Neuburger Rundschau

Ein bisschen Krone gibt es nicht

Das Drama um Harry und Meghan erinnert an turbulente Zeiten im britischen Königshaus. Dabei sind die Regeln glasklar: Tradition geht über alles

- VON KATRIN PRIBYL redaktion@augsburger-allgemeine.de

Die Royals stecken in der Krise. Darüber kann auch das diplomatis­ch äußerst geschickte Statement von Königin Elizabeth II. nicht hinwegtäus­chen. Die Großmutter in ihr respektier­t den Wunsch ihres Enkels Harry nach Freiheit und Unabhängig­keit. Die Monarchin hingegen ist enttäuscht und bedauert, mit dem Herzog und der Herzogin von Sussex zwei beliebte Mitglieder der „Firma“ziehen lassen zu müssen.

Märchenhoc­hzeit, Nachwuchs, frischer Wind im verstaubte­n Palast – das PR-Lifting hätte zunächst kaum besser ausfallen können. Das Glück aber währte nur kurz. Der Rückzug der beiden aus dem royalen Zirkus wirkt wie die Verzweiflu­ngstat eines verletzlic­hen Paares. Das kam nie mit dem Druck, mit der Stummschal­tung persönlich­er Meinungen, mit der schonungsl­osen

Boulevardp­resse auf der Insel zurecht. Besonders Meghan gegenüber sind die britischen Medien unbarmherz­ig. Allein dass Teile der Blätter nun von „Megxit“sprechen und damit der Herzogin alle Schuld für den radikalen Schritt zuschieben, zeugt von einem engstirnig­en Weltbild. Denn vieles deutet darauf hin, dass der Prinz die treibende Kraft darstellt. Harry schien nie glücklich mit seiner Rolle, die als Nummer sechs der Thronfolge noch dazu jene des Ersatzmann­s ist. Und man darf es auch als sein Versäumnis bezeichnen, die Angelegenh­eit harmonisch­er zu regeln. Der Prinz wusste aus lebenslang­er Erfahrung, welche Auswirkung­en sein Rückzug haben würde, wie die Vorgehensw­eise dem Queen-verehrende­n Volk aufstoßen würde.

Ja, auch die US-Amerikaner­in war naiv, wie sie unlängst sogar selbst zugab. Es scheint, als habe die ehemals leidenscha­ftliche Aktivistin die Rolle als Mitglied der Windsors verkannt. Das Königshaus bietet sich keineswegs als Plattform, von der aus man die eigene Sicht auf aktuelle politische Belange – und seien sie noch so ehrenhaft – äußern kann. Und wer die Monarchie modernisie­ren will, kann dies zwar versuchen, muss sich aufgrund der Schwerfäll­igkeit dieser Institutio­n aber mit Minischrit­ten begnügen. Währenddes­sen heißt es lächeln und winken und Hände schütteln und Kindergärt­en einweihen. Noch viel weniger ist es möglich, ein privates Leben in der Öffentlich­keit zu führen. Man mag all das bemängeln. Doch am Ende des Tages speist sich der Erfolg der Monarchie aus den Traditione­n, aus den anachronis­tischen Strukturen. Der Monarch dient dem Volk und die Mitglieder der Königsfami­lie unterstütz­en den Monarchen in dessen Dienst. Nicht mehr, nicht weniger.

Wenn Prinz Harry und Herzogin Meghan aus diesem engen Korsett ausbrechen wollen, dann ist das bedauerlic­h, weil sie durch Meghans Herkunft und Hautfarbe das Königshaus vielfältig­er erscheinen ließen. Doch es ist ihr gutes Recht. Nur sollten sie den Schritt dann konsequent gehen und nicht nur komplett auf ihre royalen Titel und ihr exklusives Heim in Windsor verzichten, sondern auch ihre finanziell­en Privilegie­n aufgeben und sich völlig aus der Öffentlich­keit zurückzieh­en. Danach sieht es jedoch keineswegs aus, sie wünschen das Beste aus beiden Welten. Königin Elizabeth II. muss deshalb nun eine Regelung finden, die auch für künftige Generation­en gelten kann, die keinerlei Aussicht auf den Thron haben und deshalb ein selbstbest­immtes Leben zu führen gedenken. Die größte Herausford­erung dürfte dabei sein, für die Teilzeit-Royals eine klare Grenze zwischen Terminen im Auftrag Ihrer Majestät und jenen mit geschäftli­chen Interessen zu ziehen. Denn auch wenn viele Briten den Freiheitsd­rang nachvollzi­ehen können, sie würden es den Sussexes kaum verzeihen, die Krone für den eigenen Profit auszunutze­n.

Die Monarchie hat dem Volk zu dienen

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