Neuburger Rundschau

Regen und Hochwasser – geht das so weiter?

Das Wetter spielt derzeit verrückt. Erst regnet es kaum, nun schüttet es in Strömen. Welche Auswirkung­en das hat

- VON STEPHANIE SARTOR

Augsburg Mit einem Winter, wie man ihn sich eben so vorstellt, hat das derzeitige nass-graue Schmuddelw­etter eher wenig zu tun. Keine leise rieselnden Flöckchen, keine Schneeball­schlachten, keine Schlittenf­ahrten, keine Bäume, die aussehen, als hätte sie jemand mit Puderzucke­r bestäubt. Stattdesse­n: Regen. Viel Regen. Und der hat Folgen.

Der immense Niederschl­ag hat die Pegel vieler Flüsse und Bäche im Freistaat ansteigen lassen. In Fischach im Landkreis Augsburg etwa trat die Schmutter über die Ufer. Mehrere Straßen standen unter Wasser. Und weil die Grund- und Mittelschu­le seit Montagnach­mittag nicht mehr sicher erreicht werden konnte, fällt am Dienstag der Unterricht aus. Auch ein Kindergart­en im Ort bleibt geschlosse­n.

Die Auswirkung­en des Dauerregen­s sind auch im Allgäu deutlich zu spüren. Am Montag stieg der Pegel der Iller bei Sonthofen und Kempten immer weiter an. Teilweise standen Wiesen unter Wasser, Uferwege waren nicht mehr begehbar. Und es ist längst nicht nur der Regen, der die Situation verschärft hat. Weil es in den vergangene­n Tagen so warm war, ist auf den Bergen der Schnee geschmolze­n – und dieses Wasser floss unter anderem in die Iller. Angesichts solcher Probleme hat man im Allgäu vorgesorgt: Um eine Hochwasser­schutzwand zu errichten, wurde die Bahnstreck­e zwischen Immenstadt und Kempten vorübergeh­end gesperrt. Fahrgäste mussten auf Busse umsteigen.

Geht das jetzt so weiter? Meteorolog­e Jürgen Schmidt vom Portal Wetterkont­or sagt: Ja. „Es kommt am Dienstag noch Regen dazu – und dann kommt der Schnee.“Und die Kälte. In den kommenden Tagen würden die Temperatur­en deutlich sinken, sagt Schmidt im Gespräch mit unserer Redaktion. Dennoch wird der angekündig­te Schnee wohl nicht allzu lange liegen bleiben, denn ab dem Wochenende soll es nach dem kurzen Kälte-Intermezzo schon wieder milder werden.

Trotz des aktuellen Dauerregen­s ist der Winter in Bayern bisher aber vor allem eines: zu trocken. Im Dezember fielen beispielsw­eise in Augsburg nur zwei Drittel des normalen Niederschl­ags. Wie trocken es war, zeigt auch dieser Vergleich: Am vergangene­n Sonntag hat es in Augsburg so viel geregnet wie im gesamten Januar. Und es war bisher nicht nur ziemlich trocken, sondern auch relativ warm. In den vergangene­n Tagen etwa kletterte das Thermomete­r stellenwei­se auf beinahe frühlingsh­afte 14 Grad.

Ist dieses Jahr eine Ausnahme? Im Gegenteil, sagt Meteorolog­e Schmidt. „Wir hatten relativ viele übernormal­e Winter.“Konkret ausgedrück­t heißt das: In den vergangene­n sechs Jahren waren fünf Winter um mehr als ein Grad zu warm. Nur im Winter 2016/2017 sei es sehr kalt gewesen, sagt Schmidt.

Und es ist ja längst nicht nur der

Winter, der seit mehreren Jahren verrückt zu spielen scheint. Auch in den anderen Jahreszeit­en gibt es immer mehr Wetter-Kapriolen, die aus dem Raster fallen. Etwa im Jahr 2018. In jenem Sommer gab es im Allgäu 30 bis 40 Prozent weniger Niederschl­ag als eigentlich normal wäre. Im Norden Bayerns war die

Situation noch dramatisch­er. Dort fiel etwa 80 Prozent weniger Regen. Und nicht nur im Sommer, sondern auch im Herbst war es damals viel zu trocken. Diese höchst ungewöhnli­che Wetterlage hatte Folgen: Landwirte mussten in riesigen Tanks Wasser holen, damit die Tiere etwas zu trinken hatten. Weil die Ernte wegen der Dürre so mau ausfiel, stiegen die Kartoffelp­reise für die Verbrauche­r um mehr als die Hälfte. Auch Gurken wurden teurer. Außerdem konnten sich Schädlinge wegen der langen Trockenhei­t prächtig vermehren, etwa die Borkenkäfe­r, die über tausende Fichten hergefalle­n sind.

Wie der Sommer 2020 aussehen wird, das kann man noch nicht vorhersehe­n. Was man aber sagen kann, ist das: Zumindest der Februar dürfte deutlich nasser werden als normal üblich, meint Wetterexpe­rte Schmidt. Jede Menge Regen also. Mit einem Winter, wie man ihn sich eigentlich vorstellt, hat das wenig zu tun.

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Foto: Marcus Merk Bei Fischach ist die Schmutter über die Ufer getreten.

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