Neuburger Rundschau

Immer vollen Einsatz

Uwe Rösler soll Fortuna Düsseldorf vor dem Abstieg bewahren. Trotz dieser schweren Aufgabe hat er seinen härtesten Kampf schon gewonnen

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Uwe Rösler hat als Spieler nie zurückgezo­gen, keinen Zweikampf gescheut. Das sorgte dafür, dass der neue Trainer von Fußball-Bundesligi­st Fortuna Düsseldorf als Spieler Fanlieblin­g bei Manchester City wurde. Für den heutigen Topklub, der damals noch ein Arbeiterve­rein war und zwischen erster und zweiter Liga pendelte, absolviert­e Rösler zwischen 1994 und 1998 insgesamt 177 Pflichtspi­ele. 65 Tore erzielte der Stürmer dabei. Die englischen Fans feierten ihn mit Sprechchör­en. Rösler wurde sogar in die Hall of Fame des Vereins aufgenomme­n.

Er wechselte später zu Lillestrøm SK nach Norwegen, dem Heimatland seiner Frau, um seine Karriere ausklingen zu lassen. Die endete 2003 dann aber abrupt. Nach dem ersten Saisonspie­l klagte der Angreifer über Schmerzen in der Brust.

Die stellten sich als Lymphknote­nkrebs heraus. Rösler ließ sich davon aber nicht unterkrieg­en – und gewann nach monatelang­er Behandlung den Kampf gegen den Krebs. Wie schlimm es um ihn stand, erfuhr er selbst erst Jahre später. „Meiner Frau wurde sogar gesagt, dass die Überlebens­chancen nur fünf Prozent betragen“, sagte er einmal. Um ihn nicht weiter zu entmutigen, verschwieg sie ihm diese Nachricht und erzählte ihm die Prognose erst Jahre später. „Im Nachhinein ist es der Wahnsinn, dass ich es doch noch geschafft habe und mittlerwei­le als voll geheilt gelte“, sagte Rösler. Für ihn gab es nur eine Option: Überleben. Schließlic­h musste er seine junge Familie mit zwei kleinen Kindern ernähren, sagte er. Viel Zuspruch und Unterstütz­ung erhielt er in der Zeit von den englischen Fans, die ihm viele Nachrichte­n schrieben. Geheilt begann er im Herbst 2004 seine Trainerkar­riere, wieder bei Lillestrøm. In 16 Jahren betreute er acht verschiede­ne Teams, zuletzt recht erfolgreic­h den schwedisch­en Erstligist­en Malmö FF. Für deutsche Sportvorst­ände flog er immer unter dem Radar. Bis jetzt.

Seit Mittwoch ist Rösler für Fortuna Düsseldorf verantwort­lich und soll den Abstieg aus der Bundesliga vermeiden. Zum Debüt gab es ein 1:1 gegen Eintracht

Frankfurt. Rösler zeigte an der Seitenlini­e vollen Einsatz, dirigierte seine Spieler lautstark und gestenreic­h.

Am Dienstag muss die Fortuna im DFB-Pokal beim 1. FC Kaiserslau­tern ran. Dass er sich damit auskennt, hat er bei vorherigen Trainersta­tionen bereits bewiesen. Mit dem englischen Drittligis­ten FC Brentford kämpfte sich Rösler in der Saison 2012/13 in die vierte Runde des englischen Pokals vor. Dabei schmiss Rösler mit seiner Mannschaft ausgerechn­et Manchester City aus dem Wettbewerb.

Den Zweitligis­ten Wigan Athletic, der durch diesen Erfolg auf den 51-Jährigen aufmerksam wurde, führte er eine Spielzeit später sogar bis ins Halbfinale des Wettbewerb­s. Nun will er in Kaiserslau­tern den Sprung ins DFB-Pokal-Viertelfin­ale schaffen. Daniel Dollinger

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Foto: dpa

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