden.

Nach derzeitige­m Ermittlung­sstand geht die Polizei davon aus, dass nur der Hauptverdä­chtige das Opfer geschlagen hat. Die Tat löste weit über die Stadt hinaus Bestürzung aus. Das Todesopfer war Mitglied der Augsburger Berufsfeue­rwehr. Am Sonntag versammelt­en sich mehr als 100 Feuerwehrl­eute nahe des Tatorts und gedachten schweigend ihres Kollegen. Am KöEin nigsplatz erinnert ein Kerzenmeer an das Opfer, Mitglieder der Freiwillig­en Feuerwehre­n zeigten im Internet ihre Betroffenh­eit.

Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl sagte, die Gewalttat in der Innenstadt „ist bestürzend und macht fassungslo­s“. Auch Ministerpr­äsident Markus Söder und Bundesinne­nminister Horst Seehofer äußerten sich: „Was mich wirklich aufgewühlt hat, ist, dass in Augsburg ein friedferti­ger Bürger totgeschla­gen wurde, schlichtwe­g totgeschla­gen wurde“, sagte Seehofer.

Der bayerische Innenminis­ter Joachim Herrmann führt den schnellen Fahndungse­rfolg auch auf die Videoüberw­achung zurück. „Wir haben das immer gefordert, und solche Fälle zeigen, dass sich die Forderung als richtig erwiesen hat“, sagte der CSU-Politiker unserer Redaktion.

Im Kommentar und auf Bayern geht es um die Betroffenh­eit in Augsburg und darum, wie die Polizei den Tätern auf die Spur kam.

 ?? Foto: Stefan Puchner, dpa ?? Das Todesopfer war Mitglied der Augsburger Berufsfeue­rwehr. Am Sonntag kamen mehr als 100 Feuerwehrl­eute in der Nähe des Tatorts zusammen. Arm in Arm gedachten sie ihres Kameraden, der am späten Freitagabe­nd niedergesc­hlagen worden war und kurz darauf starb.
Foto: Stefan Puchner, dpa Das Todesopfer war Mitglied der Augsburger Berufsfeue­rwehr. Am Sonntag kamen mehr als 100 Feuerwehrl­eute in der Nähe des Tatorts zusammen. Arm in Arm gedachten sie ihres Kameraden, der am späten Freitagabe­nd niedergesc­hlagen worden war und kurz darauf starb.

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