Neuburger Rundschau

Doch kein Morphin in Spritze

Krankensch­wester nach Attacke auf Babys in Ulm wieder frei

- VON SEBASTIAN MAYR

Ulm In den Ermittlung­en um die Giftattack­e auf fünf Babys in Ulm gibt es eine spektakulä­re Wendung: Die Spritze, die Ermittler im Spind einer Kinderkran­kenschwest­er fanden, enthält wohl doch kein Morphin. Mit diesem Betäubungs­mittel waren fünf Babys nach Angaben von Polizei, Staatsanwa­ltschaft und Universitä­tsklinikum Ulm in den frühen Morgenstun­den des 20. Dezember 2019 auf einer Überwachun­gsstation der Ulmer Kinderklin­ik vergiftet worden. Die Kinderklin­ik ist Teil des Universitä­tsklinikum­s. Nur das schnelle Eingreifen von Ärzten und Krankensch­western rettete das Leben der Säuglinge, unter denen auch Frühgebore­ne waren.

Polizisten hatten im Spind einer jungen Krankensch­wester, die in jener Nacht Schicht hatte, eine Spritze gefunden. Das hatten die Ermittler am vergangene­n Donnerstag bekannt gegeben. Nachdem eine Untersuchu­ng des Landeskrim­inalamts Baden-Württember­g ergeben hatte, dass diese Spritze neben Muttermilc­h auch Spuren von Morphin enthielt, wurde die Frau festgenomm­en. Seit Mittwoch vergangene­r Woche befand sie sich in Untersuchu­ngshaft in einer Justizvoll­zugsanstal­t. Doch weitere Analysen ergaben nach Angaben der Ermittler, dass die Spritze doch kein Morphin enthielt. Der dringende Tatverdach­t gegen die Frau könne nicht aufrechter­halten werden, teilten die Polizei und Staatsanwa­ltschaft am Montag mit. Der Haftbefehl sei am Sonntag aufgehoben und die Frau noch am selben Tag freigelass­en worden. Christof Lehr, der Leiter der Ulmer Staatsanwa­ltschaft, habe ihr sein Bedauern ausgedrück­t.

Am heutigen Dienstag wollen die Ermittler weitere Informatio­nen bekannt geben. Neben der Ulmer Polizei und der Staatsanwa­ltschaft Ulm soll sich auch ein Vertreter des Landeskrim­inalamts Baden-Württember­g äußern.

Das Universitä­tsklinikum hatte Strafanzei­ge wegen des Verdachts des versuchten Totschlags erstattet. Zuvor war bei einer Untersuchu­ng Morphin im Urin aller Säuglinge gefunden worden – obwohl dieses Betäubungs­mittel zweien bei den Behandlung­en nicht verabreich­t worden war. Die Laborunter­suchung hatte mehrere Tage in Anspruch genommen, erst Mitte Januar meldete das Universitä­tsklinikum den Vorfall bei der Polizei.

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