Eine Serie, die alles bietet
„Fleabag“steht im Schatten vieler anderer Serien und ist ein Geheimtipp. Dabei ist sie ein echter Abräumer
Neuburg Fleabags Mutter und ihre beste Freundin sind gestorben. Das ist düster – und zugleich der Stoff für eine außergewöhnlich witzige, schwarzhumorige Serie. Dank sehr überraschender Pointen gibt es viele Gelegenheiten, überraschend laut aufzulachen.
Fleabag, das ist die Protagonistin der gleichnamigen Serie. Übersetzt bedeutet das so viel wie „Absteige“, doch woher genau der Name kommt, lässt die Serie im Unklaren. Die Protagonistin lebt in London, ist um die 30 und häufig unfreiwillig komisch – so wie die Menschen um sie herum. Da gibt es beispielsweise ihren Vater, der sich nach dem Tod seiner Frau stark distanziert. Er ist unfähig, über Gefühle zu reden und schickt seine Töchter stattdessen lieber zu feministischen Vorträgen oder in ein Schweige-Wochenende.
Exzellent gelungen ist der Einsatz der vierten Wand, bei dem die Hauptdarstellerin Phoebe WallerBridge als Erzählerin direkt in die Kamera spricht und das Geschehen meist zynisch, selbstironisch und mit viel Witz kommentiert. Manchmal
ändert sich plötzlich die Stimmung, passend zu dem düsteren Thema. Dann wird Fleabag meist ohne Vorwarnung verletzlich, ernst und sehr emotional und trifft damit immer mitten ins Herz. Die Serie verzichtet auf sentimentale Musik, diese Momente bleiben deshalb stets aufrichtig.
Nach einer sehr guten ersten Staffel ist im vergangenen Jahr die zweite Staffel erschienen. Sie bleibt dem Konzept der ersten Staffel treu und übertrifft diese noch. Die Hauptdarstellerin verliebt sich in einen Priester
– dank Zölibat keine einfache Angelegenheit. Auch wenn man den herzlichen und charmanten Priester direkt ins Herz schließt, dürfte seine Darstellung aufgrund seiner Neigung zu Flüchen und Alkohol der katholischen Kirche wohl nicht besonders gut gefallen.
Die Serie „Fleabag“basiert auf einem Ein-Personen-Stück, welches von Waller-Bridge geschrieben und aufgeführt wurde. Sie ist auch die Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin der Serie und hat in den vergangenen Monaten Emmys und
Golden Globes für die beste Comedy-Serie und als beste Hauptdarstellerin gewonnen. Darüber hinaus ist sie für das Drehbuch der Serien „Crashing“(Netflix) und „Killing Eve“(BBC America) verantwortlich und zudem als „DrehbuchDoktor“für den im April erscheinenden James Bond-Film „Keine Zeit zu sterben“tätig. Beide Staffeln von „Fleabag“sind auf Amazon Prime verfügbar. Trotz der vielen Auszeichnungen wird es nicht weiter gehen: Die zweite wird zugleich die letzte Staffel sein.