Allgäuer Skandalbauer wird ausgezeichnet
Er steht im Verdacht, massiv gegen das Tierschutzgesetz verstoßen zu haben. Doch zwei Kühe erbrachten Hochleistungen. Auch im Kreis Landsberg gibt es schwere Missstände
Landsberg/Dietmannsried Obwohl dem Landwirt aus Dietmannsried im Allgäu massive Verstöße gegen das Tierschutzgesetz vorgeworfen werden, wurde er nun ausgezeichnet. Und zwar von der Bezirkszuchtgenossenschaft OberallgäuNord. Bei dem Bauern hatten Kontrolleure, wie berichtet, unhaltbare hygienische und gesundheitliche Zustände festgestellt. Er muss seinen Betrieb voraussichtlich stilllegen. Doch, weil zwei seiner Kühe eine Jahresmilchleistung von über 100 000 Kilo erbracht hatten, bekam er nun eine Urkunde. Skandalöse Zustände herrschen allerdings nicht nur in Allgäuer Tierbetrieben. Auch im Landkreis Landsberg musste das Veterinäramt eingreifen und einem Landwirt Kühe wegnehmen.
Die 44 Rinder wurden bereits Mitte Dezember abgeholt. Das bestätigte die Behörde jetzt auf Nachfrage unserer Redaktion. Dem Bauern aus dem nördlichen Landkreis Landsberg werden mehrere Verstöße zur Last gelegt. So soll ein Teil des Milchviehs zum Zeitpunkt der
Abholung unterernährt gewesen und die Klauenpflege vernachlässigt worden sein, erklärt Wolfgang Müller, Pressesprecher des Landratsamts. Zudem soll der Boden des Stalls total verdreckt gewesen sein. „Der Kot der Rinder wurde nicht beseitigt. Zum einen erhöht sich dadurch die Verletzungsgefahr für die Tiere, und zum anderen können sich die Rinder nicht hinlegen, was wichtig wäre, damit sie sich ausruhen können. Lebensbedrohlich war die Situation für die Tiere aber nicht“, sagt Müller.
Seit gut einem Jahr hat das Veterinäramt den Bauern im Fokus. Er hat wegen Verstößen auch bereits eine vierstellige Summe zahlen müssen. Insgesamt hat der Landwirt 78 Rinder, 34 davon durfte er behalten. Diese Tiere seien in einem akzeptablen Zustand gewesen, sagt Müller. Es fänden aber weiterhin Kontrollen auf dem Hof statt. „Eine weitere Entnahme von Tieren und auch ein Haltungsverbot sind denkbar, sollte dies notwendig sein.“
Untergebracht sind die vernachlässigten Rinder jetzt in Penzing. Dort hat der Landkreis Landsberg für genau solche Fälle einen Stall gepachtet. Etwa zweimal im Jahr kämen Fälle dieser Größenordnung vor, erklärt Müller. Mehr als 80 Tiere können dort untergebracht werden. Ein „wohl deutschlandweit einzigartiges Projekt“, so der Pressesprecher. Seit Ende vergangenen Jahres nutzen weitere Landkreise diese Möglichkeit der Unterbringung in Penzing. Eine entsprechende Zweckvereinbarung haben die Landkreise Aichach-Friedberg, Bad Tölz-Wolfratshausen, Dachau, Ebersberg, Fürstenfeldbruck, Garmisch, Miesbach, München und Rosenheim unterzeichnet.