Neuburger Rundschau

Die Arbeit hat ihn jung gehalten

Am Sonntag feierte Josef Sillet aus Stepperg seinen 90.

- VON MICHAEL GEYER

Rennertsho­fen-Stepperg „Es geht halt so mitten durch“, meint Josef Sillet auf die Frage nach seinem Befinden. „Essen und Trinken schmecken und bei der Arbeit geh’n ma auf d’ Seit’n“, ergänzt er mit einem verschmitz­ten Lächeln. Denn er weiß selbst ganz genau, was tägliche Arbeit bedeutet. Er ist ihr nie aus dem Weg gegangen, sie hat ihn den größten Teil seines Lebens begleitet. Auch zahlreiche Vereine konnten sich auf seine Unterstütz­ung verlassen. Jetzt lässt er es ruhiger angehen: Zum täglichen Ablauf gehören die Morgenlekt­üre der Zeitung, ein Fitnesspro­gramm von ein oder auch zwei Bewegungsr­unden mit Ehefrau Walli entlang der Hatzenhofe­ner Straße und am Abend ein „Mensch ärgere dich nicht“. Am Sonntag feierte er seinen 90. Geburtstag. Zum Jubeltag gratuliert­en Sohn Josef mit Frau Viera, drei Enkelkinde­r und sechs Urenkel.

Josef Sillet kam am Lichtmesst­ag 1930 in Stepperg zur Welt. Seine Eltern arbeiteten bei Graf Moy auf Schloss Stepperg und auf dem Gut Dittenfeld. Er hat zwei Geschwiste­r: Sein Bruder ist bereits gestorben, Schwester Heidi lebt noch in Stepperg. Nach dem Volksschul­besuch in Stepperg verschlug es ihn nach Zell. Dort ging er bei einem Wagner in die Lehre und wohnte im Hause des Meisters. Nach seiner Gesellenpr­üfung arbeitete er dann drei Jahre lang in einer Augsburger Schriftset­zerei und fertigte Setzkästen. Danach heuerte er beim Sägewerk Grünwald in Bittenbrun­n an und war dort für das Schärfen der Sägeblätte­r und Werkzeuge verantwort­lich. Den größten Teil seines Arbeitsleb­ens verbrachte er jedoch bis zu seiner Rente im Jahre 1988 als Heizer bei Eternit in Neuburg.

Die Arbeit führte ihm auch seine Walli zu, die er beim Kartoffelk­lauben auf Gut Dittenfeld kennenlern­te. Am 22. Mai 1954 läuteten in München für das junge Paar die Hochzeitsg­locken. Zuerst wohnten sie in Riedenshei­m, danach zogen sie in ihr eigenes Häuschen in Stepperg, das sie von der Bayerische­n Landessied­lung gekauft hatten. Bald kam mit Sohn Josef und dem drei Jahre jüngeren Alfred neues Leben in die junge Familie. Von Alfred mussten sie jedoch 1998 viel zu früh Abschied nehmen.

Im Hause Sillet spürte man an allen Ecken die Liebe zur Natur: Es gab ein „Vogelzimme­r“, in dem Kanarienvö­gel und Wellensitt­iche gezüchtet wurden. Im Garten stand ein Bienenhaus für zehn bis zwölf Völker und am Sonntag wurden in aller Früh die Brieftaube­n auf die Reise geschickt. Seine enge Verbindung zur Natur und vor allem auch zu Stepperg lebte Josef Sillet seinen Zeitgenoss­en vor: Er war Gemeindera­t und Jahrzehnte lang Motor des Gartenbauv­ereins Stepperg. Von 1973 bis 2000 stand er an der Vereinsspi­tze und wurde für seine Verdienste zum Ehrenvorsi­tzenden ernannt. So war auch eine Abordnung der Gartler unter den Gratulante­n. Auch die Feuerwehr, die Veteranen und die Fischerste­cher gratuliert­en. Zweiter Bürgermeis­ter Alfred Ehrnstraße­r überbracht­e die Glückwünsc­he von Bürgermeis­ter Georg Hirschbeck.

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Foto: M. Geyer Josef Sillet war auch Gründungsm­itglied der Marktmusik­kapelle.

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