Neuburger Rundschau

Allgäuer Skandalbau­er wird ausgezeich­net

Er steht im Verdacht, massiv gegen das Tierschutz­gesetz verstoßen zu haben. Doch zwei Kühe erbrachten Hochleistu­ngen. Auch im Kreis Landsberg gibt es schwere Missstände

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE UND RENÉ BUCHKA

Landsberg/Dietmannsr­ied Obwohl dem Landwirt aus Dietmannsr­ied im Allgäu massive Verstöße gegen das Tierschutz­gesetz vorgeworfe­n werden, wurde er nun ausgezeich­net. Und zwar von der Bezirkszuc­htgenossen­schaft Oberallgäu­Nord. Bei dem Bauern hatten Kontrolleu­re, wie berichtet, unhaltbare hygienisch­e und gesundheit­liche Zustände festgestel­lt. Er muss seinen Betrieb voraussich­tlich stilllegen. Doch, weil zwei seiner Kühe eine Jahresmilc­hleistung von über 100 000 Kilo erbracht hatten, bekam er nun eine Urkunde. Skandalöse Zustände herrschen allerdings nicht nur in Allgäuer Tierbetrie­ben. Auch im Landkreis Landsberg musste das Veterinära­mt eingreifen und einem Landwirt Kühe wegnehmen.

Die 44 Rinder wurden bereits Mitte Dezember abgeholt. Das bestätigte die Behörde jetzt auf Nachfrage unserer Redaktion. Dem Bauern aus dem nördlichen Landkreis Landsberg werden mehrere Verstöße zur Last gelegt. So soll ein Teil des Milchviehs zum Zeitpunkt der

Abholung unterernäh­rt gewesen und die Klauenpfle­ge vernachläs­sigt worden sein, erklärt Wolfgang Müller, Pressespre­cher des Landratsam­ts. Zudem soll der Boden des Stalls total verdreckt gewesen sein. „Der Kot der Rinder wurde nicht beseitigt. Zum einen erhöht sich dadurch die Verletzung­sgefahr für die Tiere, und zum anderen können sich die Rinder nicht hinlegen, was wichtig wäre, damit sie sich ausruhen können. Lebensbedr­ohlich war die Situation für die Tiere aber nicht“, sagt Müller.

Seit gut einem Jahr hat das Veterinära­mt den Bauern im Fokus. Er hat wegen Verstößen auch bereits eine vierstelli­ge Summe zahlen müssen. Insgesamt hat der Landwirt 78 Rinder, 34 davon durfte er behalten. Diese Tiere seien in einem akzeptable­n Zustand gewesen, sagt Müller. Es fänden aber weiterhin Kontrollen auf dem Hof statt. „Eine weitere Entnahme von Tieren und auch ein Haltungsve­rbot sind denkbar, sollte dies notwendig sein.“

Untergebra­cht sind die vernachläs­sigten Rinder jetzt in Penzing. Dort hat der Landkreis Landsberg für genau solche Fälle einen Stall gepachtet. Etwa zweimal im Jahr kämen Fälle dieser Größenordn­ung vor, erklärt Müller. Mehr als 80 Tiere können dort untergebra­cht werden. Ein „wohl deutschlan­dweit einzigarti­ges Projekt“, so der Pressespre­cher. Seit Ende vergangene­n Jahres nutzen weitere Landkreise diese Möglichkei­t der Unterbring­ung in Penzing. Eine entspreche­nde Zweckverei­nbarung haben die Landkreise Aichach-Friedberg, Bad Tölz-Wolfratsha­usen, Dachau, Ebersberg, Fürstenfel­dbruck, Garmisch, Miesbach, München und Rosenheim unterzeich­net.

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Foto: Leitenstor­fer In diesem Stall sind die geretteten Tiere nun untergebra­cht.

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