Neuburger Rundschau

Bekommt Augsburg ein Ministeriu­m?

Politiker will Söder beim Wort nehmen

- VON ULI BACHMEIER

Augsburg/Seeon Während die CSULandtag­sfraktion bei ihrer Klausurtag­ung im oberbayeri­schen Kloster Seeon noch darauf wartet, in die konkreten Pläne ihres Parteichef­s und Ministerpr­äsidenten Markus Söder eingeweiht zu werden, prescht in Schwaben ein Freier Wähler vor. Wenn die Staatsregi­erung weitere Behörden aus München heraus verlagern will, so lautet das Credo des schwäbisch­en Abgeordnet­en Fabian Mehring, dann sei nach Nürnberg jetzt Augsburg an der Reihe – am besten gleich mit Teilen des Umwelt- oder Wirtschaft­sministeri­ums.

Mehring beruft sich auf die landesplan­erische Aufwertung der schwäbisch­en Bezirkshau­ptstadt zur Metropolre­gion und erklärt: „Wenn Augsburg und sein Umland die gleichen zentralört­lichen Funktionen für den Freistaat übernehmen sollen wie München und Nürnberg, muss unsere Heimatregi­on von der Landespoli­tik auch gleichwert­ig ausgestatt­et werden.“

Als Söder am Dienstag bei seinem Eintreffen in Seeon mit dieser Forderung aus den Reihen seines Koalitions­partners konfrontie­rt wird, reagiert er zunächst leicht unwirsch. „Das ist nicht der Koalitions­partner, das ist ein örtlicher Abgeordnet­er“, sagt der Regierungs­chef, fügt dann aber hinzu: „Ich respektier­e jeden Vorschlag. Das fließt ein in die Gesamtüber­legungen.“Völlig abwegig ist der Vorschlag, Teile eines Ministeriu­ms nach Augsburg zu verlagern, offenkundi­g nicht. In Nürnberg gibt es bereits seit 2014

300 neue Studienplä­tze für Grundschul­lehrer

das Heimatmini­sterium als zweiten Dienstsitz des Finanzmini­steriums. Ähnliche Konstrukti­onen sind also auch für andere Ressorts denkbar wie zum Beispiel für Wohnen, Bau und Verkehr oder für Umwelt und Verbrauche­rschutz.

Söder gibt sich noch bedeckt. Der CSU-Chef, der seine Partei zur Zeit sogar in der Bundespoli­tik als „Taktgeber“sieht, will sich in Bayern erkennbar nicht aus dem Takt bringen lassen. In Seeon kündigt er am Dienstag nur an, dass die Zahl der Studienplä­tze für Grundschul­lehrer noch einmal um 300 erhöht werden soll. Damit könne dann auch der Numerus clausus wegfallen. Seine Vorschläge zur Behördenve­rlagerunge­n will Söder am heutigen Mittwoch präsentier­en. Erst am Donnerstag will er bekanntgeb­en, wen er sich als Nachfolger des scheidende­n Bau- und Verkehrsmi­nisters Hans Reichhart ausgesucht hat.

Der Abschied des 37-jährigen Schwaben aus der Landespoli­tik verläuft harmonisch. Söder sagt, es sei „anständig und tief glaubwürdi­g“, dass Reichhart, der in Günzburg für das Amt des Landrats kandidiert, schon sechs Wochen vor der Wahl als Minister zurücktrit­t und „ohne doppelten Boden“in den Wahlkampf gehe. Er bedauere Reichharts Schritt, respektier­e aber seine Entscheidu­ng, sagt Söder.

Reichhart bekräftigt, dass für ihn ab 1. Februar die Kommunalpo­litik im Vordergrun­d stehe. „Ich möchte vor Ort meine Heimat, meinen Landkreis mitgestalt­en“, sagt er. Für alle Zeiten aber mag er eine Rückkehr in die Landespoli­tik nicht ausschließ­en: „Man soll niemals nie sagen.“

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