Warum Danso in Southampton bleibt
Der Leihspieler des FC Augsburg hätte in der Rückrunde gerne woanders Spielpraxis gesammelt. Doch am Ende flog er mit zum Punktspiel beim FC Liverpool
Augsburg Mit allem hatte Kevin Danso am vergangenen Freitag gerechnet, nur nicht, dass er mit dem FC Southampton zum Auswärtsspiel beim FC Liverpool fliegen würde. Es war der letzte Tag der Wintertransferperiode und alles deutete darauf hin, dass der 21-jährige Innenverteidiger versuchen würde, das nächste halbe Jahr bei einen anderen Klub Spielpraxis zu sammeln. Problem: Danso war erst im Sommer vom FC Augsburg, dort läuft sein Vertrag bis 2024, an den Premier-League-Klub ausgeliehen worden. Vier Millionen Euro Leihgebühr soll, so heißt es, dafür in die Kasse des FCA fließen, die Kaufoption elf Millionen Euro betragen.
Zuletzt spielte er am 25. Januar im FA-Cup gegen Tottenham (1:1), doch in der Premier League hatte ihn Trainer Ralph Hasenhüttl zuletzt im November eingesetzt. Und so hatten Tage zuvor hektische Verhandlungen zwischen seinem Bruder Emmanuel, der auch sein Berater ist, Southampton, dem FCA und einigen Interessenten begonnen. Darunter waren aus der Bundesliga der 1. FC Köln und RB Leipzig. Auch der SC Amiens aus der ersten französischen Liga hatte ein Auge auf Danso geworfen.
Bei Köln winkte der FCA gleich ab. „Da hätte schon etwas Außergewöhnliches passieren müssen, dass wir einen direkten Konkurrenten in dieser Situation stärken“, bestätigte FCA-Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter am Rande des Bundesligaspiels gegen Bremen Gespräche. Auch mit RB Leipzig wurde verhandelt. Doch anscheinend machten Reuter und der kaufmännische Geschäftsführer Michael Ströll ihrem Ruf als harte Verhandlungspartner alle Ehre. Die finanziellen Vorstellungen sollen Leipzig gegenüber ambitioniert gewesen sein. Gegen Amiens, die Stadt liegt 140 Kilometer nördlich von Paris, soll sich Southampton ausgesprochen haben.
Detailliert wollte sich Reuter nicht äußern: „Es stimmt, das Thema hat uns auch am letzten Tag des Transferfensters beschäftigt. Es ist aber nicht von uns ausgegangen. Aber wir haben keine Lösung gefunden, die für alle gepasst hätte.“
Und so saß Danso nicht im Flugzeug auf das Festland, sondern flog nach Liverpool, um die 0:4-Niederlage auf der Bank von Southampton zu verfolgen. Für ihn war der Japaner Maya Yoshida, aus dem Kader geflogen. Der 31-Jährige wurde dann umgehend zu Sampdoria Genua transferiert.
In dieser Dreieck-Konstellation mit unterschiedlichsten Erwartungen spielte das, was Kevin Danso selbst wollte, wohl keine so große Rolle. Formell wäre eine weitere Leihe möglich gewesen. Im FifaReglement heißt es: „Ein Spieler kann in einer Spielzeit bei maximal drei Vereinen registriert werden. In dieser Zeit ist der Spieler für offizielle Spiele von lediglich zwei Vereinen spielberechtigt.“
Stefan Reuter kann mit dem Status quo leben: „Er soll sich anbieten, Gas geben. Southampton sieht auch durchaus sehr positive Dinge in ihm, und dass es im Fußball schnell gehen kann, wissen wir.“
Zerschlagen hat sich auch eine Leihe von Reece Oxford. Der 21-jährige Defensivspieler kam zuletzt beim FCA nicht zum Zug. „Es waren Anfragen da, und wenn es eine Ausleihe hier in der Nähe wäre, die für uns Sinn gemacht hätte, wo er spielen würde, wären wir gesprächsbereit gewesen. Es kam aber nicht so weit“, beschrieb FCA-Trainer Martin Schmidt das Prozedere.
Es waren hektische Stunden am Ende des Transferfensters. Davon könnte auch Mads Pedersen, 23, vom FCA erzählen, wenn er noch in Augsburg wäre. Am Donnerstag bei der Pressekonferenz hatte FCATrainer Schmidt noch erklärt, dass es wohl keine Transfers mehr geben werde. Ein paar Stunden später versendete der Klub die Pressemitteilung, dass Pedersen für ein halbes Jahr zum Schweizer Erstligisten FC Zürich ausgeliehen wird. „Es hatten sich einige Vereine erkundigt, aber wir wussten am Donnerstagmittag bei der PK nicht, dass es am Nachmittag zum Wechsel kommt und er abends nach Zürich fliegt“, warb Manager Reuter um Verständnis.
Der FCA bedient sich wie alle anderen Vereine immer öfters dem Spekulationsmodell Leihspieler. Wenn es bei der Entwicklung der Talente, entweder aus der eigenen Jugend oder günstig geholt, etwas länger dauert, versucht man es auf Umwegen. So versucht der FCA Transfererlöse zu erzielen, um im monetären Konzert der Großen mitspielen zu können.
Der FCA gab aber nicht nur ab, sondern holte mit Eduard Löwen einen offensiven Mittelfeldspieler von Hertha BSC. Vorerst für eineinhalb Jahre auf Leihbasis, danach kann der FCA den 22-Jährigen kaufen. Möglich machte das der Kaufrausch des Hauptstadtklubs. Nach der Finanzspritze von Investor Lars Windhorst ging Trainer Jürgen Klinsmann auf Shoppingtour. Für Krzysztof Piatek vom AC Mailand (27 Millionen), Lucas Tousart (Olympique Lyon/25 Millionen), Matheus Cunha (15 Mio.) und Santiago Ascacibar (VfB/ elf Millionen) gaben die Berliner 78 Millionen Euro aus. Damit will die Hertha möglichst schnell raus aus der Grauzone der Bundesliga.
Für Löwen war kein Platz mehr. Wie viel Geld der FCA an Hertha BSC überwiesen hat, ist nicht bekannt. Doch eines ist sicher: Für die Berliner sind es sicher nur Peanuts.