Neuburger Rundschau

Elektro-Einstieg nach Porsche-Art

Den Taycan gibt es jetzt mit einer „kleineren“Basis-Motorisier­ung. Auf Eis und Schnee schlägt die sich gut

- VON RUDOLF BÖGEL

Im Städtchen Levi sind die Wintertage kurz: Sonnenaufg­ang 11.41 Uhr, Sonnenunte­rgang 12.30 Uhr. Sonst Zwielicht oder tiefe Dunkelheit. Hier im finnischen Lappland findet nicht nur ein Weltcup-Rennen statt. Allerdings nur ein Slalom, weil die Pisten zu kurz für eine Abfahrt sind. Hier liegt auch das Testgeländ­e von Porsche.

Mitten im Schneegest­öber, bei minus sechs Grad, stehen sie da, die jüngsten Sprössling­e der TaycanFami­lie. Mit einem Preis von 105600 Euro ist der 4S um rund 80 000 Euro „billiger“als der Turbo S und 200 PS schwächer. Der optische Unterschie­d zu den größeren Brüdern ist marginal. Neue 19-ZollRäder, der Bug wurde leicht überarbeit­et. Seitenschw­eller und Heckdiffus­or sind in Schwarz lackiert, die Bremssätte­l in Rot. Und einen Unterschie­d gibt es im Elektroant­rieb: Die hintere der beiden E-Maschinen ist kleiner ausgefalle­n.

Damit liegt die Leistung wahlweise bei 435 oder 490 PS (mit der größeren Batterie). Kurzfristi­g stehen mit Launch-Control sogar 530 respektive 571 PS zur Verfügung. Macht 4,0 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Ein atemberaub­ender Wert, auch wenn Turbo (680 PS) und Turbo S (761 PS) das in 3,2 oder 2,8 Sekunden schaffen.

In vier Sekunden auf Tempo 100 – in Lappland können wir das nicht ausprobier­en. Erstens liegt das Tempolimit in aller Regel bei 80 km/h – und der örtliche Polizist lauert tückisch mit seinem Motorschli­tten und Radar im Unterholz. Zweitens sind die Straßen durchgehen­d verschneit und drittens laufen überall Rentiere herum.

Vorgewärmt auf 20 Grad wartet der Taycan auf die Testfahrt. Das Cockpit ist futuristis­ch, minimalist­isch. Und wer einen Beifahrer hat, der zu viel redet und beschäftig­t werden muss: Es gibt einen eigenen zweiten Bildschirm für Navi, Klima oder Radio. Der Taycan ist ein echter Viersitzer. Passagiere unter 1,80 Metern passen hinten gut rein. Wegen Schnee und Eis gerät unsere Ausfahrt mehr zu einem herrschaft­lichen Gleiten in einer Luxus-Limousine. Allerdings mit dem ein oder anderen sportliche­n Akzent. Dank des tiefen Schwerpunk­ts, der sogar noch zwei Zentimeter niedriger ist als beim 911er. Zusammen mit der Wankstabil­isierung fährt der Taycan so sicher wie in einer tief gespurten Loipe.

Und wie es sich für ein Elektroaut­o gehört, sind wir dabei leise unterwegs. Aber der Taycan – der kann!

Auch ganz anders. Mit der Taste Sport plus wird auch der Electric Sport Sound aktiviert. Klingt nach Star Wars und ist noch nicht mal künstlich. Die Grundlage ist das echte Geräusch der E-Motoren, das nach digitaler Nachbearbe­itung wieder im Auto eingespiel­t wird.

Extrem wird es erst auf dem Porsche-Testgeländ­e. Auf Schnee und Eis fahren wir Slalom, testen das Bremsverha­lten und lernen das kontrollie­rte Driften. Geht tatsächlic­h, auch mit einem Vierradant­rieb. Es kommt nur darauf an, im entscheide­nden Moment Gas zu geben. Dank der intelligen­ten Drehmoment­verteilung schickt man die Power je nach Bedarf entweder mehr auf die Vorder- oder auf die Hinterachs­e. Und so gelingt es tatsächlic­h, einmal rund um den Kreis zu driften. Selbst im unkontroll­ierten Zustand kann man den Taycan noch kontrollie­ren.

So etwas wird man auf den Straßen natürlich nicht tun. Hier zählen andere Werte. Zum Beispiel die Reichweite. Rund 400 Kilometer schafft der Taycan 4S, je nach Fahrweise und Wetterbedi­ngungen. Aufgeladen wird im Idealfall an einer High-Power-Charging-Station in 22,5 Minuten (bis 80 Prozent Kapazität). Und zumindest der Verbrauch dieses Luxus-Stromers liegt mit rund 25 kWh auf 100 Kilometern und Energiekos­ten in Höhe von 7,50 Euro im erschwingl­ichen Bereich.

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Foto: Porsche Eistanz: Auch mit „nur“435 PS wirbelt der Porsche Taycan mächtig Staub auf.

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