Die Arbeit hat ihn jung gehalten
Am Sonntag feierte Josef Sillet aus Stepperg seinen 90.
Rennertshofen-Stepperg „Es geht halt so mitten durch“, meint Josef Sillet auf die Frage nach seinem Befinden. „Essen und Trinken schmecken und bei der Arbeit geh’n ma auf d’ Seit’n“, ergänzt er mit einem verschmitzten Lächeln. Denn er weiß selbst ganz genau, was tägliche Arbeit bedeutet. Er ist ihr nie aus dem Weg gegangen, sie hat ihn den größten Teil seines Lebens begleitet. Auch zahlreiche Vereine konnten sich auf seine Unterstützung verlassen. Jetzt lässt er es ruhiger angehen: Zum täglichen Ablauf gehören die Morgenlektüre der Zeitung, ein Fitnessprogramm von ein oder auch zwei Bewegungsrunden mit Ehefrau Walli entlang der Hatzenhofener Straße und am Abend ein „Mensch ärgere dich nicht“. Am Sonntag feierte er seinen 90. Geburtstag. Zum Jubeltag gratulierten Sohn Josef mit Frau Viera, drei Enkelkinder und sechs Urenkel.
Josef Sillet kam am Lichtmesstag 1930 in Stepperg zur Welt. Seine Eltern arbeiteten bei Graf Moy auf Schloss Stepperg und auf dem Gut Dittenfeld. Er hat zwei Geschwister: Sein Bruder ist bereits gestorben, Schwester Heidi lebt noch in Stepperg. Nach dem Volksschulbesuch in Stepperg verschlug es ihn nach Zell. Dort ging er bei einem Wagner in die Lehre und wohnte im Hause des Meisters. Nach seiner Gesellenprüfung arbeitete er dann drei Jahre lang in einer Augsburger Schriftsetzerei und fertigte Setzkästen. Danach heuerte er beim Sägewerk Grünwald in Bittenbrunn an und war dort für das Schärfen der Sägeblätter und Werkzeuge verantwortlich. Den größten Teil seines Arbeitslebens verbrachte er jedoch bis zu seiner Rente im Jahre 1988 als Heizer bei Eternit in Neuburg.
Die Arbeit führte ihm auch seine Walli zu, die er beim Kartoffelklauben auf Gut Dittenfeld kennenlernte. Am 22. Mai 1954 läuteten in München für das junge Paar die Hochzeitsglocken. Zuerst wohnten sie in Riedensheim, danach zogen sie in ihr eigenes Häuschen in Stepperg, das sie von der Bayerischen Landessiedlung gekauft hatten. Bald kam mit Sohn Josef und dem drei Jahre jüngeren Alfred neues Leben in die junge Familie. Von Alfred mussten sie jedoch 1998 viel zu früh Abschied nehmen.
Im Hause Sillet spürte man an allen Ecken die Liebe zur Natur: Es gab ein „Vogelzimmer“, in dem Kanarienvögel und Wellensittiche gezüchtet wurden. Im Garten stand ein Bienenhaus für zehn bis zwölf Völker und am Sonntag wurden in aller Früh die Brieftauben auf die Reise geschickt. Seine enge Verbindung zur Natur und vor allem auch zu Stepperg lebte Josef Sillet seinen Zeitgenossen vor: Er war Gemeinderat und Jahrzehnte lang Motor des Gartenbauvereins Stepperg. Von 1973 bis 2000 stand er an der Vereinsspitze und wurde für seine Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt. So war auch eine Abordnung der Gartler unter den Gratulanten. Auch die Feuerwehr, die Veteranen und die Fischerstecher gratulierten. Zweiter Bürgermeister Alfred Ehrnstraßer überbrachte die Glückwünsche von Bürgermeister Georg Hirschbeck.