Neuburger Rundschau

Warum Danso in Southampto­n bleibt

Der Leihspiele­r des FC Augsburg hätte in der Rückrunde gerne woanders Spielpraxi­s gesammelt. Doch am Ende flog er mit zum Punktspiel beim FC Liverpool

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Mit allem hatte Kevin Danso am vergangene­n Freitag gerechnet, nur nicht, dass er mit dem FC Southampto­n zum Auswärtssp­iel beim FC Liverpool fliegen würde. Es war der letzte Tag der Wintertran­sferperiod­e und alles deutete darauf hin, dass der 21-jährige Innenverte­idiger versuchen würde, das nächste halbe Jahr bei einen anderen Klub Spielpraxi­s zu sammeln. Problem: Danso war erst im Sommer vom FC Augsburg, dort läuft sein Vertrag bis 2024, an den Premier-League-Klub ausgeliehe­n worden. Vier Millionen Euro Leihgebühr soll, so heißt es, dafür in die Kasse des FCA fließen, die Kaufoption elf Millionen Euro betragen.

Zuletzt spielte er am 25. Januar im FA-Cup gegen Tottenham (1:1), doch in der Premier League hatte ihn Trainer Ralph Hasenhüttl zuletzt im November eingesetzt. Und so hatten Tage zuvor hektische Verhandlun­gen zwischen seinem Bruder Emmanuel, der auch sein Berater ist, Southampto­n, dem FCA und einigen Interessen­ten begonnen. Darunter waren aus der Bundesliga der 1. FC Köln und RB Leipzig. Auch der SC Amiens aus der ersten französisc­hen Liga hatte ein Auge auf Danso geworfen.

Bei Köln winkte der FCA gleich ab. „Da hätte schon etwas Außergewöh­nliches passieren müssen, dass wir einen direkten Konkurrent­en in dieser Situation stärken“, bestätigte FCA-Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter am Rande des Bundesliga­spiels gegen Bremen Gespräche. Auch mit RB Leipzig wurde verhandelt. Doch anscheinen­d machten Reuter und der kaufmännis­che Geschäftsf­ührer Michael Ströll ihrem Ruf als harte Verhandlun­gspartner alle Ehre. Die finanziell­en Vorstellun­gen sollen Leipzig gegenüber ambitionie­rt gewesen sein. Gegen Amiens, die Stadt liegt 140 Kilometer nördlich von Paris, soll sich Southampto­n ausgesproc­hen haben.

Detaillier­t wollte sich Reuter nicht äußern: „Es stimmt, das Thema hat uns auch am letzten Tag des Transferfe­nsters beschäftig­t. Es ist aber nicht von uns ausgegange­n. Aber wir haben keine Lösung gefunden, die für alle gepasst hätte.“

Und so saß Danso nicht im Flugzeug auf das Festland, sondern flog nach Liverpool, um die 0:4-Niederlage auf der Bank von Southampto­n zu verfolgen. Für ihn war der Japaner Maya Yoshida, aus dem Kader geflogen. Der 31-Jährige wurde dann umgehend zu Sampdoria Genua transferie­rt.

In dieser Dreieck-Konstellat­ion mit unterschie­dlichsten Erwartunge­n spielte das, was Kevin Danso selbst wollte, wohl keine so große Rolle. Formell wäre eine weitere Leihe möglich gewesen. Im FifaReglem­ent heißt es: „Ein Spieler kann in einer Spielzeit bei maximal drei Vereinen registrier­t werden. In dieser Zeit ist der Spieler für offizielle Spiele von lediglich zwei Vereinen spielberec­htigt.“

Stefan Reuter kann mit dem Status quo leben: „Er soll sich anbieten, Gas geben. Southampto­n sieht auch durchaus sehr positive Dinge in ihm, und dass es im Fußball schnell gehen kann, wissen wir.“

Zerschlage­n hat sich auch eine Leihe von Reece Oxford. Der 21-jährige Defensivsp­ieler kam zuletzt beim FCA nicht zum Zug. „Es waren Anfragen da, und wenn es eine Ausleihe hier in der Nähe wäre, die für uns Sinn gemacht hätte, wo er spielen würde, wären wir gesprächsb­ereit gewesen. Es kam aber nicht so weit“, beschrieb FCA-Trainer Martin Schmidt das Prozedere.

Es waren hektische Stunden am Ende des Transferfe­nsters. Davon könnte auch Mads Pedersen, 23, vom FCA erzählen, wenn er noch in Augsburg wäre. Am Donnerstag bei der Pressekonf­erenz hatte FCATrainer Schmidt noch erklärt, dass es wohl keine Transfers mehr geben werde. Ein paar Stunden später versendete der Klub die Pressemitt­eilung, dass Pedersen für ein halbes Jahr zum Schweizer Erstligist­en FC Zürich ausgeliehe­n wird. „Es hatten sich einige Vereine erkundigt, aber wir wussten am Donnerstag­mittag bei der PK nicht, dass es am Nachmittag zum Wechsel kommt und er abends nach Zürich fliegt“, warb Manager Reuter um Verständni­s.

Der FCA bedient sich wie alle anderen Vereine immer öfters dem Spekulatio­nsmodell Leihspiele­r. Wenn es bei der Entwicklun­g der Talente, entweder aus der eigenen Jugend oder günstig geholt, etwas länger dauert, versucht man es auf Umwegen. So versucht der FCA Transferer­löse zu erzielen, um im monetären Konzert der Großen mitspielen zu können.

Der FCA gab aber nicht nur ab, sondern holte mit Eduard Löwen einen offensiven Mittelfeld­spieler von Hertha BSC. Vorerst für eineinhalb Jahre auf Leihbasis, danach kann der FCA den 22-Jährigen kaufen. Möglich machte das der Kaufrausch des Hauptstadt­klubs. Nach der Finanzspri­tze von Investor Lars Windhorst ging Trainer Jürgen Klinsmann auf Shoppingto­ur. Für Krzysztof Piatek vom AC Mailand (27 Millionen), Lucas Tousart (Olympique Lyon/25 Millionen), Matheus Cunha (15 Mio.) und Santiago Ascacibar (VfB/ elf Millionen) gaben die Berliner 78 Millionen Euro aus. Damit will die Hertha möglichst schnell raus aus der Grauzone der Bundesliga.

Für Löwen war kein Platz mehr. Wie viel Geld der FCA an Hertha BSC überwiesen hat, ist nicht bekannt. Doch eines ist sicher: Für die Berliner sind es sicher nur Peanuts.

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Foto: Getty Images Zuletzt spielte Kevin Danso am 25. Januar im FA-Cup für den FC Southampto­n.
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Foto: Ulrich Wagner Reece Oxford hat derzeit auf der Tribüne seinen Stammplatz.

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