Der Garten auf der Fensterbank
Natürlich ist es eine Spielerei. Ihre Großfamilie werden Sie auf diese Weise nicht ernähren können. Aber die Fensterbank als kleines Superfood-Dorado gibt mehr her, als man erst mal meinen könnte. Möglich machen das Microgreens, so heißt der neue Urban-Gardening-Trend, der aus den USA herübergeschwappt ist. Man könnte dazu auch einfach Gärtnern mit Keimlingen sagen, klingt halt nicht so schick, neu und knapp. Also Microgreens!
Wer schon mal Kresse angesät hat, kennt das Prinzip. Eine Schale, Watte (am besten Bioqualität) oder Erde, Samen, mehr braucht es eigentlich nicht, um Fensterbankgärtner zu werden. Die Samen von Erbsen, Blumenkohl, Brokkoli, Radieschen oder Rote Beete (aus dem Gartencenter) sind feinste Fensterbankgrüner. Wichtig ist, dass die Keimlinge im Dunklen keimen. Die Schalen sollten – bis sich nach drei vier Tagen die ersten grünen Jungspunde zeigen – abgedeckt werden. Im Internet und im Gartencenter gibt es spezielle Micro-Gardening-Sets.
Die alte Auflaufform, der Blumentopf, eine Plastikschale tun’s auch. Wer einmal anfängt, staunt schnell, wie viel auf kleinstem Terrain geht. Wenn man das Gießen nicht vergisst! Wer die schon größeren Triebe bei der Ernte nach dem ersten Keimblatt abschneidet, kann zweimal ernten. Die Idee der UrbanGardening-Bewegung ist es, möglichst viel essbares Grün in die Stadt zu bringen, um Transportwege, Wasser und CO2-Verbrauch zu reduzieren. Die Nahrungsmittelproduktion verursacht geschätzt rund 30 Prozent aller Treibhausgase.
Micro-Gardener können dagegen natürlich nur einen Micro-Beitrag leisten, aber sie leisten immerhin einen – und profitieren selbst noch davon. Ihr Speiseplan wird automatisch grüner. Die Sprösslinge enthalten nämlich wesentlich mehr Vitamine als ihre ausgewachsenen Kollegen. Wie Kresse können die Keimlinge aufs Butterbrot. In den Quark, in den Salat, als Deko auf Kartoffelpüree, aufs Curry oder in die Suppe. Microgreen-Latifundien-Besitzer können sogar Smoothies herstellen.
Microgreen-Züchter sparen Plastik und Verpackung, weil sie weniger Kräuter aus dem Supermarkt brauchen. Und nicht zuletzt macht es Spaß, mit der Schere schnell Frisches fürs eigene Essen abzuschneiden. Und man weiß auch noch, was dran und drin ist. MicroGartenglück eben – und das im Winter.
In dieser Kolumne geht es um das Thema Nachhaltigkeit. Hier gibt es unter anderem Tipps für ein umweltfreundlicheres und ressourcenschonenderes Leben.