Kein Slow Food
Das Clovis Nicolas Quartet bespielte am Samstagabend das Publikum im Neuburger Birdland. Die Zusammenfassung eines wilden und temporeichen Konzerts
Neuburg Wenn jemand im Birdlandgewölbe den französischen Bassisten Clovis Nicolas nicht gekannt haben sollte, so wird er ihn jedoch nach diesem Abend so schnell nicht mehr vergessen. Auch wenn es schwerfallen kann, die Jazzmusik im Allgemeinen Revue passieren zu lassen, ist sie doch durch ihre Abstraktheit so sehr Musik des Augenblickes. Doch was man nicht vergessen kann, ist die Aufregung, die die vier Musiker des Quartetts ihrem Publikum bei diesem Auftritt beschert haben.
Neben Clovis standen Greg Hutchinson aus den USA am Schlagzeug, Steve Fishwick an der Trompete und Dmitry Baevsky am Altsaxofon auf der Bühne. Ihre zumeist schnellen und aufregenden Stücke schafften es immer wieder, zu überraschen. Themen wurden aufgegriffen, nachdem sie durch weite und andersartige Ebenen dazwischen fast schon in Vergessenheit gerieten, womit das Erlebnis weiter angereichert wurde.
Clovis verstand es dabei exzellent, seine Musiker harmonisch anzuleiten. Im Kontrast zu seinem milden, fast zurückhaltenden Wesen stand dabei die Absolutheit des Spiels. Wild war es und temporeich.
So entwischte dem Schlagzeuger bei einem seiner Soli vor lauter Raserei buchstäblich ein Stick, während Clovis Finger nur so über seine vier
Saiten huschten. Ganz gleich, ob einem dieses Tempo gefällt oder nicht – die Töne fuhren mit einer Wucht durch die Ohren und in den Körper, dass man die Vibrationen förmlich die Adern erhitzen spürte. Was mitunter dazu führen konnte, an der Standhaftigkeit seines eigenen Trommelfells zu zweifeln. Clovis quittierte diese Leistung schlicht und trocken mit einem: „We tried to play fast“.
Der Versuch wurde belohnt durch die nun aufgeheizte und wohlwollende Menge zu ihren Füßen, die den Musikern gebannt lauschte. Sie spielten dabei hauptsächlich das Werk „Freedom Suite“von Saxofonist Sonny Rollins. Wobei sie dem legendären Musiker durch ihre riskanten sowie spannenden Improvisationsübergänge Respekt zollten. Aber auch Interpretationen von bekannten Stücken wie beispielsweise „On The Sunny Side Of The Street“von Jimmy McHugh gaben die vier zum Besten.
Wer nach diesem Auftritt das Birdland Neuburg wieder verließ, konnte demnach sicher nicht behaupten, gelangweilt worden zu sein.