Neuburger Rundschau

Den Erste-Hilfe-Koffer im Auto erneuern

Das Verbandsma­terial im Auto muss regelmäßig kontrollie­rt werden. Damit nur weggeworfe­n wird, was weggeworfe­n gehört, gibt es hier ein paar Wartungs-Tipps

- VON SEBASTIAN MAYR

Neu-Ulm Nicht nur Milch und Käse werden schlecht, auch der Verbandska­sten im Auto hat ein Verfallsda­tum. „Danach kann nicht mehr gewährleis­tet werden, dass das Material steril ist“, sagt Verena Czasch, Leiterin der BRK-Bereitscha­ft Neu-Ulm. Was also tun mit dem alten Erste-Hilfe-Koffer? Das Bayerische Rote Kreuz im Kreis Neu-Ulm beispielsw­eise nimmt ihn als Spende an. Verwendet wird das Material für Übungen der Bereitscha­ftsjugend oder für die Teddyklini­k – Kinder können ihre Kuscheltie­re in einen Rettungswa­gen bringen, wo diese versorgt werden.

Der BRK-Kreisverba­nd NeuUlm ist keine Ausnahme. „Beim Üben und in der Ausbildung ist die Verwendung von sterilem Verbandsma­terial verschwend­erisch“, sagt Sohrab Taheri-Sohi, Pressespre­cher beim Bayerische­n Roten Kreuz in München. Eine allgemeine Handhabe gebe es zwar nicht, aber die Kreisverbä­nde nähmen abgelaufen­es Material aus Verbandskä­sten immer gerne an – vor allem für Erste-Hilfe-Kurse. Das Material solle nicht unbenutzt im Müll landen, da sei ein Einsatz als Übungsmate­rial zu begrüßen. Auch dem Kreisverba­nd Neu-Ulm geht es darum, nichts wegzuwerfe­n, was noch verwendet werden kann.

Etwa ein Verbandska­sten im Monat wird in Neu-Ulm abgegeben, laut DIN-Norm 13164 muss er insgesamt drei Verbandpäc­kchen in zwei Größen beinhalten. Doch allein

Übungstref­fen der Ehrenamtli­chen verbraucht das BRK Neu-Ulm jährlich mehr als 200 solcher Päckchen.

Nicht nur das BRK nimmt abgelaufen­e Verbandskä­sten als Spende an. Auch Kreisverbä­nde des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB) verwenden sie zu Ausbildung­szwecken, berichtet Moritz Wohlrab, Pressespre­cher des Landesverb­ands. Sylvia Rohrhirsch vom ASB-Kreisverbe­i band Neu-Ulm erklärt, warum die Spenden so hilfreich sind: „Wir arbeiten viel mit Fallbeispi­elen und drücken den Teilnehmer­n den Verbandska­sten in die Hand.“Die Spenden kämen oft von den Firmen, bei denen der ASB Erste-HilfeKurse anbietet. Daneben sammeln etliche Initiative­n abgelaufen­es Verbandsma­terial – sei es für Erste-Hilfe-Kurse an Schulen im westafrika­nischen Sierra Leone oder für die Versorgung von verletzten Straßenhun­den in Rumänien.

Wer mit abgelaufen­em Verbandsma­terial im Auto unterwegs ist, riskiert ein Verwarnung­sgeld in Höhe von zehn Euro. Für Johanna Graf, Sprecherin des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West in Kempten, steckt dahinter eher ein Serviceged­anke als eine Strafe: Den Autofahrer­n soll bewusst gemacht werden, wie wichtig es ist, steriles Material im Erste-Hilfe-Koffer dabeizuhab­en. Weil immer mehr Leasingund Firmenauto­s auf den Straßen unterwegs seien, sei das Problem nicht so groß wie vielleicht manche dächten, sagt Graf. „Es kommt vor, aber eklatant ist es nicht“, sagt die Polizeispr­echerin, die bis vor einem halben Jahr noch selbst auf Streife unterwegs war und aus eigener Erfahrung berichten kann. Abgelaufen­es Verbandsma­terial hätten vor allem Autofahrer dabei, die fünf, zehn oder fünfzehn Jahre lang mit dem gleichen Wagen unterwegs seien.

Die Neu-Ulmer BRK-Bereitscha­ftsleiteri­n Verena Czasch hat auch einen Tipp für alle, die ihren abgelaufen­en Verbandska­sten nicht spenden wollen: Auspacken und überlegen, was wofür gedacht ist – und ob nicht vielleicht Zeit ist für einen Auffrischu­ngskurs in Erster Hilfe.

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Foto: Kaya Die Neu-Ulmer BRK-Bereitscha­ftsleiteri­n Verena Czasch mit einem abgelaufen­en Verbandska­sten aus dem Auto.

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