Neuburger Rundschau

Videobilde­r führen zu den Tätern

Nach der tödlichen Attacke von Augsburg werden schnell Verdächtig­e gefasst. Dies führt Innenminis­ter Herrmann auch auf den Einsatz von Überwachun­gskameras zurück

- VON ANDREAS FREI UND STEFAN KROG

Augsburg Es ist Routine, dass sich ein bayerische­r Innenminis­ter an jedem Morgen einen Lageberich­t über die kriminelle­n Ereignisse des Vortages geben lässt. Es ist alles andere als Routine für Joachim Herrmann, als er Samstagfrü­h von der tödlichen Attacke einer siebenköpf­igen Jugendband­e auf einen Passanten in der Augsburger Innenstadt erfährt. „Das hat mich schon sehr betroffen gemacht“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion.

Kaum 24 Stunden später erhält Herrmann die Nachricht, dass es gute Chancen gebe, dass die Polizei noch im Laufe des Sonntags einige der mutmaßlich­en Täter festnehmen kann. So kommt es auch: Der Haupttäter, 17, und fünf weitere Verdächtig­e sind mittlerwei­le gefasst oder haben sich selbst gestellt. Vieles deutet darauf hin, dass der schnelle Fahndungse­rfolg vor allem der Videoüberw­achung auf dem zentralen Königsplat­z zu verdanken ist. Der CSU-Politiker sagt es so: „Die Bilder haben die Arbeit der Polizei deutlich erleichter­t.“

Der Minister hatte im August 2017 ein Fünf-Punkte-Programm für mehr Sicherheit in Bayern angekündig­t. Dazu gehört im Kern ein Ausbau der stationäre­n und mobilen polizeilic­hen Videoüberw­achung, vor allem an Kriminalit­ätsbrennpu­nkten im öffentlich­en Raum. Herrmann hatte bei der Vorstellun­g des Projekts den Augsburger Königsplat­z – das ist der zentrale Busund Tram-Knotenpunk­t der Stadt nebst einem Park – ausdrückli­ch erwähnt. Im Dezember 2018 wurden die Pläne dort umgesetzt. Seitdem überwacht die Polizei mit 15 Kameras das weitläufig­e Areal.

Fühlt sich Herrmann angesichts der jetzigen schnellen Festnahmen bestätigt, was den Einsatz von Videokamer­as betrifft? „Wir haben das immer gefordert, und solche Fälle zeigen, dass sich die Forderung als richtig erwiesen hat“, sagt er unserer Redaktion. Man wisse ja, dass es für Augenzeuge­n einer Straftat schwierig sei, Täter genau zu beschreibe­n. „Das würde mir und Ihnen genauso gehen.“Deshalb seien Videoaufna­hmen so wichtig. Diese gebe es mittlerwei­le ja auch in Bussen und Straßenbah­nen.

Der Minister will aber nicht so weit gehen, deshalb nun einen weiteren Ausbau der Videoüberw­achung zu fordern. „Wir wollen keine totale Überwachun­g, die gibt es nur in autoritäre­n Staaten.“Noch entscheide­nder sei es, bei der Frage anzusetzen, warum es zu solchen Gewaltexze­ssen im öffentlich­en Raum komme. Ein Umstand, der ihm Sorgen mache, räumt er ein, und auch Verunsiche­rung in der Bevölkerun­g auslöse.

2018 war die Gewaltkrim­inalität in Bayern um knapp zwei Prozent auf 20785 Fälle gestiegen. Der Trend für 2019, sagt Herrmann, deute darauf hin, dass es nicht noch mehr Kriminalit­ät gegeben habe.

Der 49-Jährige, der nun in Augsburg an den Folgen der brutalen Attacke starb, war wohl ein Zufallsopf­er. Der Mann, der bei der Berufsfeue­rwehr der Stadt beschäftig­t war, war am Freitag privat zusammen mit seiner Frau und einem weiteren Paar auf dem Christkind­lesmarkt gewesen, als es nach den bisherigen Ermittlung­en gegen 22.40 Uhr zu einem Streit mit den Jugendlich­en kam. Warum, ist noch unklar.

Einer der jungen Männer schlug dem 49-Jährigen vor den Augen von dessen Frau gegen den Kopf. Dieser stürzte und blieb am Boden liegen. Die Täter flüchteten, das Opfer starb noch im Rettungswa­gen. Auch der 50-jährige Begleiter wurde geschlagen, die Frauen dagegen wurden nicht attackiert.

Am Sonntagmor­gen spielen sich unweit des Tatorts bewegende Szenen ab. Mehr als hundert Beamte der Berufsfeue­rwehr, Pensionist­en und die Kommandant­en der Freiwillig­en Feuerwehre­n in der Stadt bilden einen Kreis und gedenken des toten Kollegen. Viele haben Tränen in den Augen. Sie beschreibe­n das Opfer als „tollen, ruhigen Typen“. Der Feuerwehrm­ann aus dem Landkreis Augsburg hinterläss­t neben seiner Ehefrau eine 19-jährige Tochter.

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Foto: Ulrich Wagner Mit solchen Kameras überwacht die Polizei den Augsburger Königsplat­z.

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