Dann klappt‘s auch mit dem Elektroauto
Nur wenn Preis und Reichweite passen, haben Stromer eine Chance. Eine Ausfahrt mit dem Mii electric beweist das
Es ist geschafft: Seat hat sein erstes Elektroauto auf den Fahrzeugmarkt gebracht. Der Mii steht ab Februar in den Showrooms zum Verkauf, und das zu einem attraktiven Preis, bezieht man alle Förderungsmöglichkeiten mit ein. Über 1200 Fahrzeuge sind bereits blind vorbestellt. Jetzt bestand erstmals die Möglichkeit, den Kleinwagen zu fahren.
Am Elektrofahrzeug scheiden sich ja immer noch die Geister. Noch gefällt dem deutschen Autofahrer vieles nicht, was damit zusammenhängt: die geringe Reichweite, die lange Ladezeit, die geringe Dichte der Ladestationen, der hohe Preis der Wagen, der fehlende Sound und und und. Und doch werden sich die Verbraucher in Zukunft verstärkt damit auseinandersetzen müssen, denn alle Hersteller setzten inzwischen mehr oder weniger stark auf das Elektroauto, da sie aufgrund des von der Regierung vorgeschriebenen geringen Flottenverbrauchs keine andere Chance sehen oder sehen wollen.
2020 soll sich in Sachen E-Auto nun einiges ändern. Denn eine ganze Menge von ihnen, vom Kleinstwagen bis zum schwergewichtigen SUV, drängen auf den Markt, bei manchen Marken, wie bei Smart, sogar schon alternativlos. Und erstmals gibt es E-Fahrzeuge, deren Preis, abzüglich der Förderungen, im Vergleich mit dem Benziner interessant ist. Dazu zählt auch der Seat Mii electric, der weitgehend baugleich mit dem Skoda Citigo e iV und dem VW E-Up ist.
halten sich die Retuschen des Mii gegenüber seinem benzinbetriebenen Bruder, der schon seit Jahren auf dem Markt ist, von außen in Grenzen. Innen sticht sofort das leuchtend graue Armaturenbrett ins Auge, das vor allem auf die SeatZielgruppe jüngere Käufer abgestimmt sein dürfte. Ähnliches trifft auch für die Bedieninsel und alle Schalter zu. Statt eines Navigationsgeräts gibt es eine Halterung für das Smartphone, mit dem eine ganze Reihe von interessanten Steuerungen des Fahrzeugs möglich sind. Mit einer darauf installierten App kann zum Beispiel von überall auf einige Werte zugegriffen werden, zum
Beispiel den Ladezustand, die Innenraumklimatisierung sowie die Fahrzeugsuche (Seat connect). Das sind gute Features.
Weniger begeisternd sind die verwendeten Innenraummaterialien, die vorwiegend aus Hartplastik bestehen. Sie machen den Eindruck, als wären sie verwendet, um den Preis des Kleinwagens zu drücken. Richtig gut hingegen fühlen sich die Vordersitze an, die guten Halt bieten und angenehm sind. Sitzt man vorne also recht ordentlich, wird es auf den Rücksitzen dafür umso enger, wohl auch deswegen, um den Kofferraum nicht noch kleiner werden zu lassen. Er steigt aber mit umOptisch geklappten Sitzen auf ein stattliches Maß (923 Liter), wird fast eben, ist allerdings nur über eine Ladekante befüllbar. Doch all die Dinge sind für ein so kleines Fahrzeug ja durchaus üblich.
Nicht wie in einem Kleinwagen mutet allerdings das Fahrverhalten an. Der Motor summt in allen Geschwindigkeitsbereichen sehr leise vor sich hin und wird von den immer stärker werdenden Wind- und Abrollgeräuschen locker übertönt.
Auch über die Handlichkeit und Übersichtlichkeit des Mii, übrigens ein reiner Kunstname ohne Bedeutung, kann nicht gemeckert werden, im Gegenteil. Sie überzeugt nicht nur in der Stadt, sondern auch für Überland- und Autobahnfahrten. Elektroautos fahren sich ja immer ohne Ruckeln und ohne Schalten, ohne Drehmomentunterschiede und Motorgeräusche. Es macht durchaus Spaß, mit dem kleinen Flitzer unterwegs zu sein.
Warum sollte nun der am Mii interessierte Käufer sich nicht für den Benziner, sondern für das Elektromodell entscheiden, abgesehen von den genannten Vorzügen?
Der Preis ist dank der Förderungen (etwa 6000 Euro) inzwischen in eine vertretbare Höhe gerückt, die Betriebs- und Wartungskosten dürften deutlich niedriger liegen als für einen Verbrenner.
Trotzdem: Der Wille des Deutschen, sich auf ein Elektroauto einzulassen, ist – vergleichbar mit andern Ländern – immer noch ziemlich gering. Das wird sich ändern, wohl auch müssen.