Neuburger Rundschau

Hier muss das Klima stimmen

Wie gehen Klimaanlag­en und Umwelt zusammen? Eine Antwort darauf hat KlimaShop gefunden. Die Friedberge­r Firma setzt auf CO2-Neutralitä­t – und auf ein gutes Miteinande­r im Betrieb

- VON ELISA-MADELEINE GLÖCKNER

Friedberg In einer Zeit, in der Fliegen verachtet, protzige Autos verpönt und fossile Brennstoff­e gemieden werden, stellt sich die Frage nach der Tragbarkei­t von Klimaanlag­en. Dreckige Umweltsünd­er, behaupten die einen. Oftmals mag das auch stimmen. Für Peter und Armin Spengler aber sind Klimaanlag­en CO2-neutraler Komfort. In ihrem Friedberge­r Unternehme­n KlimaShop erarbeiten die beiden Klimasyste­me, Heizung und Kühlung in einem, die nachhaltig sind. Einige Preise haben sie dafür schon erhalten. Doch alles von Anfang.

Gegründet wurde die Firma 1969 in Augsburg von Anton Spengler und seiner Frau Maria. Lager, Werkstatt, ein kleines Büro. „A. Spengler & Co.“war als kleinerer Familienbe­trieb konzipiert, in dem auch Antons Bruder Dietmar angestellt war. Dann wurde der Vater krank. Seine Söhne, Peter und Armin, übernahmen. Das war Mitte der 90er Jahre. Die nächste Generation ging also an den Start.

Wer denkt, dass es mit dem Handwerksb­etrieb sofort bergauf ging, täuscht sich allerdings. Denn die Brüder, inzwischen 53 und 50 Jahre alt, hatten zu Beginn ihrer Unternehme­rkarriere mit einer „schwierige­n Phase“zu kämpfen, wie sie selbst sagen. Damals, erzählt Armin Spengler, hatte die Firma rund 15 Leute beschäftig­t und stand zunächst relativ gut da. Drei von diesen Mitarbeite­rn aber seilten sich ab, um ein Konkurrenz­geschäft zu

Sie warben mehrere Kräfte ab. Enorme Schulden, der Verlust von zehn Mitarbeite­rn, darunter Ingenieure: „Wir waren faktisch pleite“, sagt Peter Spengler. Trotzdem, Insolvenz anzumelden, wie es andere Junguntern­ehmer erwogen hätten, war für die beiden keine Option. „Wir haben weitergema­cht. Im Nachhinein eigentlich verrückt.“Peter Spengler muss lachen und Armin stimmt ein.

Die Spengler-Brüder teilen viel. Dieselben Augen, lichtblau, dieselbe Auffassung von Arbeit und dem Leben. Ehrgeizig und bestrebt, dabei unbedarft. Ein bisschen Laisserfai­re vielleicht. Und obwohl sie Chefs derselben Firma sind, haben sie beruflich ganz unterschie­dlich angefangen. Während sich Armin zunächst zum Mechatroni­ker für Kältetechn­ik ausbilden ließ, hat sich Peter für den kaufmännis­chen Bereich entschiede­n. Die Firma brachphilo­sophie te sie zusammen: „Wir wurden ins kalte Wasser geworfen“, sagt Peter Spengler. Heute hat KlimaShop 27 Mitarbeite­r, Männer und Frauen, Tendenz steigend. Aktiv ist das Unternehme­n im gesamten süddeutsch­en Raum, wo es Klimaanlag­en verkauft und die Produkte verschiede­ner Hersteller in Büros, Praxen, Hotels, Gaststätte­n und Banken einbaut. Zu den Kunden gehören Microsoft und BMW, aber auch der Freizeitpa­rk in Günzburg, das Friedberge­r Schloss oder Klassik Radio. Sogar das Höhenobser­vatorium des Deutschen Wetterdien­stes auf der Zugspitze haben die Brüder bereits klimatisie­rt. Ein kleinerer, allerdings wachsender Geschäftsb­ereich kommt durch Aufträge von Privatleut­en zustande. „Rückblicke­nd sind wir froh, dass alles so gelaufen ist“, sagt Armin Spengler. Denn durch die anfänglich­en Tiefen habe sich schon früh eine Firmeneröf­fnen. entwickelt, die ihrer Zeit voraus war.

Um einen Eindruck davon zu bekommen, reicht ein Blick in den Eingangsbe­reich der Friedberge­r Firma. Das Schild am Empfang trägt nur den Vornamen der Frau, die die Gäste begrüßt. Auf der Theke steht eine Obstschale, daneben ein Bobbycar. „We are family“, sagen die Spengler-Brüder mit Nachdruck. „Wir sind eine Familie.“Die Gruppe Sister Sledge machte diesen Satz im Jahr 1979 durch einen gleichnami­gen Song populär. Er passt gut auf das Unternehme­n. Wie sieht das konkret aus?

Wer bei KlimaShop zum Beispiel arbeiten will, muss keinen astreinen Lebenslauf vorweisen. „Uns ist es wichtig, dass ein Mensch in unser Team passt. Es muss ihm Spaß machen, er soll gerne in den Laden kommen“, erklärt Peter Spengler. Mitunter arbeitet ein gelernter

Gärtner bei KlimaShop als Obermonteu­r. „Er hat sich das ganze Wissen bei uns angeeignet.“Überhaupt kann sich jeder Mitarbeite­r die Stunden, die er arbeiten möchte, aussuchen – ob nun 40 oder 30 oder 20 pro Woche. „Es hat lange gebraucht, bis wir uns das vorstellen konnten“, sagt Peter Spengler. „Jetzt sehen wir die Vorteile, nämlich, dass alle viel zufriedene­r sind.“Und zufriedene Menschen arbeiten effiziente­r.

Zur Motivation­ssteigerun­g – „ein Mix aus Schulung und Belohnung“– wurde die Belegschaf­t sogar einmal zu einer Mittelmeer­kreuzfahrt eingeladen. Unkonventi­onell? Ja. Klimaschäd­lich? Auf jeden Fall. „Das hat früher aber niemanden interessie­rt“, wendet der 53-jährige Peter ein.

Heute sei das anders. „Wir sind keine militanten Umweltschü­tzer. Aber wir glauben, dass wir das, was wir verursache­n, auch kompensier­en müssen.“

Das Ergebnis dieses Bewusstsei­ns steht seit 2007 in Friedberg-West: der Firmenkomp­lex von KlimaShop. Hohe Decken, Glas, kubisches Rechteck. Errichtet wurde es nach einem Drei-Säulen-Konzept: Fotovoltai­k auf dem Dach, um die Wärmepumpe zu betreiben. Dazu CO2-neutraler Strom aus heimischer Wasserkraf­t. Und um die Emissionen des Fuhrparks zu kompensier­en – der mittlerwei­le auch aus drei Elektrofah­rzeugen besteht –, betreiben die Brüder ein Baumpflanz­projekt, den sogenannte­n Klima-Wald. Armin Spengler erklärt das so: „Wenn jemand eine Klimaanlag­e kauft, wird pro Kilowatt Leistung ein Quadratmet­er Wald gepflanzt.“Das waren in der Vergangenh­eit immerhin 150000 Kilowatt, also 150 000 neue Quadratmet­er Wald in Südamerika, Augsburg und Friedberg. Die Familie Spengler betrachtet das als „Unternehme­rverantwor­tung“.

Nicht nur in der Branche bringt KlimaShop diese Haltung zur Umwelt viel Ansehen. Im Jahr 2017 erhielt der Betrieb zum Beispiel den internatio­nalen Preis für Energieeff­izienz. Peter Spengler bedauert, dass man „gerade im Bereich der Klimatechn­ik schnell in eine Schublade gesteckt“wird. Zusammen mit Umweltsünd­ern, Klimakille­rn und Dreckschle­udern. „Bei uns ist Klimaneutr­alität aber Überzeugun­g.“

Vielleicht auch deshalb hat KlimaShop keine Probleme damit, Nachwuchs zu finden. In Bayern gibt es nur 60 Azubis in der Mechatroni­k für Kältetechn­ik. „Drei davon lernen bei uns“, sagt Armin Spengler stolz.

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Foto: Elisa-Madeleine Glöckner Sie stehen hinter KlimaShop: Armin Spengler übernimmt den Kundendien­st, Peter Spengler (rechts) den Neuanlagen­bau.
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