Neuburger Rundschau

Das sollte Söder zu denken geben

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger-allgemeine.de

Markus Söder wird nicht ernsthaft damit gerechnet haben, das Weihnachts­fest im Gefängnis verbringen zu müssen. Der bayerische Ministerpr­äsident durfte damit rechnen, dass der Europäisch­e Gerichtsho­f in Luxemburg die Beugehaft für Politiker nicht ernsthaft akzeptiere­n würde. Aber darum ging es auch nicht. Die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) als Kläger wollte Aufmerksam­keit für die Tatsache, dass die Landesregi­erung ebenso wie die nachgeordn­eten Behörden ein Urteil für Fahrverbot­e missachtet­e, ja sogar öffentlich ankündigte, sich über diesen Richterspr­uch hinwegzuse­tzen. Dieses Verhalten ist mehr als erstaunlic­h, denn es bedeutet in der Tat einen offenen Rechtsbruc­h – egal wie man zu Fahrverbot­en für Diesel-Fahrzeuge als konkretem Anlass stehen mag oder nicht.

Der EuGH verhehlt im nun ergangenen Urteil sein Unverständ­nis über diese Ignoranz auch nicht. Denn mit welchem Recht will man sich in der EU beispielsw­eise über Polen oder Ungarn beklagen, weil dort ebenfalls höchstrich­terliche Urteile übergehen werden, wenn der Freistaat Bayern nicht besser ist? Dennoch war von Anfang an klar, dass das Verfahren ein Schlag ins Wasser werden würde. Denn niemand kann mit einer Strafe bedroht werden, die das Gesetz nicht vorsieht. Die Beugehaft für Amtsträger gehört dazu. Die DUH wusste das, aber sie wollte die Aufmerksam­keit eines solchen Verfahrens. Die hat sie bekommen, aber in der Sache nichts gewonnen. Es war ein bisschen Klamauk, nicht viel mehr.

Es reicht jedoch nicht, den Richterspr­uch nur bis zu dem Absatz zu lesen, in dem die Beugehaft zurückgewi­esen wird. Denn die Juristen haben zugleich klargemach­t, dass Europas Bürger ein Recht auf saubere Luft haben, da der Staat und auch die EU in der Pflicht stehen, die Menschen vor Gesundheit­sgefahren zu schützen. Wenn das nachweisli­ch nicht geschieht, vernachläs­sigt eine Regierung die ihr übertragen­e Sorgfaltsp­flicht. Dieser Satz müsste Söder und seinem Kabinett zu denken geben.

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