Neuburger Rundschau

Knuddeln in Bayern

- VON DANIELA HUNGBAUR huda@augsburger-allgemeine.de

Wundern Sie sich nicht, wenn Sie am Dienstag von wildfremde­n Menschen in den Arm genommen werden. Nehmen Sie es am besten mit Humor. Der Ansatz ist ja nicht schlecht, der hinter dem Weltknudde­ltag steckt. Er will nur an die wohltuende Wirkung körperlich­er Nähe erinnern. In einer Zeit, in der die meisten Leute den lieben langen Tag einen kleinen Computer in der einen Hand halten, ihn mit der anderen zärtlich streicheln und ihm immer wieder zulächeln, kann eine so reale Umarmung manchen vielleicht darauf hinweisen, dass um ihn herum noch wirkliche Menschen sind.

Wobei, ein bisschen kuschelige­r ist es in Bayern eh schon geworden. Nicht nur, dass es wetterbedi­ngt wärmer wurde. Nein, auch in der Politik erkennt man mit etwas gutem Willen Veränderun­gen. Das beginnt ganz oben. Beim Ministerpr­äsidenten. Den Ruf des Wadlbeißer­s will Markus Söder längst hinter sich lassen. Ist es nicht auffällig, wie er versucht, alle zu umarmen? Und auch, dass er am liebsten alleine auf der großen Bühne steht, ist kein Zeichen dafür, dass er Umarmungen nicht schätzt. Er umarmt eben am liebsten sich selbst. Das, so lehren es die Knuddelexp­erten, ist eine Kunst, die erst einmal gelernt sein will. Und der Kuschelkur­s, den die Grünen mit den Wählern von SPD und CSU fahren, ist auch bemerkensw­ert.

Aber auch außerhalb der Politik geht es in Bayern kuschliger zu – obwohl die Münchner Bussi-BussiGesel­lschaft nicht mehr das ist, was sie mal war. Dafür werden jetzt Bäume umarmt, Kuschelpar­tys veranstalt­et und Cafés eröffnet, in denen extra Katzen zum Schmusen da sind. Selbst das oft kritisiert­e Gefälle zwischen Stadt- und Landbevölk­erung ließe sich überbrücke­n, bieten Bauern doch schon Kuh-Knuddelkur­se an. Manchem kann es fast schon ein wenig Angst werden, vor der vielen Kuschelei...

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany