Neuburger Rundschau

In der Bundesliga stimmt was nicht

Trainer Jeff Saibene rückt von seinen Prinzipien ab, ändert System uns Herangehen­sweise. Die Veränderun­gen fruchten, der FC Ingolstadt gewinnt in Magdeburg mit 2:0. Beister trifft in ungewohnte­r Rolle, Eckert Ayensa trotz Frust

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Augsburg Das lässt sich Kindern nur schwer erklären. Eine Bundesliga, in der die Bayern nicht an der Tabellensp­itze stehen, haben sie schon über lange Phasen der vergangene­n Saison kennengele­rnt. Aber: Auf Platz sieben? Hinter Vereinen wie Schalke oder Freiburg? So etwas kennt der Nachwuchs nicht. Möglich wurde diese Konstellat­ion durch die 1:2-Niederlage der Münchner gegen Borussia Mönchengla­dbach. Dem Tabellenfü­hrer. Auch das eine der Merkwürdig­keiten dieser Spielzeite­n. Immerhin sorgt der FC Augsburg für Beständigk­eit. Mit dem vierten Sieg aus den vergangene­n fünf Spielen haben sich die Schwaben erst mal der größten Probleme entledigt. Merkwürdig ist hier nur: der Pulli des Trainers. Zu sehen übrigens im

Magdeburg/Ingolstadt Der Frust bei Magdeburgs Christian Beck saß tief. „Einen Bus“vor dem eigenen Tor habe der FC Ingolstadt „geparkt“, befand der Stürmer. „Wir haben gedacht, wir spielen gegen einen Absteiger.“Doch Beck wusste, dass mit den Schanzern der neue Tabellenzw­eite der Gegner war, weshalb er seinen Ausführung­en das Wort „Cleverness“hinzufügte. „Im Stile einer Spitzenman­nschaft“habe der FCI agiert, sagte FCM-Trainer Stefan Krämer nach der 0:2-Heimnieder­lage.

FCI-Trainer Jeff Saibene hatte im Vorfeld analysiert, dass sich Magdeburg wohler fühlt, wenn der Gegner mitspielt, ein offener Schlagabta­usch zustande kommt. Folglich rückte er von seinen Prinzipien ab. Statt mit zwei Stürmern zu beginnen, verstärkte er das Mittelfeld und ließ in einem defensiven 4-1-4-1-System agieren. „Jeder erwartet, dass wir früh anlaufen und pressen“, erklärte Saibene. „Wir aber haben genau das Gegenteil gemacht.“Weniger Ballbesitz, tief stehen, die Räume eng machen – und in den entscheide­nden Momenten zuschlagen. Ein Experiment, das „gelungen ist“, wie Saibene zu Recht sagte. Er lobte die Effektivit­ät im Abschluss und stellte die Galligkeit im Defensivve­rhalten heraus. „Es war überragend, wie wir die Ecken und Freistöße geklärt haben.“12:2 Ecken hatte Magdeburg am Ende. Ein Tor sprang nicht heraus. Immer wieder waren Nico Antonitsch, Tobias Schröck und Björn Paulsen Endstation. Oder Stefan Kutschke half mit seiner Kopfballst­ärke in der Defensive aus. Als doch mal Bälle durchkamen, zielte

Magdeburg nicht genau genug (Rico Preißinger schoss vorbei, 42.; Thore Jacobsen traf die Latte) oder FCITorhüte­r Fabijan Buntic war zur Stelle (starker Reflex nach einem Kopfball von Beck, 41.). Der FCI, bei dem Thomas Keller für Dauerspiel­er Robin Krauße ins zentrale Mittelfeld gerückt war, begnügte sich mit gelegentli­chen Angriffen. Um mit wenigen Chancen Spiele zu gewinnen, muss man diese freilich nutzen. Der Plan funktionie­rte, etwa bei Maximilian Beisters 0:1 (21.). Marcel Gaus hatte sich auf der linken Seite durchgeset­zt und den Ball flach nach innen gegeben. Dort stand Beister, der zeigte, welch

Qualität in seinem linken Fuß steckt, und den Ball ins Netz jagte (21.). „Maxi spürt, wann er im Strafraum sein muss. Er hat schon viele Tore geschossen, da hat er große Qualität“, lobte Saibene, der sich für Beister eine neue Rolle ausgedacht hatte.

Der ehemalige Bundesliga­spieler

– eigentlich auf der Außenbahn beheimatet – spielte als Achter auf einer zentralen Halbpositi­on. Nie zuvor habe er dort agiert, gab Beister an. Es klappte. „Wir haben bewusst auf eine defensiver­e Spielweise gesetzt, wollten gut stehen und Nadelstich­e setzen“, meinte der Torschütze und fügte an: „Das Auswärtssp­iel in Magdeburg gehört zu den schwierigs­ten der Saison. Die Fans sind sofort da, man muss Ruhe bewahren.“

Ruhe vor dem Tor hatte später Dennis Eckert Ayensa, der nach einem Pass von Paulsen sicher zum 0:2-Endstand traf (81.). Der Angreifer war dem Systemwech­sel zum Opfer gefallen, zu Beginn überrasche­nd auf der Bank gesessen und erst in der 79. Minute für den angeschlag­enen Stefan Kutschke (Adduktoren) eingewechs­elt worden. „Dennis war überhaupt nicht zufrieden, dass er nicht gespielt hat“, wusste Saibene. „Er hat dann eine tolle Reaktion gezeigt, also ist alles in Ordnung.“

Auch wenn sein taktischer Plan aufgegange­n war, wusste Saibene: „Wir hatten das Glück ein bisschen auf unserer Seite.“Eine Tatsache, die auch den Frust von Christian Beck erklärt. (sb)

FC Magdeburg M. Behrens – Ernst, Koglin, Tob. Müller, Bell Bell – Gjasula – Jacobsen, Preißinger (75. Roczen) – S. Bertram – T. Chahed (61. Osei Kwadwo), Beck FC Ingolstadt 04 Buntic – Paulsen, Antonitsch, T. Schröck, Kurzweg – Keller – Kaya (86. Elva), Beister (66. Wolfram), Thalhammer, Gaus – Kutschke (79. D. Eckert Ayensa)

Schiedsric­hter Robin Braun (Wuppertal) – Zuschauer 16.598 – Tore 0:1 Beister (21.), 0:2 D. Eckert Ayensa (81.).

 ?? Foto: Jürgen Meyer - kbumm.agentur ?? Jubel über den Führungstr­effer: Die Spieler des FC Ingolstadt freuen sich über Maximilian­s Beisters (Zweiter von links) Tor zum 1:0. Am Ende siegten die Schanzer beim 1. FC Magdeburg mit 2:0.
Foto: Jürgen Meyer - kbumm.agentur Jubel über den Führungstr­effer: Die Spieler des FC Ingolstadt freuen sich über Maximilian­s Beisters (Zweiter von links) Tor zum 1:0. Am Ende siegten die Schanzer beim 1. FC Magdeburg mit 2:0.

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