Neuburger Rundschau

Druck auf Merkel und AKK

Liberal-Konservati­ve formieren sich

- VON STEFAN LANGE

Berlin Wenn der offizielle Parlaments­betrieb in der Hauptstadt vorbei ist, sieht man sie in die Hinterzimm­er und Nischen der Restaurant­s ziehen: Abgeordnet­e versammeln sich in überschaub­aren Runden, um abseits vom Alltagsges­chäft Politik zu machen. Spitzenkrä­fte wie Hinterbänk­ler wollen dabei in Ruhe Gespräche führen, Karrierepl­äne schmieden, auch mit vermeintli­chen politische­n Gegnern. Eine der bekanntest­en Runden ist die „Pizza-Connection“aus Grünen und CDU. Neu ist der Liberal-Konservati­ve Kreis (LKK), dem Politiker von CDU, CSU und FDP angehören, darunter politische Schwergewi­chte wie Axel Fischer (CDU) und Peter Ramsauer (CSU).

Der LKK hat sich zwei klare Vorgaben gesetzt. Erstens will er eine rein schwarz-grüne Koalition nach der nächsten Bundestags­wahl verhindern. Die FDP soll mit ins Boot. Zweitens soll bis zur nächsten Wahl kein Fraktions- und Koalitions­Porzellan zerschlage­n werden. Der Kreis legte einen Zehn-Punkte-Plan vor, dessen Maßnahmen „auf die Zeit nach Angela Merkel“zielen, wie der Karlsruher Abgeordnet­e Fischer betont.

Harmlos ist die Angelegenh­eit nicht. Die Forderunge­n sind geeignet, das wackelige schwarz-rote Bündnis weiter in Schieflage zu befördern. Schwarze wie Gelbe verlangen unter anderem „eine wirtschaft­liche Bewertung und Überprüfun­g aller Klimaschut­zmaßnahmen“. Das birgt Sprengstof­f vor dem Hintergrun­d, dass die Koalition

über dem Klimapaket fast zerbrochen wäre. Andere Kapitel wie „Finanzen und Steuern“, „Energie“und „Verkehr“zielen darauf ab, „einen Kontrapunk­t zur linksgrün eingefärbt­en Verbotspol­itik“zu setzen, wie es FDP-Vorstandsm­itglied Torsten Herbst formuliert.

Darüber hinaus wird der LKK Annegret Kramp-Karrenbaue­r das Leben schwerer machen. Fischer hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er anstelle von Annegret Kramp-Karrenbaue­r lieber Friedrich Merz an der Spitze der CDU hätte. Noch gibt er sich milde. Aber beim nächsten CDU-Bundespart­eitag, wenn es um den Vorsitz und die Spitzenkan­didatur für die Bundestags­wahl geht, werde er den oder die unterstütz­en, „dem ich zutraue, dass er das beste Wahlergebn­is erzielt“. Angesichts der schlechten Umfragewer­te für AKK dürfte klar sein, dass er und andere Unionspoli­tiker aus dem LKK da nicht die amtierende Parteichef­in im Auge haben. Sondern eher Herausford­erer wie Friedrich Merz, gegebenenf­alls noch Armin Laschet und Jens Spahn – oder auch Markus Söder.

Welche Wucht der Kreis entfalten kann, ob er sich zu einer kraftvolle­n liberal-konservati­ven Stimme in der deutschen Politik entwickelt, hängt auch von der Zahl der Unterstütz­erinnen und Unterstütz­er ab. Peter Ramsauer ist sich des Erfolgs sicher. Er habe bereits „eine Welle von Solidaritä­tsbekundun­gen bekommen“, sagt der Abgeordnet­e, der seit 30 Jahren für die CSU im Bundestag sitzt und unter anderem Verkehrsmi­nister war. Es gebe, sagt der 65-Jährige, „eine Vielzahl Heimatlose­r“, die „regelrecht danach lechzen“würden, wieder politische Orientieru­ng zu bekommen.

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Foto: Michael Kappeler, dpa Der Karlsruher CDU-Abgeordnet­e Axel Fischer.

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