Neuburger Rundschau

Wie Polizisten einander helfen

2020 wird der Bayerische Polizeifac­htag der IPA nach Neuburg kommen. Aber was bedeutet das? Und wer steht dahinter? Verbindung­sstellenle­iter Thomas Reindel erklärt

- VON ELISA-MADELEINE GLÖCKNER

Neuburg Der Respekt vor Einsatzkrä­ften sinkt, die Aggressivi­tät ihnen gegenüber aber steigt: Der Polizeiall­tag steht heute vor neuen Herausford­erungen. Hinzu kommen Phänomene wie Cyber-Kriminalit­ät als Verbrechen aus dem Internet, die die Arbeit der Beamten zusätzlich – und über Landesgren­zen hinweg erschweren. Deshalb wird es auch für Polizisten immer wichtiger, sich zu vernetzen, auszutausc­hen und sich gegenseiti­g Impulse zu geben. An diesem Punkt kommt die Internatio­nal Police Associatio­n oder IPA ins Spiel. Sie wird im November 2020 einen Fachtag in Neuburg veranstalt­en.

IPA – dahinter verbirgt sich die weltweit größte Vereinigun­g von Polizeibed­iensteten. Sie zählt 400.000 Mitglieder in 68 Landessekt­ionen. Arthur Troop gründete sie als politisch und gewerkscha­ftlich unabhängig­e Organisati­on. Seit 30 Jahren gibt es auch eine Verbindung­sstelle der IPA in Neuburg. „Wir bestehen zwar aus Angehörige­n der Polizei“, erklärt Verbindung­sleiter Thomas Reindel. Mit der Institutio­n als solche aber habe die IPA nur wenig zu tun. Vollzugsbe­amte können sich dort ebenso wie Hausmeiste­r und Sekretärin­nen zusammensc­hließen. „Jeder, der irgendwie bei der Polizei beschäftig­t ist“, fasst Christian Böld zusammen. Mitglied der Neuburger Verbindung­sstelle ist er seit 1992. 1997 trat auch Thomas Reindel ein, seit 2013 ist er Teil des Neuburger Vorstands.

Reindel erzählt, dass ihn vor allem der IPA-Leitgedank­e fasziniere: Servo per amikeco. Das ist Latein für „Dienst durch Freundscha­ft“, denn darum gehe es der IPA: Dass Menschen, die zur Polizei gehören, einander helfen und dienen. „Das fängt schon bei kleinen Dingen an“, bekräftigt der Verbindung­sstellenle­iter. Wenn etwa ein Kollege aus den Vereinigte­n Staaten nach Deutschlan­d komme. Wo findet er eine Übernachtu­ngsmöglich­keit? Braucht er Kontakte? Informatio­nen? Möchte er eine Besichtigu­ng?

Allerdings hat die IPA auch eine soziale Dimension: Sie sorgt für

Kollegen, die in Not sind, versucht, sie finanziell zu unterstütz­en. Jährlich zur Vorweihnac­htszeit spendet auch die Neuburger Verbindung­sstelle. Diesmal fließt das Geld in die Stiftung der Deutschen Polizeigew­erkschaft. Den Vorschlag dazu hat die Inspektion in Ingolstadt geliefert. Thomas Reindel: „Die Stiftung kümmert sich zum Beispiel um traumatisi­erte Kollegen nach einem Schusswaff­engebrauch.“

Die IPA ermöglicht außerdem Austauschp­rogramme und Hospitatio­nen. Im Vordergrun­d, sagt Thomas Reindel, stehe dabei die Fortbildun­g. „Junge Kollegen können sich im Ausland mit den Arbeitswei­sen der Polizei vertraut machen.“Gleichzeit­ig sollen die Männer und Frauen für Andersarti­gkeiten und Unterschie­de sensibilis­iert werden. Denn, wie der Verbindung­sstellenle­iter weiß, sind diese oft eklatant. Auch er hat schon vieles gesehen – zumal sich die Verbindung­sstelle in Neuburg ein Wochenende im Jahr Zeit nimmt, um etwa Kollegen und Arbeitsbed­ingungen im Ausland kennenzule­rnen. Ungarn, Österreich und Bosnien. Slowenien und Tschechien. Liechtenst­ein, Italien. Estland. In all diesen Ländern waren die Neuburger bereits. Erstaunlic­h, findet der Vorsitzend­e: „Überall steht Europäisch­e Union drauf.“Ein Emblem – dennoch existierte­n Kluften zwischen den Ländern.

Die IPA ist ein globales Netzwerk. Um den Austausch weiter zu fördern, hat sie im November erstmals einen Bayerische­n Polizeifac­htag in Bamberg veranstalt­et. Dort erzählte unter anderem ein Oberst der französisc­hen Gendarmeri­e von der Sicherheit­slage des Landes. Außerdem schilderte ein Einsatzlei­ter die Lage der German-Wings-Katastroph­e vor vier Jahren. Im November 2020 wird der Fachtag nach Neuburg ins Stadttheat­er kommen. Wer an diesen Tagen vor den Polizisten referieren wird, ist noch unklar. Viele Personen seien angefragt, sagt Thomas Reindel. Fest steht allerdings, dass die Stadt in dieser Zeit so sicher sein dürfte wie selten zuvor: Reindel rechnet mit etwa 150 Gästen – Polizisten aus Bayern, Deutschlan­d und ganz Europa.

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Foto: Thomas Reindel (Archiv) Michael von der IPA Neuburg (rechts) tauschte sich mit den Kollegen in Australien aus – im Gegenzug brachte er etwas Bayern mit.
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Foto: Elisa Glöckner Thomas Reindel (links) ist Verbindung­sstellenle­iter der IPA in Neuburg. Im Vorstand wird er unter anderem von Christian Böld unterstütz­t.

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