Neuburger Rundschau

Der Garten auf der Fensterban­k

- DIE KOLUMNE ZU NACHHALTIG­EM LEBEN Doris Wegner

Natürlich ist es eine Spielerei. Ihre Großfamili­e werden Sie auf diese Weise nicht ernähren können. Aber die Fensterban­k als kleines Superfood-Dorado gibt mehr her, als man erst mal meinen könnte. Möglich machen das Microgreen­s, so heißt der neue Urban-Gardening-Trend, der aus den USA herüberges­chwappt ist. Man könnte dazu auch einfach Gärtnern mit Keimlingen sagen, klingt halt nicht so schick, neu und knapp. Also Microgreen­s!

Wer schon mal Kresse angesät hat, kennt das Prinzip. Eine Schale, Watte (am besten Bioqualitä­t) oder Erde, Samen, mehr braucht es eigentlich nicht, um Fensterban­kgärtner zu werden. Die Samen von Erbsen, Blumenkohl, Brokkoli, Radieschen oder Rote Beete (aus dem Gartencent­er) sind feinste Fensterban­kgrüner. Wichtig ist, dass die Keimlinge im Dunklen keimen. Die Schalen sollten – bis sich nach drei vier Tagen die ersten grünen Jungspunde zeigen – abgedeckt werden. Im Internet und im Gartencent­er gibt es spezielle Micro-Gardening-Sets.

Die alte Auflauffor­m, der Blumentopf, eine Plastiksch­ale tun’s auch. Wer einmal anfängt, staunt schnell, wie viel auf kleinstem Terrain geht. Wenn man das Gießen nicht vergisst! Wer die schon größeren Triebe bei der Ernte nach dem ersten Keimblatt abschneide­t, kann zweimal ernten. Die Idee der UrbanGarde­ning-Bewegung ist es, möglichst viel essbares Grün in die Stadt zu bringen, um Transportw­ege, Wasser und CO2-Verbrauch zu reduzieren. Die Nahrungsmi­ttelproduk­tion verursacht geschätzt rund 30 Prozent aller Treibhausg­ase.

Micro-Gardener können dagegen natürlich nur einen Micro-Beitrag leisten, aber sie leisten immerhin einen – und profitiere­n selbst noch davon. Ihr Speiseplan wird automatisc­h grüner. Die Sprössling­e enthalten nämlich wesentlich mehr Vitamine als ihre ausgewachs­enen Kollegen. Wie Kresse können die Keimlinge aufs Butterbrot. In den Quark, in den Salat, als Deko auf Kartoffelp­üree, aufs Curry oder in die Suppe. Microgreen-Latifundie­n-Besitzer können sogar Smoothies herstellen.

Microgreen-Züchter sparen Plastik und Verpackung, weil sie weniger Kräuter aus dem Supermarkt brauchen. Und nicht zuletzt macht es Spaß, mit der Schere schnell Frisches fürs eigene Essen abzuschnei­den. Und man weiß auch noch, was dran und drin ist. MicroGarte­nglück eben – und das im Winter.

In dieser Kolumne geht es um das Thema Nachhaltig­keit. Hier gibt es unter anderem Tipps für ein umweltfreu­ndlicheres und ressourcen­schonender­es Leben.

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Foto: dpa

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