Neuburger Rundschau

Wie das Coronaviru­s in Deutschlan­d Fuß fasste

Wissenscha­ftler haben die ersten Infektione­n rekonstrui­ert

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München Deutsche Forscher haben die ersten Infektione­n mit dem neuen Coronaviru­s in Bayern bis ins Detail rekonstrui­ert. Dabei verweist das Team um Camilla Rothe vom Unikliniku­m München im New England Journal of Medicine auf zwei Besonderhe­iten: Zum einen sei die chinesisch­e Mitarbeite­rin, die den Ausbruch verursacht habe, zu jener Zeit noch symptomfre­i gewesen. Zum anderen bestehe die Möglichkei­t, dass Menschen auch nach ihrer Genesung noch infektiös sein könnten. Quelle des Erregers war – wie bereits bekannt – eine Frau aus Schanghai, die den Automobilz­ulieferer Webasto in Oberbayern vom 19. bis 22. Januar besuchte und an Firmentref­fen teilnahm.

Sie erkrankte erst auf dem Rückflug nach China und wurde am 26. Januar positiv auf den Erreger getestet. Am 27. informiert­e sie das Unternehme­n über ihre Erkrankung, worauf ihre Kontakte überprüft wurden – auch in Bayern. Unterdesse­n hatte der erste deutsche Patient, ein 33-jähriger WebastoMit­arbeiter, dem Bericht zufolge am 24. Januar Halsschmer­zen, Frösteln und Muskelschm­erzen bemerkt. Einen Tag später folgten Husten und 39,1 Grad Fieber. Am Abend des 26. Januars fühlte er sich besser und kehrte am 27. zur Arbeit zurück, bevor der Erreger bei ihm nachgewies­en wurde. Am 28. Januar wurden drei weitere Mitarbeite­r der

Firma positiv getestet – aber nur einer von ihnen hatte Kontakt zu der Chinesin gehabt. Die anderen beiden Angestellt­en hätten sich bei dem 33-Jährigen infiziert. Die Chinesin habe die ersten deutschen Patienten vermutlich während ihrer Inkubation­szeit angesteckt – also vor Beginn der Symptome, schreibt das Team, zu dem neben Münchner Medizinern auch der Coronaviru­s-Experte Christian Drosten von der Berliner Charité zählt.

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