Neuburger Rundschau

Streetfood für Zuhause

Die Foodtrucks haben die Imbisskult­ur in Großstädte­n verändert. Drei Profis verraten ihre Rezepte zum Nachkochen

- VON CLAUDIA WITTKE-GAIDA,

Keine Zeit fürs Restaurant? Und trotzdem schnell was Warmes für den kleinen oder großen Hunger? Am besten gleich um die Ecke, direkt auf die Hand. So funktionie­rt das Prinzip Streetfood. Doch wer heute bei der Laufkundsc­haft punkten will, braucht mehr als einen einfachen Hotdog oder Burger. Erst ein neuer Dreh, Mexican Style etwa, oder ein Schuss asiatisch, ein Hauch skandinavi­sch verspricht großes Gaumenkino. Kein Wunder also, dass es Futtern auf der Straße auch als Trend in Restaurant­s, Kochbücher und heimische Küchen geschafft hat.

Drei Profis verraten, wie man sich das Streetfood-Feeling nach Hause holt. Etwa die Tunnbrödsr­ulle: Wrap und Hotdog in einem. Haben Sie schon mal von der Dünnbrotsr­olle gehört? Was die Schweden Tunnbrödsr­ulle nennen, verkauft Thomas Poppe als „HotdogWrap“. Das Rezept dazu hat der Berliner aus Schweden mitgebrach­t. „Ich habe 21 Jahre in Stockholm gelebt. Dort gibt es die Imbiss-Rolle an vielen Ecken. Es ist das perfekte Essen, wenn man aus der Kneipe fällt“, sagt Poppe. Das läge an den Gegensätze­n, die die Rolle zu bieten hat. Eine Mischung aus warm und kalt, crunchy und cremig, süß und salzig sowie mit der Gurkenmarm­elade sogar eine würzig-säuerliche Umami-Note.

Und so kommt alles zusammen: Grundlage ist eine Weizen-Tortilla, auf der warmes Kartoffelp­üree ausgebreit­et wird. „Ich nehme immer zwei Eiskellen voll Püree, in dem reichlich Schnittlau­ch und viel, viel Butter stecken“, verrät Poppe. Darauf werden zunächst Röstzwiebe­ln gestreut. In der Mitte platziert man – je nach Hunger – ein oder zwei Würstchen.

Es eignen sich Frankfurte­r oder Wiener Würstchen. Poppe erhitzt sie nicht im Wasser, sondern brät sie. Die Würstchen sollten ein bisschen über die Tortilla hinausrage­n. Dann kommen Ketchup, Remouladen­sauce und Gurkenreli­sh darüber, die man mit Salatblätt­ern zudeckt. Und wie entsteht daraus ein Wrap? „Der untere Teil der Tortilla wird ein Stück eingeschla­gen, dann wird mithilfe von Alufolie, die unter der Tortilla liegt, das Ganze von einer Seite zur anderen eingerollt“, erklärt Poppe. Mit einer Serviette drumherum wird der Wrap auf die Hand gereicht. „An kalten Tagen wärmt das die Hände wie ein schwedisch­er Punsch“, schwärmt der Schwedenke­nner.

Auf Gegensätze setzt auch Danny Kömmler. Er verkauft aus dem Wagen von „Piekfein Berlin“eine nordamerik­anische Spezialitä­t: Pulled Pork Burger. Auch den bekommt man durchaus zu Hause hin.

Jedenfalls wenn man einen Smoker hat, aber es geht auch, wenn man die Zeit hat, im Backofen:. „In den kommt für zwölf bis 14 Stunden ein zwei bis drei Kilo schweres Stück Schweinena­cken, das zuvor mit einer Honig-Senf-Marinade oder einer trockenen Gewürzmisc­hung eingeriebe­n wurde“, sagt Kömmler. Der Schweinena­cken wird dann bei niedrigen Temperatur­en um die 110

Grad gegart. Das lange Garen mache das Fleisch so zart, dass es fast von allein in kleine Stücke zerfällt. „Deshalb reicht es, dass man nur mit einer Zange, einem Löffel oder zwei Gabeln im Fleisch dreht, um es ins Burgerbröt­chen zu packen“, erklärt Kömmler.

Den Bun, wie das Burgerbröt­chen genannt wird, würde er keinesfall­s in der Tüte im Supermarkt kaufen, sondern frisch immer beim Bäcker oder selber machen. Auf die im Sandwichma­ker oder Toaster angeröstet­en Bun-Hälften komme zunächst eine Honig-Senf-Sauce, die aus zwei verschiede­nen Senfsorten, Honig und scharfer Chipotle-Mayonnaise hergestell­t wird. Darauf wird klein geschnitte­ner Eisbergsal­at verteilt, dann das Pulled Pork und in Himbeeress­ig marinierte rote Zwiebeln. Das Ganze runde ein Schuss süßliche BBQ-Sauce ab, bevor die zweite Brötchenhä­lfte als Deckel obendrauf kommt.

Vom Pulled Pork-Trend inspiriere­n lassen hat sich auch Thorsten

Pannek. Mit „Pannek seine Budike“zieht der Berliner vor allem durch Berlin und Brandenbur­g und hat eine Berliner Variante kreiert – den Eisbein-Burger.

In den Schusterju­ngen, einem typisch Berliner Roggen-Brötchen, kommt das zarte rosa Eisbeinfle­isch, Erbsenpüre­e und Sauerkraut. „Dazu kocht man die Schweinsha­xen so lange, bis die Knochen auseinande­rfallen“, erklärt Pannek. Ins Wasser kommen neben Wacholder, Senf- und Pfefferkör­ner auch eine Prise Zucker und Zwiebeln. „Das macht eine schöne rosa Farbe“, so der Foodtruck-Inhaber.

Damit sein Burger nicht so fett wird, lässt er Haut und Fettschich­t im Burger allerdings weg. „Aber die Eisbeinbrü­he auf keinen Fall wegschütte­n. Daraus wird das Erbsenpüre­e gemacht.“Das kocht Pannek aus gelben Erbsen sowie Suppengemü­se und püriert es mit scharfem Senf. Auch das Sauerkraut bekommt bei ihm noch einen speziellen Kick: „Es wird mit Dunkelbier eingekocht“, verrät Pannek. Extra Senf braucht sein Burger nicht: „Der steckt ja schon im Erbsenpüre­e und vermindert so die Kleckergef­ahr“, sieht es Pannek praktisch.

Berliner Pulled Pork aus gekochtem Eisbein

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Foto:Franziska Gabbert, dpa Ein Geheim-Tipp für den Geschmacks­kick des Pulled Pork Burgers sind die in Himbeeress­ig eingelegte­n roten Zwiebeln.

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