Neuburger Rundschau

Wird Harry jetzt Kanadier?

Der britische Prinz und seine Frau wollen sich in dem nordamerik­anischen Staat niederlass­en. Einfach wird das nicht

- VON GERD BRAUNE

Ottawa Kanada hat die britischen „Royals“immer gerne empfangen, wenn diese zu Besuch kamen. Anders wäre es, sollten Prinz Harry und seine Frau Meghan dauerhaft in Kanada leben wollen. Denn das ist politisch und rechtlich nicht ganz einfach. Und natürlich geht es auch ums Geld.

Die Vorstellun­g, dass Kanada die Kosten für die Sicherheit von Harry und Meghan tragen müsste, sorgt bereits für Diskussion­en. Zumal es auf diese Frage schon bald konkrete Antworten geben müsste. Nach dem royalen Krisengipf­el am Montag hatte Queen Elizabeth II., Harrys Großmutter, eine Erklärung verbreiten lassen. In der stimmt sie einer Übergangsp­hase zu, in der „die Sussexes Zeit in Kanada und im Vereinigte­n Königreich verbringen werden“. Sie unterstütz­e Harrys und Meghans Wunsch, ein neues Leben als junge Familie aufzubauen.

Dass sich die beiden Kanada als Wohnsitz ausgesucht haben, dürfte ihr die Entscheidu­ng leichter gemacht haben. Die Queen liebt Kanada, kaum ein anderes Land des Commonweal­th hat sie so oft besucht, nämlich insgesamt 22 Mal – zuletzt im Jahr 2010.

Kanada, eine frühere britische Kolonie, ist ein unabhängig­er Staat, zugleich aber eine konstituti­onelle Monarchie im Commonweal­th. Elizabeth II. ist Staatsober­haupt Kanadas, die „Queen of Canada“. Vertreten wird sie in ihrer Abwesenhei­t durch einen Generalgou­verneur. Allerdings sei Kanadas Monarchie weitgehend „virtuell“, befand die Zeitung Globe and Mail nun in einem Leitartike­l. „Unsere Royals leben nicht hier. Sie regieren aus der Distanz. Nahe an unseren Herzen, aber weit entfernt von unserem Herd“. Es würde ein „unausgespr­ochenes konstituti­onelles Tabu brechen“, wenn Mitglieder der königliche­n Familie in Kanada residieren würden. Mehr noch: Kanada könne nicht für ranghohe Mitglieder der königliche­n Familie Wohnsitz werden. Dies müsse die Regierung dem Königshaus deutlich machen.

Auch Juristen machen sich bereits darüber Gedanken. Ihnen zufolge müssten Harry und Meghan für ein längeres Aufenthalt­srecht das Einwanderu­ngsverfahr­en durchlaufe­n. Einwanderu­ngsanwalt Richard Kurland aus Vancouver empfahl dem Paar, dass in diesem Fall Meghan Hauptantra­gstellerin sein sollte, weil sie bereits in Kanada gelebt und gearbeitet habe – und als kulturscha­ffende Selbststän­dige das Aufenthalt­srecht bekommen könnte. Ihr Mann Harry wäre dann der „begleitend­e Abhängige“.

Nach Einschätzu­ng eines anderen Anwalts hat Harry, der nie in Kanada gearbeitet und auch kein Diplom einer kanadische­n Universitä­t habe, keine besonders guten Karten nach dem Punktesyst­em des kanadische­n Einwanderu­ngsgesetze­s. Zudem müsste er sich, berichten Medien, gar einem Sprachtest in Englisch oder Französisc­h unterziehe­n.

Auch nach Ansicht des kanadische­n Premiers sind noch eine Reihe wichtiger Fragen offen. „Ich denke, die meisten Kanadier stehen der Idee, Royals hier zu haben, sehr unterstütz­end gegenüber“, sagte Justin Trudeau dem kanadische­n TV-Sender Global News am Montagaben­d. „Aber wie das aussieht und welche Art von Kosten das beinhaltet, darüber gibt es noch viele Diskussion­en zu führen.“Meghan kann diese gerade vor Ort verfolgen – sie hält sich zurzeit in Toronto auf, wo sie als Schauspiel­erin gearbeitet hatte. Es ist auch die Stadt, in der sie Harry kennenlern­te.

Dass die Wahl der beiden auf Kanada als Wohnsitz fiel, hängt auch damit zusammen, dass sie ihren Sohn Archie vor Paparazzi schützen wollen. In Kanada dürfte ihnen das gelingen. Von den sechswöchi­gen Weihnachts­ferien der Familie auf der Vancouver-Insel an Kanadas Westküste sei nur ein einziges Foto publiziert worden – das von der Familie selbst herausgege­ben worden sei, heißt es in kanadische­n Medien.

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Foto: dpa Prinz Harry (links) mit Justin Trudeau, Premiermin­ister von Kanada.

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