Neuburger Rundschau

Unfallrate auf A8 zum Teil doppelt so hoch wie normal

Zwischen Neusäß und Friedberg kracht es am häufigsten. Das räumt die Autobahndi­rektion inzwischen ein

- VON MATTHIAS SCHALLA

Augsburg Die Forderung nach einem Tempolimit auf der A 8 im Bereich zwischen Augsburg und Günzburg gewinnt weiter an Fahrt. Nachdem vor Kurzem die Pressestel­le der Autobahndi­rektion Südbayern mitgeteilt hat, dass aktuell zwischen Ulm und Augsburg keine Auffälligk­eiten in Sachen Unfallhäuf­igkeit festzustel­len seien, haben trotzdem unter anderem auch die Grünen ihre Forderung nach einem Tempolimit bekräftigt. Und Direktions­sprecher Josef Seebacher räumt inzwischen im Gespräch mit unserer Redaktion ein, dass es auf dem Abschnitt der A8 zwischen Neusäß und Friedberg in der Tat einen deutlichen Anstieg gebe.

Die Unfallrate zwischen Neusäß und Friedberg hat laut Seebacher einen Wert von 0,42. Diese Zahl nennt die Anzahl der Unfälle bezogen auf die Strecke von einer Million gefahrener Autobahnki­lometer. Zum Vergleich: Eine Unfallrate von 0,2 wird noch als normaler Wert betrachtet. Somit ist die Unfallhäuf­igkeit zwischen Friedberg und Neusäß im Vergleich dazu doppelt so hoch.

Auch der weitere Streckenve­rlauf in nördlicher Richtung bis Ulm-Elchingen weist überdurchs­chnittlich höhere Unfallrate­n auf. Seebacher nennt Zahlen von 0,25 bis knapp 0,3. „Allerdings muss bei jedem Unfall genau analysiert werden, was die Ursachen sind“, sagt der Pressespre­cher. „Der eine dreht sich während der Fahrt zu seinem Kind um, der andere schläft am Steuer ein und ein Dritter spielt mit seinem Smartphone herum.“

Die Zahlen der Polizei sprechen jedoch eine andere Sprache: „Betrachtet man die tödlichen Verkehrsun­fälle, so liegt die Unfallursa­che Geschwindi­gkeit mit einem Anteil von 21 Prozent auf Platz 1“. heißt es in der Verkehrsun­fallstatis­tik des Polizeiprä­sidiums Schwaben/ Nord für 2018. Und nach einer Statistik der Betreiberg­esellschaf­t Pansuevia,

die für den 58 Kilometer langen Abschnitt zwischen Augsburg und Ulm zuständig ist, ist die Zahl der Unfälle auf der Autobahn im vergangene­n Jahr um rund 19 Prozent gestiegen. Laut Statistik waren die Hauptursac­hen nicht angepasste Geschwindi­gkeit, ein zu geringer Sicherheit­sabstand oder Fehler beim Überholen. Ein Tempolimit von 120 oder 130 km/h wäre daher ganz im Sinne des Autobahnbe­treibers.

Seebacher vermutet allerdings eine andere Intention bei der Forderung der Pansuevia. „Für einen Betreiber wäre es natürlich die wirtschaft­lichste Lösung, wenn überhaupt kein Verkehr fließen würde“, sagt er. Je weniger Unfälle, desto weniger Kosten würden schließlic­h anfallen.

Mit hohen Kosten rechnet die Autobahndi­rektion hingegen, wenn ein Tempolimit ohne ausgiebige Analyse umgesetzt würde. „Wir leben in einem Rechtsstaa­t und wenn es keinen Anlass für ein Tempolimit gibt, sind rechtliche Schritte der

Autofahrer zu befürchten.“Daher sei es absolut notwendig, die Zahlen und Unfallursa­chen von entspreche­nden Fachkommis­sionen genau überprüfen zu lassen.

Die Polizei hat diese Hausaufgab­en offenbar schon erledigt. 984 Unfälle im Bereich zwischen Adelzhause­n und Günzburg sind in der jüngsten Statistik verzeichne­t. Und auf die Frage an die Pressestel­le der Autobahndi­rektion Südbayern, ab wann eine Strecke eigentlich als auffällig gelte, antwortet Seebacher: „Grob gesagt bei drei schweren Unfällen in drei Jahren.“Drei Vollsperru­ngen gab es auf der A8 allein zwischen dem 6. und 20. Dezember.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Drei Vollsperru­ngen gab es auf der A8 allein zwischen dem 6. und 20. Dezember 2019.
Foto: Marcus Merk Drei Vollsperru­ngen gab es auf der A8 allein zwischen dem 6. und 20. Dezember 2019.

Newspapers in German

Newspapers from Germany