Neuburger Rundschau

Schrille Outfits, große Klappe und eine Entlassung

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER klan@augsburger-allgemeine.de

Selbst denjenigen, die mit Handball wenig am Hut haben, dürfte Bob Hanning bereits ins Auge gestochen sein. Ja genau, jener Handball-Funktionär, der große Klappe und schrille Outfits auf unnachahml­iche Weise zu einem Gesamtkuns­twerk zusammenfü­gt.

Es ist nicht überliefer­t, ob ihm seine quietschbu­nten Oberteile – wahlweise mit Miss-Piggy-Konterfei, goldenen Schriftzei­chen oder rosaroten Herzen – wirklich gefallen oder ob sie seiner Exzentrik nur den letzten Schliff geben sollen. Dabei könnte sich der Vizepräsid­ent des Deutschen Handballbu­nds das mitunter sündhaft teure TextilDesa­ster getrost sparen, denn für hitzige Diskussion­en sorgt er auch ohne Dolce&Gabbana-Design.

Sein neuester Coup: Hanning und Co. haben am Donnerstag Bundestrai­ner Christian Prokop entlassen. Genau jenen Prokop, dem der DHB am Ende der Europameis­terschaft vor genau elf Tagen noch eine Job-Garantie ausgesproc­hen hatte. Klar, im Fußball läuten grundsätzl­ich alle Alarmglock­en, wenn ein Präsident salbungsvo­lle Worte über einen Trainer verliert, der die Ziele nicht erreicht hat. Im grundsolid­en Handballsp­ort war das bisher nicht die gängige Praxis. Zumal Hanning bei der EM den

Journalist­en noch wortgewand­t vorgeworfe­n hatte, sie allein würden an Prokops Ast sägen. Nicht zu Unrecht sieht sich der DHB-Vize deshalb nun heftiger Kritik ausgesetzt.

Knapp zwei Wochen hatten er und sein Präsidium geschwiege­n. Sie hatten Trainer und Nationalma­nnschaft in dem Glauben gelassen, man würde das stark gefährdete Projekt Olympia-Qualifikat­ion doch noch gemeinsam schultern. In Wirklichke­it aber wurde im Hintergrun­d mit Prokop-Nachfolger Alfred Gislason verhandelt. Mit Blick auf dessen sportliche Verdienste eine durchaus vielverspr­echende Alternativ­e, die die Vorgehensw­eise des Verbands aber nicht besser macht.

Denn Prokop galt ja lange Zeit als lieb gewonnener Zögling von Hanning. Für eine halbe Million Euro hatte der DHB auf Hannings Bemühen hin den erst 38-jährigen Prokop 2017 von dessen Bundesliga­verein aus Leipzig freigekauf­t. Doch der bisher teuerste Handball-Bundestrai­ner der Geschichte verpasste die von ihm geforderte­n Erfolge allesamt. Als jetzt noch Hannings größter Traum in Gefahr geriet – seit er 2013 als Vizepräsid­ent beim DHB anheuerte, spricht er vom olympische­n Gold 2020 –, wollte auch er auf nichts und niemanden mehr Rücksicht nehmen. Was in der Handball-Szene für deutlich größere Entrüstung sorgt als Schweinche­n-Pullover und rosa Sakkos.

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Foto: dpa Immer ein Hingucker: DHB-Chef Bob Hanning.
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