Neuburger Rundschau

Ansteckung­sgefahr im Bett

Sex soll Spaß machen. Doch manche Infektione­n haben schwere Erkrankung­en zur Folge

- Claudia Bignion, dpa

Schon über Sex sprechen viele nicht gerne – und über sexuell übertragba­re Krankheite­n schon gar nicht. Wer gibt schon gerne zu, dass er sich bei einem One-Night-Stand angesteckt hat? Doch die Mikroorgan­ismen können zur Ehrlichkei­t zwingen – denn viele der Krankheite­n, auch STI (für Englisch „Sexually Transmitte­d Infections“) genannt, sind alles andere als harmlos.

Die wichtigste Regel dabei: Kondome schützen – zwar nicht in jedem Fall und vor jeder Infektion, aber doch besser als andere Methoden. Darüber hinaus kann es aber nicht schaden, die wichtigste­n Risiken und Anzeichen für STI wenigstens zu kennen.

Die weltweit häufigste sexuell übertragba­re Infektion wird durch Chlamydien verursacht. Wenn die Bakterien im Genitalber­eich genügend Zeit zur Vermehrung hatten, kommt es zu weißlichem Ausfluss aus den Geschlecht­sorganen – und zu äußerst schmerzhaf­tem Dauerjucke­n, oft kombiniert mit Schmerzen beim Urinieren. „Für den Erwerb von Chlamydien-Infektione­n haben junge Frauen ein besonders großes Risiko“, erklärt Viviane Bremer aus der Abteilung für Infektions­epidemiolo­gie des Robert-Koch-Instituts. Unbehandel­t kann die Infektion sogar zur Unfruchtba­rkeit führen, wenn sich die Eileiter entzünden und verkleben. In der Regel wird eine Chlamydien-Infektion mit Antibiotik­a behandelt – Betroffene gehen zum Arzt und vermeiden Sexualkont­akt, bis die Symptome verschwund­en sind. Wichtig jedoch: Der Partner, bei dem man sich angesteckt hat, sollte sich unbedingt mit behandeln lassen. Ansonsten droht der Pingpong-Effekt, also eine Rückinfekt­ion beim ersten Sex nach der Behandlung.

„Junge Frauen haben außerdem ein hohes Risiko, sich mit Humanen Papillomvi­ren (HPV) zu infizieren“, sagt Viviane Bremer. Diese Warzenvire­n-Infektion ist die Hauptursac­he für Gebärmutte­rhalskrebs, heilt aber in den meisten Fällen von alleine aus. Nur in seltenen Fällen kann sich der Krebs entwickeln – tückischer­weise oft Jahre oder gar Jahrzehnte nach der Infektion. Deutlich senken lässt sich das Risiko durch die HPV-Impfung. Diese empfiehlt die Ständige Impfkommis­sion (Stiko) inzwischen nicht nur für Mädchen zwischen neun und 14 Jahren, sondern auch für Jungen im gleichen Alter.

Neben der Chlamydien-Infektion und HPV sind die Gonorrhoe und Syphilis häufige bakteriell­e Erkrankung­en. Syphilis ist besonders heimtückis­ch, weil die anfänglich­en Genitalges­chwüre nach circa vier Wochen abheilen, der Patient aber keineswegs gesund ist. Generell kommen bei solchen Infektione­n Antibiotik­a zum Einsatz.

In anderen Fällen ist eine Behandlung dagegen deutlich schwierige­r – oder unmöglich. Virale Geschlecht­skrankheit­en

sind Aids und Herpes im Genitalber­eich. HerpesVire­n werden meist beim Oralverkeh­r durch ein aufgeplatz­tes Lippenbläs­chen übertragen. Eine Heilung gibt es bisher nicht – auch wenn es erste ermutigend­e Teilerfolg­e in der Forschung gibt.

Auch bei der HIV-Infektion ist in naher Zukunft nicht an eine Heilung zu denken, Ziel ist vielmehr die weltweite Bekämpfung der AidsErkran­kung. „Die 90-90-90-Strategie besagt, dass bis zum Jahr 2020 90 Prozent aller Menschen mit HIV ihren Status kennen sollen, mindestens 90 Prozent davon Zugang zu Medikament­en haben sollen und mindestens 90 Prozent davon erfolgreic­h behandelt werden“, erklärt Prof. Jürgen Rockstroh, Leiter der Ambulanz für Infektiolo­gie und Immunologi­e des Universitä­tsklinikum­s in Bonn. „Erfolgreic­h behandelt“heißt in diesem Fall aber nicht, komplett virusfrei zu sein, sondern eine möglichst geringe HIV-Last im Blut zu haben. Wichtig ist das vor allem für Risikopati­enten: „Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), sind eine stark von HIV und anderen sexuell übertragen­en Infektione­n betroffene Bevölkerun­gsgruppe“, sagt Viviane Bremer. Vor allem für solche Patienten gibt es die HIV-Vorsorge PrEP (Prä-Exposition­s-Prophylaxe), die neuerdings zumindest teilweise Kassenleis­tung ist. „Seit dem 1. September 2019 übernehmen Krankenkas­sen die Kosten für vorbeugend­e Arzneimitt­el und die dazu gehörenden Untersuchu­ngen“, sagt Armin Schafberge­r, Arzt und Medizinref­erent der Deutschen Aidshilfe. „Diese Prä-Exposition­s- Prophylaxe steht für Menschen zur Verfügung, die ein hohes Risiko haben, sich mit HIV zu infizieren.“

Für Fragen rund um das Thema Sex und Krankheite­n ist natürlich der Arzt der richtige Ansprechpa­rtner – auch wenn das Gespräch vielleicht schwerfäll­t. Eine anonyme, weniger peinliche Alternativ­e ist die Online-Recherche, auch wenn diese den Arztbesuch nicht ersetzt. Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen zu Geschlecht­skrankheit­en finden sich etwa auf „Liebeslebe­n.de“, einem Portal der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung (BzGA)

 ?? Foto: dpa ?? Vor Ansteckung beim Sex schützen vor allem Kondome.
Foto: dpa Vor Ansteckung beim Sex schützen vor allem Kondome.

Newspapers in German

Newspapers from Germany