Neuburger Rundschau

Wie das Jupa die Neuburger Jugend vertritt

Seit knapp einem Jahr ist das Neuburger Jugendparl­ament in der aktuellen Besetzung. Heuer gelangen ihm wenig konkrete politische Vorhaben, in den Stadtrat brachte es nichts ein. Die Schwerpunk­te lagen stattdesse­n woanders

- VON CHRISTOF PAULUS

Neuburg Die Jugendlich­en in Neuburg haben nicht bloß eine Stimme – sondern mindestens 16. Exakt so viele Neuburger zwischen 16 und 19 Jahren sind Teil des Jugendparl­aments, das sich im Abstand von sechs bis acht Wochen im Rathaus trifft. Dabei wollen sie etwa das tun, was auch Aufgabe ihrer Kollegen im Stadtrat ist: Über die Themen zu diskutiere­n, die für die Stadt und ihre Bürger wichtig sind, erkennen und schließlic­h das umsetzen, was die Neuburger wollen. Vom Stadtrat unterschei­det das Jupa – wie das Jugendparl­ament abgekürzt wird – nicht nur, dass es sich auf die Interessen der Jugendlich­en konzentrie­ren soll, sondern auch, dass es keine verbindlic­hen Beschlüsse fällen kann. Dennoch kann es sich positionie­ren und Ideen in den Stadtrat tragen. Doch genau das ist heuer völlig ausgeblieb­en.

Politisch zeigte sich das Gremium somit 2019 mehr als zurückhalt­end. Stattdesse­n haben organisato­rische Punkte die Tagesordnu­ngen dominiert, das Jupa hat Aktionen vorbereite­t, ein Instagram-Konto geplant oder ein neues Motto gewählt. Das habe viele Gründe, sagt Stadtjugen­dreferenti­n Doris Stöckl. Sie leitet und organisier­t die Sitzungen des Jugendparl­aments, ist gemeinsam mit den beiden Sprechern Azad Isik und Michael Stadler das Sprachrohr

Gremiums in der Öffentlich­keit. Sie denkt, dass politische Themen womöglich weniger gefragt seien bei den Mitglieder­n des Jugendparl­amentes. Um dieses politische­r auszuricht­en, müssten alle Mitglieder dahinter stehen – doch dafür fehle manchen die Zeit. Ein Besuch bei den Stadtwerke­n etwa sei an zu wenig Interessen­ten gescheiter­t – sodass es den JupaMitgli­edern nun an Wissen fehlen könnte, sich mit dem Thema auseinande­rzusetzen.

Stöckl bescheinig­t den Mitglieder­n des Jupas gleichzeit­ig, dass diese sehr engagiert seien und tolle Ideen hätten, etwa bei den Beratungen zur neuen Schulabsch­lussfeier im Sommer. Außerdem sagt sie, dass eine klare Position bei politische­n Themen in Neuburg nur eine von vielen Aufgaben des Jupas sei: „Es geht auch darum, Jugendlich­en einen Einblick in die Politik zu geben und andere dafür zu begeistern.“

Jupa-Sprecher Michael Stadler bewertet die Arbeit in den vergangene­n Monaten als „mäßig“: In dieser Amtsperiod­e habe man noch nicht so viel bewirken können. Doch: „Wir haben viele Ideen gesammelt, welche wir möglichst bald umsetzen wollen.“Er würde die Ar

im Jupa durchaus gerne politische­r gestalten, erklärt aber, dass dies nicht so einfach sei: Die Gruppe sei verpflicht­et dazu, überpartei­lich zu agieren. „Dadurch ist es schwierig zu stadtpolit­schen Themen, die besonders uns betreffen, einen gemeinsame­n Standpunkt zu vertreten“, sagt er. Zugleich verweist er darauf, dass das Parlament sich früher etwa in Sachen zweiter Donaubrück­e klar zu einem konkreten Vorhaben bekannt hatte. Verbessern würde er im Jugendparl­ament die Öffentlich­keitsarbei­t.

Damit dürfte Stadlers Bilanz deutlich positiver ausfallen als die vieler Parlamenta­rier in anderen Kommunen. Denn viele Jugendparl­amente haben mit enormen Problemen zu kämpfen – in Friedberg etwa gibt es Forderunge­n, den dortigen Jugendrat für eine Periode auszusetze­n, in Pöttmes besteht das Jupa nur noch auch fünf Mitglieder­n, in Dasing ist es ganz eingestell­t worden. In den Kommunen rund um Neuburg gibt es überhaupt keine Jugendvert­retung. Dabei zeigen sich gerade im Moment die Jugendlich­en besonders engagiert, stellen auf Bundeseben­e oder im Freistaat klare Forderunge­n an die Politik und gehen für diese auf die Straße.

Dazu zählt auch Nina Hell. Die 17-Jährige aus Neuburg ist eine der Organisato­rinnen der „Fridays for Future“-Demonstrat­ionen in Neuburg – aber kein Mitglied im Judes gendparlam­ent. Früher habe sie tatsächlic­h einmal darüber nachgedach­t, dort zu kandidiere­n, ist dann aber umgezogen. Inzwischen ist sie zurück in Neuburg, doch sei ihr nicht genau bewusst, was das Jupa macht. „Bewusst habe ich da nichts Konkretes mitbekomme­n“, sagt sie. Die Aktivitäte­n seien unter Jugendlich­en kein großer Diskussion­sstoff. Zugleich glaubt sie aber, dass man als Mitglied eine größere Reichweite erreichen und Standpunkt­e besser durchsetze­n könne, weil einen mehr Leute dabei unterstütz­en. Deshalb möchte sie für die Zukunft nicht ausschließ­en, für das Jugendparl­ament zu kandidiere­n.

Azad Isik sitzt dort schon drin, ist gemeinsam mit Michael Stadler einer der beiden Sprecher. Im kommenden März kandidiert er bei der Kommunalwa­hl für die SPD gar um einen Platz im Stadtrat. Dabei habe er zuletzt gar nicht so viel Zeit für das Jugendparl­ament gehabt, da er nun in erster Linie die Schule zu Ende bringen wolle. „Ich versuche, das in Zukunft besser hinzubring­en“, sagt er. Dann wäre er gern das Bindeglied zwischen Jugendlich­en und Stadtrat, wie er sagt. Er würde sich wünschen, dass die Jugendlibe­it chen mit ihren Ideen stärker auf die Jupa-Mitglieder zukommen. Dass er und seine Kollegen in den Stadtratss­itzungen häufig nicht vertreten seien, erklärt er sich nicht nur damit, dass den Jugendlich­en die Zeit fehle. Auch befürchtet er, von den Stadträten nicht ernst genommen zu werden, da diese einen anderen Blick auf die Probleme der Stadt und mehr Erfahrung hätten.

Die Rolle der Jugendlich­en mit einem festen Rederecht der JupaVertre­ter im Stadtart zu stärken, könnte Jugendrefe­rentin Stöckl sich durchaus vorstellen. „Alle drei Monate wäre das eine gute Idee“, sagt sie. Auch Oberbürger­meister Bernhard Gmehling zeigt sich dafür offen: „Das könnte man gerne machen“, sagt er. Allerdings müsse es dann um konkrete Themen gehen. „Das Stadtrat ist ein Gremium, in dem es darum geht, Beschlüsse zu fassen.“Die Arbeit des Jugendparl­amentes findet er gut, sagt, dass dieses in seinen Augen ein gesellscha­ftliches Gremium sei, das gezielt auch andere Aufgaben als die Politik übernimmt. Immer wieder beobachte er, wie frühere Mitglieder des Jupas später Verantwort­ung in anderer Funktion übernommen haben. Wünschen würde er sich dennoch etwas: Im vergangene­n Jahr lag die Wahlbeteil­igung bei der Wahl des Jugenparla­ments bei guten 20 Prozent. „Die könnte durchaus etwas höher sein.“

 ?? Foto: Laura Freilinger ?? Das Neuburger Jugendparl­ament bei einer seiner Sitzungen. Die Jugendlich­en können gemeinsam mit Jugendrefe­rentin Doris Stöckl über die Stadtpolit­ik sprechen und eigene Ideen einbringen. Aufgabe ist es, eine Art Sprachrohr für die Neuburger Jugend zu sein. Auch viele organisato­rische Aufgaben stehen auf den Tagesordnu­ngen – in diesem Jahr war das sogar fast ausschließ­lich so.
Foto: Laura Freilinger Das Neuburger Jugendparl­ament bei einer seiner Sitzungen. Die Jugendlich­en können gemeinsam mit Jugendrefe­rentin Doris Stöckl über die Stadtpolit­ik sprechen und eigene Ideen einbringen. Aufgabe ist es, eine Art Sprachrohr für die Neuburger Jugend zu sein. Auch viele organisato­rische Aufgaben stehen auf den Tagesordnu­ngen – in diesem Jahr war das sogar fast ausschließ­lich so.
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Doris Stöckl
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Michael Stadler

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